| # taz.de -- Neue Brexit-Einigung: Pragmatismus setzt sich durch | |
| > London und Brüssel haben das das Unmögliche möglich gemacht. Boris | |
| > Johnsons Gegner im Unterhaus müssen sich jetzt gut überlegen, was sie | |
| > tun. | |
| Bild: Jaaaaaa, Brexit! Wenn Boris Johnson sich da mal nicht zu früh freut… | |
| Wer hätte das gedacht. Monatelang hieß es von EU-Seite stets, der mit | |
| Theresa May ausgehandelte [1][Brexit-Deal] sei der „beste“ und „einzige“ | |
| Deal, ihn wieder aufzuschnüren sei völlig unmöglich und der | |
| Nordirland-Backstop sei alternativlos. Den Sommer über suggerierte das | |
| Trommelfeuer der veröffentlichten Meinung, Boris Johnson steuere den | |
| No-Deal-Crash an und sei deshalb ein unzuverlässiger Clown, ein | |
| gefährlicher Populist, jedenfalls kein ernst zu nehmender | |
| Verhandlungspartner. Und jetzt? | |
| Jetzt haben London und Brüssel das Unmögliche möglich gemacht und einen | |
| neuen Brexit-Deal erarbeitet. Jean-Claude Juncker und Boris Johnson sind | |
| ein Herz und eine Seele. Und auch die EU-Staaten billigen den Deal. Der | |
| ungeliebte Nordirland-Backstop, der den alten Theresa-May-Deal im | |
| britischen Parlament durchfallen ließ, ist gestrichen. Das Vereinigte | |
| Königreich muss nicht mehr, wie bisher vorgesehen, ohne Mitspracherecht | |
| Teil des EU-Zollgebiets bleiben, solange es den Europäern gefällt – nicht | |
| einmal Nordirland muss das. | |
| Es gibt nun eine zwar komplexe, aber von beiden Seiten akzeptierte Lösung, | |
| die zumindest auf dem Papier einen pünktlichen Brexit möglich macht und | |
| damit ein zutiefst destruktives Kapitel der britischen Politik und der | |
| britisch-europäischen Beziehungen beendet. Pragmatismus und gegenseitiges | |
| Vertrauen haben am Ende die Oberhand behalten – in Brüssel, in London, in | |
| Dublin. | |
| Natürlich kann dieser Deal immer noch im britischen Parlament | |
| [2][durchfallen] und eine Regierungskrise auslösen, die alles wieder | |
| infrage stellt. Aber die Johnson-Gegner im Unterhaus, die in den letzten | |
| Wochen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, um einen No-Deal-Brexit | |
| unmöglich zu machen, müssen sich jetzt gut überlegen, was sie tun. | |
| ## Man braucht dafür keinen EU-Einheitsstaat | |
| Kann man immer nur zu allem Nein sagen? Erst den No-Deal stoppen und dann | |
| den Deal blockieren? Erst die Bindung an die EU bewahren wollen und dann | |
| gegen etwas stimmen, das dieselbe EU ihrem eigenen Parlament zur Annahme | |
| empfiehlt? | |
| Möglicherweise wird eine kurze technische Verschiebung des Brexit-Datums | |
| nötig werden, um den Ratifizierungsprozess in Brüssel und London zum | |
| Abschluss zu bringen. Aber ansonsten sollten jetzt beide Seiten ein neues | |
| Kapitel in ihren Beziehungen aufschlagen und an den wirklich wichtigen | |
| Dingen arbeiten: An einem starken Europa, in dem die EU mit allen | |
| Nicht-EU-Mitgliedern zusammen für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie | |
| eintritt und einen Gegenpol bildet zu Trump, Xi und Putin. Man braucht | |
| dafür keinen EU-Einheitsstaat, sondern ein pluralistisches Europa der | |
| inneren Vielfalt. | |
| 17 Oct 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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