# taz.de -- Neue Direktorin des Jüdischen Museums: Hetty Berg soll's richten | |
> Das Jüdische Museum Berlin hat eine neue Direktorin. Die Einrichtung | |
> kämpfte jüngst mit einem Skandal um eine vermeintlich antiisraelische | |
> Ausrichtung. | |
Bild: Wird sie die Erwartungen erfüllen? Hetty Berg begibt sich in ein schwier… | |
Berlin afp/taz | Das Jüdische Museum Berlin hat eine neue Direktorin: Der | |
Stiftungsrat berief am Dienstag die Kuratorin und Museumsmanagerin Hetty | |
Berg zur neuen Direktorin, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters als | |
Vorsitzende des Stiftungsrates mitteilte. Berg wird die Leitung des Hauses | |
am 1. April 2020 übernehmen. Sie folgt auf Peter Schäfer, der im Juni nach | |
anhaltender Kritik zurückgetreten war. | |
„Mit Hetty Berg haben wir eine international erfahrene Museumsexpertin | |
gewonnen. Sie widmet sich seit vielen Jahrzehnten der Vermittlung jüdischer | |
Geschichte, Kultur und Religion“, erklärte Grütters. Der Zentralrat der | |
Juden in Deutschland begrüßte die Berufung Bergs als neue Direktorin. „Wir | |
hoffen, dass das Haus mit ihr an der Spitze wieder in ruhigere Fahrwasser | |
kommen wird“, erklärte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster. | |
Berg, geboren 1961 in Den Haag, studierte Theaterwissenschaften in | |
Amsterdam und Management in Utrecht. Von 1989 an war sie als Kuratorin und | |
Kulturhistorikerin am Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam tätig. | |
Seit 2002 arbeitete Hetty Berg als Museumsmanagerin und Chefkuratorin des | |
Jüdischen Kulturviertels in Amsterdam, zu dem neben dem Jüdischen | |
Historischen Museum auch das Kindermuseum, die Portugiesische Synagoge, das | |
Nationale Holocaust-Museum und die Gedenkstätte Hollandsche Schouwburg | |
gehören. | |
## Empörung wegen eines Tweets | |
Auslöser der Kontroverse um den zurückgetretenen Museumsdirektor Schäfer | |
war ein von der Pressesprecherin des Museums abgesetzter [1][Beitrag auf | |
dem offiziellen Twitterkanal] des Museums, auf dem sie unter dem Hashtag | |
#mustread auf einen [2][Artikel der taz] verwies. In dem Bericht ging es um | |
die Kritik von 240 jüdischen und israelischen Wissenschaftlern an dem | |
Beschluss des Bundestags, die Israel-Boykott-Bewegung Boycott, Divestment, | |
Sanctions (BDS) als antisemitisch zu verurteilen. | |
In dem Tweet wurde ein Satz aus der Erklärung der Wissenschaftler, der den | |
Bundestagsbeschluss unmittelbar kritisierte, direkt zitiert – allerdings | |
ohne diesen in Anführungszeichen zu setzen, was von Kritikern des | |
Museumsdirektors [3][gezielt skandalisiert] wurde. Sie fassten den Tweet | |
als Verstoß gegen das Neutralitätsgebot des von der öffentlichen Hand | |
finanzierten Museums auf und stellten Schäfer und das Museum teilweise in | |
die Nähe der BDS-Bewegung. | |
Schon früher war Schäfer wegen des Vorwurfs, antiisraelischen Positionen in | |
die Hände zu spielen, in die Kritik geraten. Im März hatte er den | |
iranischen Kulturattaché im Jüdischen Museum empfangen, was er später | |
selbst als „Dummheit“ und als „naiv“ bezeichnete. | |
Mit der Sonderausstellung „Welcome to Jerusalem“ hatte Schäfer im | |
vergangenen Jahr den Ärger von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu | |
auf sich gezogen, [4][wie die taz erfuhr]. Die Regierung in Jerusalem | |
empfand die Ausstellung als antiisraelisch, da sie neben dem jüdischen und | |
christlichen auch dem palästinensischen Narrativ viel Raum einräumte. | |
27 Nov 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/jmberlin/status/1136633875411755010 | |
[2] /Bundestagsbeschluss-zu-Israel-Boykott/!5601030 | |
[3] /BDS-Tweet-des-Juedischen-Museums-Berlin/!5600322 | |
[4] /Schreiben-liegt-der-taz-exklusiv-vor/!5553564 | |
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