| # taz.de -- Keine Abtreibungen mehr in Flensburg: Der Glaube ist nicht das Prob… | |
| > In einem neuen kirchlichen Krankenhaus soll es keine Abtreibungen mehr | |
| > geben. Aber es sind längst nicht nur konfessionelle Träger, die so | |
| > handeln. | |
| Bild: Verantwortlich für solche Zustände ist nicht der Glaube, sondern das de… | |
| Zwei kirchliche Träger planen ein ökumenisches Krankenhaus und weigern | |
| sich, dort weiter Abtreibungen durchzuführen. Es wäre aber verlogen, sich | |
| jetzt über konfessionelle Kliniken aufzuregen. Denn sie sind nicht die | |
| Einzigen, die so handeln. | |
| Unikliniken sehen sich außerstande, neben den Spätabbrüchen von behinderten | |
| Kindern die ganz normalen Abtreibungen durchzuführen. Und zahlreiche | |
| Kliniken in privater oder städtischer Trägerschaft machen | |
| Schwangerschaftsabbrüche nach ihren ganz eigenen Regeln. | |
| Manche verweigern einer Frau den Schwangerschaftsabbruch, wenn dies bereits | |
| ihr zweiter ist. Sehr viele wollen nur bis zur 10. Schwangerschaftswoche | |
| operieren, obwohl es bis zur 14. erlaubt wäre. Das dann ausschließlich in | |
| Vollnarkose und nicht unbedingt mit der schonenderen Absaugmethode, weil | |
| der Chef nur Ausschabung gelernt hat | |
| Und zwischendurch fällt der Eingriff aus, weil es gerade niemanden in der | |
| Gynäkologie gibt, der will. Oder einen leitenden Arzt, der es verbietet, | |
| wie vor drei Jahren im wendländischen Dannenberg. Darüber [1][hatte sich | |
| die niedersächsische Gesundheitsministerin empört] – aber dazu geschwiegen, | |
| dass in ihrem Bundesland Frauen bis zu 150 Kilometer für den Eingriff | |
| fahren müssen. | |
| ## Schwangerschaftsabbrüche sind keine Kassenleistung | |
| Verantwortlich für solche Zustände ist nicht der Glaube, sondern [2][das | |
| deutsche Abtreibungsrecht]. Das erlaubt nicht nur dem oder der einzelnen | |
| Ärzt*in, Abtreibungen aus Gewissensgründen abzulehnen, sondern bietet | |
| Kliniken einen Freifahrtschein, nach Gutdünken zu handeln. | |
| Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland eine Straftat, daher keine | |
| Kassenleistung, weswegen die Kliniken auch nicht dazu verpflichtet werden | |
| können. | |
| Das führt dazu, dass [3][bundesweit die Zahl der Praxen und Kliniken | |
| sinkt], die Abbrüche durchführen. Wer ein Interesse daran hat, dass Frauen | |
| gut und wohnortnah versorgt werden, wenn sie ein Kind nicht bekommen | |
| wollen, muss das Gesetz ändern, sprich den Paragrafen 218 abschaffen. Der | |
| Vorschlag der Bundesregierung, die Mediziner*innenausbildung zu | |
| verbessern, greift zu kurz. | |
| 5 Nov 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Wahl-in-Niedersachsen/!5450993 | |
| [2] https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218.html | |
| [3] /Immer-weniger-Aerztinnen/!5487589 | |
| ## AUTOREN | |
| Eiken Bruhn | |
| ## TAGS | |
| katholisch | |
| Paragraf 218 | |
| Schwerpunkt Abtreibung | |
| Katholische Kirche | |
| Katholizismus | |
| Flensburg | |
| Kristina Hänel | |
| Paragraf 218 | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kristina Hänel über Paragraf 219a: „Das Tabu ist gebrochen“ | |
| Kristina Hänel ist bekannt als „die Abtreibungsärztin“. Sie spricht über | |
| den Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Ächtung von | |
| Abtreibungen. | |
| Juristin über die Neuregelung von § 219a: „Das ist völlig widersprüchlich… | |
| Erstmals seit der Paragraf geändert wurde, steht wieder eine Ärztin vor | |
| Gericht. Juristin Ulrike Lembke über die Chance, dass es noch zu einem | |
| besseren Gesetz kommt. |