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# taz.de -- Angriff auf Göttinger Wohnprojekt: Linke haben 'ne Schraube locker
> Unbekannte lösen Radmuttern an Autos von Bewohner*innen eines
> Wohnprojektes. Die Polizei nimmt keine Anzeige auf, will aber ermitteln.
Bild: Fürchten, Ziel rechter Angriffe geworden zu sein: Bewohner*innen der Pro…
Göttingen taz | Die Bewohner eines linken Hausprojektes in Göttingen
sprechen von einem „Angriff“. An zwei Autos von Aktivisten der nach der
„Obere-Masch-Straße“ und der Hausnummer 10 benannten [1][Initiative
„OM10“], hätten Unbekannte die Radmuttern gelöst – „jeweils am Reifen
hinten links“, berichtete die Gruppe gestern. Eine Mutter sei auch ganz
entfernt worden: „Damit wurden Unfälle mit gegebenenfalls tödlichen Folgen
in Kauf genommen.“ Die Sabotage sei jedoch rechtzeitig entdeckt worden und
deshalb niemand zu Schaden gekommen.
Eine der betroffenen Personen habe die Tat bei der Polizei anzeigen wollen,
erklärte die „OM10“ weiter. Sie habe auf der Wache auch angegeben, in dem
Hausprojekt aktiv zu sein, um damit auf ein mögliches Tatmotiv aufmerksam
zu machen. Der diensthabende Beamte habe jedoch „unmissverständlich“
signalisiert, dass er sich für diesen Vorgang nicht sonderlich
interessiere. Es sei ja nichts passiert, nichts abhanden gekommen und
niemand zu Schaden gekommen. Erst auf Drängen hin habe der Polizist
schließlich einen “Vermerk auf einen Schmierzettel“ gemacht.
Der Chef der Polizeiinspektion Göttingen, Thomas Rath, sagte auf
taz-Anfrage, ein entsprechender Vorgang sei in der Dienststelle nicht
bekannt: „Wir konnten bislang nichts zu einer Anzeige in der Sache finden,
es liegt keine Dokumentation vor.“
Die Polizei werde gleichwohl nun von Amts wegen Strafantrag stellen,
„vermutlich wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“.
Gleichzeitig würden die Verfasser der Erklärung angeschrieben – mit der
Bitte, Einzelheiten zu dem Vorfall vorzutragen.
## Bewohner*innen befürchten rechte Täter
„Als linkes Projekt, welches sich sichtbar für die Anliegen und Rechte von
Geflüchteten einsetzt, sich für ein soziales Miteinander ins Stadtgeschehen
einmischt, wissen wir, dass die,OM10' jederzeit angegriffen werden kann“,
heißt es in der Erklärung des Hausprojektes.
Trotz der bislang ungeklärten Umstände und fehlender Hinweise auf die
Täter, geht die „OM10“ davon aus, dass Rechtsextremisten die Radmuttern
gelöst haben könnten. Denn in den vergangenen Wochen habe es in der Stadt
mehrmals mutmaßlich von Neonazis begangene Anschläge und Übergriffe
gegeben.
So verübten Unbekannte Ende Oktober einen Brandanschlag auf dem Grundstück
eines von Studierenden bewohnten Hauses am Rand des Universitätscampus. In
einem Holzunterstand im Garten hätten mehrere Sitzmöbel und Teile des
Unterstands in Flammen gestanden, hatten die Bewohner berichtet. Das Feuer
habe Sofas, das Dach und den Boden der hölzernen Konstruktion beschädigt.
Bewohner konnten den Brand mit Wasser und einem Feuerlöscher ersticken,
bevor er auf weitere Teile des Gartens oder des Hauses übergreifen konnte.
Die Feuerwehr musste nicht ausrücken.
In derselben Nacht wurden Wände auf dem Uni-Campus mit Hakenkreuzen,
SS-Runen und dem Schriftzug „Wir kommen“ beschmiert. Außerdem wurden die
Räumlichkeiten des linken Fachschaftsrates Sozialwissenschaften großflächig
mit Farbe bemalt.
Im August hatten Unbekannte Hakenkreuze auf den Gedenkstein für frühere
Zwangsarbeiter der Uniklinik gesprüht. Am Kulturwissenschaftlichen Zentrum
fand sich die mit roter Farbe gesprühte Forderung nach Freilassung des
Massenmörders Anders Breiviks und anderer faschistischer Terroristen.
5 Dec 2019
## LINKS
[1] /Raum-fuer-Gefluechtete-in-Goettingen/!5345985
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Göttingen
Wohnprojekt
Geflüchtete
Polizei
Universität Göttingen
Geflüchtete
Göttingen
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