| # taz.de -- Mietenpolitik in Berlin: Der Deckel ist eingetütet | |
| > Der Senat beschließt den Mietendeckel – ohne auf die Kritik der Bezirke | |
| > einzugehen. Mietern könnte der Deckel 2,5 Milliarden Euro Entlastung | |
| > bringen. | |
| Bild: Wer darf wo wohnen in Berlin? | |
| Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) sieht angesichts der dramatischen | |
| Entwicklung auf dem Berliner Wohnungsmarkt keine Alternative zum | |
| Mietendeckel. „Hätten wir weiterhin nur Forderungen an den Bund stellen | |
| sollen, die dann mit der Mehrheit der Großen Koalition zurückgewiesen | |
| werden?“, fragte sie am Dienstag in der Pressekonferenz nach der | |
| Senatssitzung. | |
| Dass Rot-Rot-Grün den Mietendeckel innerhalb weniger Monate entwickelt und | |
| nun am Dienstag im Senat „mit kleinen Veränderungen“ beschlossen hat, sei | |
| ein Zeichen für die „lösungsorientierte, verantwortungsvolle Politik“ der | |
| Koalition. Mitte Dezember kann sich das Abgeordnetenhaus erstmals mit dem | |
| Gesetz befassen. | |
| R2G will die Mieten für 1,5 Millionen Berliner Wohnungen, die vor 2014 | |
| gebaut wurden, fünf Jahre lang auf dem Stand von Juni 2019 einfrieren. | |
| Zudem sieht der Gesetzentwurf für Neuvermietungen Obergrenzen je nach Alter | |
| und Ausstattung der Wohnung vor. Werden diese um über 20 Prozent | |
| überschritten, soll die Senkung von Bestandsmieten möglich sein. | |
| [1][Lompscher] rechnet damit, dass MieterInnen damit in fünf Jahren um 2,5 | |
| Milliarden Euro entlastet werden. Läuft alles nach Plan, könnte das Gesetz | |
| Ende Januar verabschiedet werden. | |
| Die Senatorin geht von einer Überprüfung des Gesetzes durch den | |
| Verfassungsgerichtshof aus – das könne bereits innerhalb „weniger Monate“ | |
| geschehen. Einer Klage sehe sie „relativ gelassen“ entgegen. Dennoch riet | |
| Lompscher MieterInnen, die Senkungen durchgesetzt haben, das eingesparte | |
| Geld zunächst zur Seite zu legen – falls es nach einer erfolgreichen Klage | |
| gegen das Gesetz zu Schadenersatzansprüchen kommen sollte. Die Senatorin | |
| kündigte zugleich eine umfassende Beratungskampagne an. | |
| Zuletzt hatte der Rat der Bürgermeister dem Mietendeckel zwar zugestimmt, | |
| aber eine Aufgabenwahrnehmung durch die Bezirke abgelehnt. Der Senat möge | |
| diese Forderung prüfen und „im Sinne einer rechtmäßigen und verlässlichen | |
| Verwaltungsumsetzung“ auch umsetzen. Darauf sei der Senat jedoch nicht | |
| eingegangen, so Lompscher. Die Bezirke bleiben demnach erste | |
| Ansprechpartner für die Bürger, sie sollen den Deckel auch überwachen. | |
| Dafür bekommen sie 48 neue Stellen, je nach Umfang des betroffenen | |
| Wohnungsbestandes sind das 3 bis 5,5 je Bezirk. | |
| Die CDU kündigte am Dienstag eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht | |
| an. „Der Mietendeckel verhindert dringend benötigten Neubau und verschärft | |
| so das Problem steigender Mieten“, sagte Jan-Marco Luczak, Vorsitzender der | |
| Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten. Zudem sei der Deckel sozial ungerecht, | |
| weil „gut situierte Mieter in teuren, sanierten Altbauwohnungen am meisten | |
| von ihm profitieren“. Soziale Vermieter wie Genossenschaften und private | |
| Kleinvermieter würden in wirtschaftliche Existenznot gebracht. | |
| „Wir begrüßen den Mut des Senats, auf dem extrem angespannten Wohnungsmarkt | |
| den Schutz der MieterInnen vor einem weiteren Anstieg der | |
| Wohnkostenbelastung mit einer eigenen landesgesetzlichen Regelung zu | |
| begegnen“, erklärte hingegen Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner | |
| Mietervereins. Er mahnte zugleich, „dass in aller Eile nicht die | |
| Rechtssicherheit gefährdet wird und Unausgegorenes am Ende den Beteiligten | |
| auf die Füße fällt.“ | |
| 26 Nov 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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