# taz.de -- Aktionswoche von Extinction Rebellion: Blockiert in den Citys | |
> Während in Berlin alles weitgehend friedlich verlief, wurde es anderswo | |
> ruppiger: Etwa 1.000 Festnahmen gab es allein in London. | |
Bild: „Extinction Rebellion“ am Freitag vor dem Brandenburger Tor | |
BERLIN taz/dpa/ap | Auch am fünften Tag ihres bunten Protestes hielt | |
[1][Extinction Rebellion] (XR) in Berliner Polizei und Autofahrer auf Trab: | |
Gegen Freitagmittag marschierten etwa 2.000 Klimaaktivist*innen vom | |
Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz in der Mitte der Stadt, am Nachmittag | |
blockierten sie das Bundesumweltministerium. Das Ressort sei „in der | |
Pflicht die volle Dringlichkeit und Tragweite der #Klimakrise zu | |
kommunizieren“, hieß es dazu bei Twitter. | |
Bislang war die Protestwoche in 60 Städten weltweit laut Veranstaltern ein | |
Riesenerfolg. Tausende beteiligten sich allein [2][in der deutschen | |
Hauptstadt] an Sitzblockaden und Demonstrationen. Unter anderem eine | |
Kreuzung am Potsdamer Platz, der zentrale Kreisverkehr Großer Stern und | |
zahlreiche Brücken über die Spree waren zeitweise für den Autoverkehr | |
gesperrt. Nur Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen ließen die | |
Aktivist*innen durch. | |
Die Aktionswoche in Berlin ist ein Teil von Protesten der Bewegung | |
Extinction Rebellion [3][weltweit]. XR (etwa „Rebellion gegen das | |
Aussterben“) fordert unter anderem eine strikte CO2-Neutralität bis 2025 | |
und umfassende basisdemokratische Reformen für | |
Bürger*innenbeteiligung in der Politik. Die Aktivist*innen betonen | |
stets, friedlich protestieren zu wollen – und fordern Gewaltfreiheit auch | |
von der Polizei. | |
Die war nicht immer gewährleistet. [4][In London] haben die Ordnungshüter | |
seit Montag mehr als 1.000 Klimaaktivist*innen festgenommen. Etwa 50 | |
„Rebell*innen“ setzte Scotland Yard am Donnerstag am City Airport fest. | |
Sie hatten dort versucht, den Betrieb zu stören. | |
## „Rücksichtslos, dumm und gefährlich“ | |
Einem Mann mit einem Flugticket war es gelungen, beim Boarding auf das Dach | |
einer Maschine zu klettern. Die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick, | |
kritisierte das als „rücksichtslos, dumm und gefährlich“. Laut britischen | |
Medien handelt es sich bei dem Mann um einen früheren paralympischen | |
Radsportler. Insgesamt wurden laut Scotland Yard in London 80 Tonnen an | |
Ausstattung abtransportiert, darunter mobile Toiletten und Generatoren. | |
Stanley Johnson, der Vater des britischen Premierministers, unterstützte im | |
Gegensatz zu seinem Sohn Boris die Umweltbewegung. Was Extinction Rebellion | |
tue, sei „enorm wichtig“, sagte der Senior. Er hatte bereits Mittwoch am | |
Trafalgar Square mit Demonstrant*innen gesprochen. Sohn Boris Johnson hatte | |
zuvor gesagt, diese sollten mit ihren „nach Hanf riechenden Biwaks“ London | |
verlassen. | |
Auch in Paris blockierte Extinction Rebellion den Verkehr. Dutzende | |
Aktivist*innen hielten Autos an der Durchgangsstraße Rue de Rivoli an, | |
die von der Place de la Concorde über den Louvre zum Rathaus führt. | |
„Befreit die in Autos eingesperrten Radfahrer“, riefen die | |
Klimaaktivist*innen. | |
## Dutzende Festnahmen in New York | |
Im New Yorker Stadtbezirk Manhattan brachte XR am Donnerstag ein grünes | |
Boot zum zentralen Times Square. „Act Now“ (Handelt jetzt) stand auf dem | |
Schiff. Manche Demonstranten trugen Schilder in der Form von | |
Rettungsringen, auf denen „Rettet unsere Zukunft“ stand. Die | |
Protestierenden widersetzten sich zunächst der Anordnung der Polizei, den | |
Verkehrsknotenpunkt zu verlassen. Die Polizei nahm auch hier Dutzende | |
Personen fest. | |
In Berlin gab es nur „vereinzelt“ Festnahmen. Angesichts der Vielzahl der | |
Aktionen sei deren Zahl aber „relativ gering“, sagte eine | |
Polizeisprecherin. Die Beamten hatten die Blockaden teilweise als spontane | |
Versammlung gewertet und dort, wo sie Sitzblockaden räumten, weitestgehend | |
auf Schmerzgriffe verzichtet. | |
Da in Berlin aktuell Herbstferien sind, sind die Straßen leerer als | |
gewöhnlich. Trotzdem mussten sich Autofahrer*innen zum Teil auf etwa 20 | |
Minuten längere Fahrzeiten einstellen, um die Blockaden zu umfahren. | |
Einige Aktivist*innen klebten sich fest, beispielsweise bei Protesten am | |
Konrad-Adenauer-Haus, der Bundeszentrale der CDU. Ähnliches geschah am | |
Bundesumweltministerium. Zahlreiche Protestler*innen ketteten sich auch | |
bei Blockaden mit sogenannten Lock-Ons fest, um die Räumung zu erschweren. | |
Die Proteste sollen bis Sonntag andauern. Eine Sprecherin der Polizei | |
sagte, die Polizei rechne mit einem Einsatzende nicht vor Montag. | |
Hat es was gebracht? Das kann man so oder so sehen. Extinction Rebellion | |
ist enttäuscht von der Bundesregierung. „Unsere Forderungen wurden nicht | |
erfüllt“, sagte XR-Sprecherin Annemarie Botzki. „Und die Regierung hat auch | |
nicht das Gespräch mit uns gesucht.“ Die Gruppierung sei nun „in einer | |
friedlichen Rebellion, bis die Regierung die Forderungen umsetzt“. | |
11 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/XRBerlin | |
[2] http://3725226 | |
[3] /Extinction-Rebellion-weltweit/!5631865 | |
[4] /Extinction-Rebellion-in-London/!5632618 | |
## AUTOREN | |
Anett Selle | |
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