# taz.de -- Klimabedingte Wetterextreme: Horn von Afrika versinkt im Regen | |
> Somalia und Südsudan leiden unter starken Überschwemmungen. Als Ursache | |
> gilt die Erwärmung des Indischen Ozeans vor Ostafrika. | |
Bild: Große Landstriche im Zentrum Somalias stehen unter Wasser | |
NAIROBI taz | Schwere Überschwemmungen, verursacht durch zwei Monate mit | |
starken Regenfällen, haben in Somalia und Südsudan über eine halbe Million | |
Menschen in die Flucht getrieben. Und die Voraussagen versprechen bis | |
Jahresende noch mehr schweren Regen. | |
[1][Somalia] ist eines der ärmsten Länder der Welt, die Regierung | |
kontrolliert kaum Gebiete außerhalb der Hauptstadt, und die 15 Millionen | |
Einwohner kennen eigentlich eher Dürre und Hungersnöte. Nun stehen weite | |
Agrargebiete unter Wasser. Die Bauern im Süden des Landes haben ihre Äcker | |
und Hütten meist direkt an den Flüssen, um die Bewässerung zu erleichtern. | |
Jetzt sind die meisten Flüsse über die Ufer getreten und haben die Ernten | |
vernichtet. Das Flusswasser stieg oft so schnell, dass fliehende Menschen | |
nicht einmal ihre Kleider oder Kochtöpfe retten konnten. | |
„Dass Vertriebene unter freiem Himmel leben müssen, ist schlimm, aber jetzt | |
drohen auch noch Malaria und Cholera“, sagt Abdi Abdullahi vom Roten | |
Halbmond in der Stadt Beledweyne, die am schwersten getroffen ist. Laut dem | |
Somalia-NGO-Konsortium, einem Bündnis von über 80 humanitären | |
Organisationen, hat die Hälfte der 15 Millionen Einwohner Somalias jetzt zu | |
wenig zu essen. „Die Krise in Somalia geht die ganze Welt etwas an“, meint | |
Nasra Ismail, Direktor des Konsortiums. „Klimaschocks sind kein lokales | |
Phänomen, sondern Ausdruck eines ökologischen Notstands.“ | |
Vergleichbar dramatisch ist die Lage in [2][Südsudan], wo seit sechs Jahren | |
Bürgerkrieg herrscht und konfliktbedingt nach UN-Angaben beinahe 4 | |
Millionen Menschen unzureichend Nahrung haben. Nun ist diese Zahl auf fast | |
6 Millionen gestiegen – etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Denn 15 | |
der 18 Bundesstaaten Südsudans sind von nicht nachlassenden schweren | |
Regenfällen betroffen. | |
## Knietiefer Schlamm | |
Einer der schlimmsten getroffenen Orte ist Pibor im Osten des Landes an der | |
Grenze zu Äthiopien. „Etwa 90 Prozent der Häuser stehen unter Wasser, wie | |
auch unser Krankenhaus. Der Schlamm ist knietief und es gibt keine | |
Elektrizität“, berichtet Edi Atte von Ärzte ohne Grenzen. Bauern haben ihre | |
Ernte verloren und viele Hirten ihre Tiere. „Der Regenfall ist seit | |
Jahrzehnten nicht so schlimm gewesen“, wird ein alter Viehhirte zitiert, | |
der ein Dutzend seiner Kühe verloren hat. | |
Als Ursache für den heftigen Dauerregen gilt ein Klimaphänomen. Der | |
westliche Indische Ozean, an dem Ostafrika liegt, ist derzeit wärmer als | |
gewöhnlich. Forscher sagen, dass eine erhöhte Verdunstung des Ozeans über | |
das Horn von Afrika weht und dort als Regen niedergeht – vor allem im | |
äthiopischen Hochland, wo die nach Somalia und Südsudan fließenden Flüsse | |
entspringen. „Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit mehr solche | |
Ereignisse erleben“, sagte Nathanial Matthews von der Global Resilience | |
Partnership in Stockholm. „Die Ozeane erwärmen sich aufgrund des | |
Klimawandels.“ | |
20 Nov 2019 | |
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[1] /UN-Friedenstruppe-in-Somalia/!5605832 | |
[2] /Friedensprozess-in-Suedsudan/!5625034 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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