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# taz.de -- Die Wahrheit: Brexit auf Koks
> Johnson zog sich mit einem Niesen unbeschadet aus der Affäre, Gove
> hingegen fällt als verlogenes Säckchen deutlich unangenehmer auf.
Bild: Weich gebettet in der Business Class: der Finanzberater auf dem Weg nach …
Fast wäre es schiefgegangen. Boris Johnson erhielt für seinen Brexit-Plan,
den er mit der EU ausbaldowert hatte, eine Mehrheit im Londoner Unterhaus.
Doch dann besannen sich die Abgeordneten eines Besseren und machten dem
Premierminister einen Strich durch seinen Zeitplan, sodass er die
Austrittsvereinbarung auf Eis legen und in Brüssel um eine Verlängerung
bitten musste. Die wurde ihm gewährt, und so dürfen wir uns weiterhin an
dem Kasperletheater erfreuen.
Hatte Johnson nicht gesagt, er würde lieber tot im Graben liegen, als um
eine Verlängerung zu bitten? Er war aber schon immer ein Meister der Wende,
und so rief er geschwind Wahlen aus, um seinen Plan zu retten. Doch selbst
wenn die Tories diese Wahlen gewinnen sollten, könnte es ihr letztes Hurra
sei. Die Wähler sterben ihnen weg, junge Leute wählen lieber andere
Parteien.
Die frühere Tory-Chefin in Schottland, Ruth Davidson, hatte eine geniale
Idee, um das Image der „verdrießlichen, autoritären und freudlosen“ Tories
aufzupolieren. Sie sollen in der Öffentlichkeit lächeln, riet sie. Bisher,
so findet Davidson, erinnern ihre Parteikollegen an die einschüchternden
Schilder in der U-Bahn: „Rechts stehen.“ Die Schilder sind nicht
parteipolitisch gemeint.
Wahrscheinlich hat Davidson an Tony Blair gedacht, der mit seinem
permanenten Grinsen die Nation hinters Licht geführt und in den Irakkrieg
gezerrt hat. Blair ist inzwischen einer der verhasstesten Politiker
Großbritanniens, sein Grinsen wirkt längst wie Zähnefletschen, das hat
Davidson wohl nicht bedacht. Aber was Heuchelei betrifft, kann man von
Blair lernen. Er hat eine Organisation gegründet, die herausfinden soll,
warum die politische Mitte von Populisten überrannt wird. Man schenke ihm
einen Spiegel.
Heuchelei müssen die Tories aber gar nicht von Blair lernen. Michael Gove
zum Beispiel, das Sinnbild des verdrucksten Tories, posaunte neulich aus,
dass er „als junger Journalist Kokain genommen“ habe – was er
selbstverständlich bereue. „Es war falsch von mir“, sagte er. Es ist aber
auch der falsche Weg, um sich ein bisschen interessanter zu machen. Er gilt
immer noch als Schleimbeutel und obendrein nun auch noch als verlogenes
Säckchen, hatte er als Bildungsminister doch dafür gesorgt, dass Lehrer aus
dem Schuldienst entlassen wurden, wenn sie illegale Drogen genommen hatten.
Johnson hingegen hat seine Beichte nicht geschadet. Er habe auch mal Kokain
genommen, gestand er, aber dabei musste er niesen, sodass er genauso gut
Puderzucker hätte schnupfen können. Gove entschuldigte seinen
Kokaingebrauch damit, dass er damals nicht geplant hatte, später einmal in
die Politik zu gehen. Das haben all die Knackis, die dank Goves „Null
Toleranz“ bis zu sieben Jahre wegen Drogenbesitzes absitzen müssen,
vermutlich auch nicht geplant.
4 Nov 2019
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Schwerpunkt Brexit
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