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# taz.de -- Besetzter Wagenplatz geräumt: Die DieselA ist nicht mehr da
> Montag früh ließ die Bahn den im September besetzten Wagenplatz in
> Marzahn räumen – mit Hubschraubereinsatz und 250 Polizisten.
Bild: Großes Polizeiaufgebot bei der Räumung der DieselA
Es war bereits die sechste Räumungsaufforderung, doch diesmal machte die
Deutsche Bahn ernst: Am Montagmorgen um kurz nach 9 Uhr rückte die Polizei
mit einem Großaufgebot von rund 250 Beamten in der Straße Zur alten Börse
in Marzahn an, um den am 20. September besetzten Wagenplatz DieselA zu
räumen. Technische Einheiten und sogar ein Hubschrauber wurden aufgeboten,
um dann gerade mal neun Personen vorübergehend festzunehmen.
Am Vormittag stehen Polizist*innen in der Sonne, der Einsatz verlief
anscheinend gewaltlos. Der Pressesprecher der Polizei erklärt die hohe Zahl
der eingesetzten Polizist*innen mit dem großen Gelände und
„Unwägbarkeiten“. Die Besetzer*innen sitzen noch in den Polizeifahrzeugen,
sie sollen erkennungsdienstlich behandelt und dann entlassen werden. Einige
ihrer Fahrzeuge werden mit Sattelschleppern abtransportiert.
Auf der anderen Straßenseite haben sich eine Handvoll Unterstützer*innen
eingefunden, auch der Grüne Stefan Ziller ist da. Er sitzt für den Bezirk
Marzahn im Abgeordnetenhaus und hatte sich in der Vergangenheit für
Verhandlungen über eine Nutzung des Platzes eingesetzt. Die weitläufige
Brachfläche hinter dem S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost gehört der Bahn und
ist seit Jahrzehnten ungenutzt. Da auf dem Gelände Hochspannungsmasten
stehen, dürfen dort keine Wohnhäuser errichtet werden.
Ein idealer Ort also für einen Wagenplatz und ein kulturelles Zentrum,
fanden die Besetzer*innen, als sie sich am 20. September dort niederließen
und Verhandlungen forderten. Unterstützung fanden sie in der Lokalpolitik:
Regina Kittler, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im
Abgeordnetenhaus, forderte die Bahn in einem offenen Brief auf, die
Verhandlungen aufzunehmen; Politiker*innen von Grünen und SPD schlossen
sich dem an. Ein benachbartes Werkstättenkollektiv meldete ebenfalls
Interesse an einer gemeinsamen Nutzung an.
## Die Bahn verhandelt nicht
Doch der Bahnkonzern, immerhin größter Immobilienbesitzer in Deutschland,
ließ sich auf Gespräche oder die geforderten Verhandlungen nicht ein.
Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Bahn für das Land Berlin,
bezeichnete die Besetzung als nicht hinnehmbar. Kaczmarek, ehemaliger
verkehrspolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, erwiderte den
Politiker*innen, sie sollten sich dafür einsetzen, dass die Besetzer*innen
das Gelände „freiwillig“ verlassen. „Das Grundstück wird teilweise als
Baustellen-Einrichtungsfläche für die Errichtung eines elektronischen
Stellwerks genutzt“, teilte ein Bahnsprecher mit. Die Bahn sei „jederzeit“
für Nutzungsüberlegungen offen, „sicherlich aber nicht im Rahmen einer
rechtswidrigen Besetzung“.
Noch am Samstag hatten sich die Besetzer*innen demonstrativ gelassen
gezeigt. In der Herbstsonne wurde auf dem Platz gewerkelt, im Küchenwagen
gab es Burritos. Sie hofften darauf, dass die Unterstützung aus
Nachbarschaft und Lokalpolitik die Bahn doch noch an den Verhandlungstisch
bringen würde. Stattdessen erstattete diese Anzeige wegen
Hausfriedensbruchs und schickte die Polizei.
14 Oct 2019
## AUTOREN
Darius Ossami
## TAGS
Freiräume
Besetzung
Räumung
Polizei Berlin
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