# taz.de -- Jugendliche in Schleswig-Holstein: Zu viel Kontakt zu Nazis | |
> In Schleswig-Holstein haben 6.200 Jugendliche ein rechtsextremes | |
> Weltbild. Das geht aus einer Studie des Kriminologischen | |
> Forschungsinstituts hervor. | |
Bild: Erreichen 35 Prozent der Jugendlichen im Norden: Rechtsradikale – hier … | |
Hamburg taz | In Schleswig-Holstein suchte die rechtsextreme Szene im | |
vergangenen Jahr nicht oft die breite Öffentlichkeit. Es gab kleine | |
Aktionen und klandistine Konzerte. Die Szene strahlt dennoch auch aus – | |
verstärkt auch auf Schüler*innen. | |
3,1 Prozent der Jugendlichen in Schleswig-Holstein zeigen im Alter von 12 | |
bis 18 Jahren ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“, stellt das | |
Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen fest. Im Auftrag des | |
Landespräventionsrats Schleswig-Holstein konnte das Institut 171 | |
Klassenverbände befragen. Beunruhigender als die kleine Prozentzahl wirkt | |
die tatsächliche Anzahl von rund 6.200 Jugendlichen. | |
Anlass zur Sorge ist auch, dass von den 200.104 Einwohner*innen zwischen 12 | |
und 18 Jahren 8,8 Prozent Mitglied in einer „rechten Kameradschaft, Clique | |
oder einer anderen rechte Gruppe“ sind. Jede*r elfte Schüler*in ist demnach | |
in einer dieser Gruppen. Im Landgerichtsbezirk Flensburg sind gar 13,5 | |
Prozent in der Szene verankert, deutlich mehr als in Lübeck (8,4 Prozent), | |
Kiel (8,0 Prozent) und Itzehoe (7,2 Prozent). | |
Knapp 35 Prozent der Jugendlichen haben zudem „Kontakterfahrungen“. Die | |
drei häufigsten Zugangswege, so die Studie, seien dabei Flyer (24,6 | |
Prozent), Internetseiten von rechten Organisationen und Gruppen (9,8 | |
Prozent) und Rechtsrock (7,0 Prozent). Meist kaum in Medien und Politik | |
verhandelt wird die Relevanz der direkten Kommunikation von Angesicht zu | |
Angesicht. Im Internet findet man aber nur zu den entsprechenden Websites, | |
Portalen und Imageboards, wenn Vorwissen da ist oder Tipps gegeben werden. | |
## Anhaltender Rechtstrend | |
Einzelne Werte zu verschiedenen Ressentiments belegen den anhalten | |
Rechtstrend: 15,9 Prozent sind muslimfeindlich eingestellt, 15,3 Prozent | |
stimmen ausländerfeindlichen Positionen zu. 14,5 Prozent hegen | |
chauvinistische und 13,8 Prozent sozialdarwinistische Einstellungen. In | |
diesem Kontext ist es nur konsequent, dass 38,9 Prozent abwertend über | |
Hartz-IV-Empfänger*innen denken, 12,9 Prozent negativ gegen Obdachlose | |
eingestellt sind und 6,2 Prozent Menschen mit Behinderungen abwerten. | |
Homophobe Einstellungen haben 9,4 Prozent und sexistische Vorstellungen 5,6 | |
Prozent. | |
Die Untersuchung zeigt also die Relevanz des sozialen Umfeldes für | |
diskriminierendes Verhalten und entsprechende Einstellungen. Besteht ein | |
Kontakt zur Szene, nehmen Hass und Hetze zu. Sind die Eltern, beste*r | |
Freund*in und Klassenlehr*innen selbst voller Vorurteile, verstärken sich | |
die rechten Einstellungen. Die Autor*innen der Untersuchung betonen, dass | |
ein Ausbau der Präventionsarbeit für Toleranz, Empathie und Demokratie | |
dringend geboten sei. | |
5 Dec 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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