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# taz.de -- Die Wahrheit: Kein Kühlschrank für Ausländer
> Umfragen ergaben: Briten und Britinnen lehnen einen Kühlschrankhändler
> stärker ab als den Brexit. Wie konnte es so weit kommen?
Bild: Ratlos: Premierminister Boris Johnson im britischen Parlament
Wer braucht schon einen Kühlschrank? Ausländer wie ich dürfen keinen kaufen
– jedenfalls nicht bei Currys. Das britische Unternehmen, das 1884 von
Henry Curry in Leicester als Fahrradladen gegründet wurde, akzeptiert keine
ausländischen Kreditkarten. Brexit falsch verstanden?
Ein Tom Taylor von Currys’ Team Knowhow, das keineswegs über Knowhow
verfügt, schrieb mir, es habe ihn sehr betroffen gemacht, dass ich ein
Problem mit dem „Kauf eines Kühlschranks auf unserer Webseite“ hatte. Aber
er war nicht betroffen genug, um meine Kreditkarte anzunehmen, sondern
wünschte mir lediglich, dass ich bald in den Besitz eines neuen
Kühlschranks gelangen möge.
Nach meinem Hinweis, dass jeder irische Dorfladen Kreditkarten aus aller
Welt annehme, schickte Taylor seine Kollegin Mollie Lyne vor. Sie
versprach, mein Problem bei der nächsten internen Prüfung zur Sprache
bringen. Ich schickte ihr ein Papier über die Geschichte und Funktion von
Kreditkarten und bat sie, es ihren Chefs vorzulegen, da die offenbar auf
dem Stand der sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts seien.
Damit war der Briefwechsel beendet. Ich war wohl zu sarkastisch. Das ist
mir des Öfteren zum Verhängnis geworden. Als meine Bank zum Beispiel eine
Überweisung an die Krankenkasse nicht ausführte, weil mein Konto überzogen
war, gratulierte ich dem Filialleiter, dass er mich durchschaut habe: Ich
wollte mir von der Krankenkasse auf Kosten seiner Bank falsche Hüftgelenke
erschleichen und mich aus dem Staub machen. Durch seinen beherzten Einsatz
habe er das verhindert, deshalb müsse ich nun einen Überziehungskredit
beantragen. Der wurde abgelehnt.
## Currexit now!
Und den Kühlschrank kann ich auch vergessen, was vielleicht gar nicht
schlecht ist. Currys, zu dem auch Dixons Carphone und PC World gehören,
ist mehrmals zum schlechtesten britischen Unternehmen gewählt worden, wie
ich herausfand. Bei den Onlinebewertungen beurteilten 55 Prozent den
Service als schlecht bis grauenhaft. Das sind mehr, als für den Brexit
gestimmt haben.
Hunderte von Kunden schilderten ihre schrecklichen Erlebnisse. Eine Frau
wollte, wie ich, einen Kühlschrank kaufen und durfte ihn sogar bezahlen. Es
klappte dennoch nicht, weil die beiden Auslieferer sich aus
Sicherheitsgründen nicht die beiden Stufen im Garten hinuntertrauten. Dafür
würden vier Männer benötigt. Die rückten neun Tage später an, stellten
jedoch überrascht fest, dass sie den Kühlschrank im Lager vergessen hatten.
Als die Kundin erbost in der Filiale anrief, erklärte man ihr, das dieses
Modell längst ausverkauft sei.
Currys hätte sich wie der Firmengründer damit zufrieden geben sollen,
Fahrräder zu verkaufen. Da ich nun keinen Kühlschrank habe, muss ich mich
auswärts versorgen: Ich werde mir beim indischen Takeaway ein Curry
bestellen.
21 Oct 2019
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Curry
Kühlschrank
Kreditkarte
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