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# taz.de -- Deutschpflicht im Schulhort?: Die AfD versteht’s nicht
> In einem Neuköllner Schulhort sprechen ErzieherInnen Türkisch und
> Arabisch. Die AfD sieht Deutschenfeindlichkeit, die Stadträtin „ganz
> normales Leben“.
Bild: „Zweite Klasse“ steht hier auf Arabisch und Türkisch an einer Schulw…
Erinnert sich noch jemand an die Diskussion um eine Deutschpflicht auf
Schulhöfen? Vor 13 Jahren hatte eine Weddinger Schule ihre Jugendlichen
eine Vereinbarung unterzeichnen lassen: nur noch Deutsch in der Schule,
auch in den Pausen! Super Maßnahme, Sprache ist der Schlüssel zur
Integration, sagten manche Expert*innen. Diskriminierung!, schrien die
anderen. Zehn Jahre später flammte die Diskussion erneut auf, als der
Türkische Bund von der rot-rot-grünen Landesregierung forderte, sie möge
die Schulen anweisen – inzwischen waren einige dem Beispiel der Weddinger
Schule gefolgt –, die Deutschpflicht wieder abzuschaffen.
Danach war erst mal Ruhe. Jede Schule machte weiter nach ihrer Fasson. Bis
eine Neuköllner AfD-Abgeordnete nun das Thema für sich entdeckte (geradezu
ein bisschen verpennt für die Rechtspopulisten angesichts so ultimativer
Reizwörter wie „Deutsch“ und „Schulhof“). Die Kommunalpolitikerin Anne
Zielisch will nun jedenfalls von Schulstadträtin Karin Korte (SPD) auf der
nächsten Bezirksverordnetenversammlung wissen: „Ist der Kleine Fratz
deutsch(en)feindlich?“
## Der kleine Fratz spricht Türkisch!
Darum geht’s: Die Zürich-Grundschule in Britz wollte die Vereinbarung mit
dem Träger der nachmittäglichen Hortbetreuung Kleiner Fratz GmbH kündigen.
Der Grund: Die ErzieherInnen hatten mit einigen Eltern in deren
Muttersprachen Türkisch und Arabisch gesprochen. Die Schulleitung habe
daraufhin kommuniziert, dass sie das nicht gutheiße und über einen
Trägerwechsel für den Schulhort nachdenke, sagt Grit Nierich,
Geschäftsführerin bei Kleiner Fratz.
Die Eltern wiederum organisierten daraufhin bereits Ende Oktober eine Demo:
Sie wollten keinen Trägerwechsel und fanden die Deutsch-Order obendrein
diskriminierend. Auch die Antidiskriminierungsstelle soll eingeschaltet
worden sein, was sich aber als Gerücht unter den Eltern herausstellte, wie
Schulstadträtin Korte sagt.
Das wiederum veranlasste die AfD-Abgeordnete Zielisch zu der besorgten
Frage an das Schulamt, ob sich da ein Hortträger in
„Einschüchterungsversuchen“ gegenüber dem Schulpersonal versuche.
Man habe sich mit der Schule inzwischen darauf verständigt, dass in
kommunikativen „Notfällen“ natürlich Türkisch oder Arabisch gesprochen
werden könne, erklärt Fratz-Geschäftsführerin Nierich. Rund 90 Prozent der
SchülerInnen sind nichtdeutscher Herkunftssprache. Und natürlich ist es
besser, deren Eltern wissen, wann der nächste Ausflug stattfindet. „Das
ganz normale Leben eben“, kommentiert Korte trocken. Auch wenn die AfD das
wohl weder auf Deutsch noch auf Türkisch versteht.
27 Nov 2019
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Diskriminierung
arabisch
Neukölln
Türkisch
Deutschpflicht
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt AfD
Kolumne Nachsitzen
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