# taz.de -- Fridays-for-Future-Sprecherin: Blanker Hass gegen Klimaaktivistin | |
> Clara Mayer von Fridays for Future war bei einer Demo gegen Nazis. Eine | |
> Aktivistin aus dem Umfeld der Identitären Bewegung hat sie geoutet. | |
Bild: Demonstrieren ist ihr Ding – nicht nur wenn es ums Klima geht | |
Sie hat es eilig, ist kurz angebunden. Clara Mayers Handy geht gleich aus, | |
zu wenig Strom. Außerdem muss sie gerade arbeiten. Eigentlich hat sie es | |
immer eilig, seit Monaten. Clara Mayer ist das Berliner Gesicht von Fridays | |
for Future. Die Greta Thunberg aus Berlin-Mitte, wenn man so will. Nur dass | |
ihre geflochtenen Haare nicht zu Zöpfen auf den Rücken fallen, sondern | |
einen Kranz oberhalb der Stirn bilden. [1][Wer jede Woche eine | |
Demonstration organisiert, hat viel zu tun.] | |
Die 18-Jährige hat in wenigen Monaten mehr erlebt als so manche altgediente | |
Aktivist*innen. Im Mai trat sie dem größten Automobilkonzern der Welt | |
entgegen. Bei der Aktionärsversammlung von Volkswagen las sie nicht nur dem | |
Konzern, sondern der gesamten Branche die Leviten. Sie schmetterte dem | |
Vorstand entgegen: „Ich bin hier, um Ihnen zu sagen: Was Sie hier tun, ist | |
nicht genug.“ | |
[2][Diese Botschaft trägt sie seit Monaten überall hin.] Zu „Markus Lanz“, | |
ins Radio, zu Zeitungen. Und jeden Freitag auf die Straße, mal zwischen | |
Verkehrsministerium und Wirtschaftsministerium, mal vors Kanzleramt. Auch | |
den großen Klimastreik am 20. September hat Mayer mitorganisiert, als in | |
Berlin weit mehr als 100.000 Menschen auf der Straße waren. | |
Die Frage, ob ihr die Maßnahmen des Klimapakets der Bundesregierung | |
reichen, muss man ihr gar nicht stellen. Die Antwort ist klar. Natürlich | |
reichen sie nicht. Die Rede, die sie bei VW gehalten hat, könnte sie jetzt | |
noch mal im Kanzleramt halten. | |
## Von Rechten als Antifaschistin geoutet | |
Wenn sie nicht gerade für Fridays for Future unterwegs ist, [3][diskutiert | |
sie mit ihren Eltern über Flugreisen, das Klima, Politik.] Oder kocht für | |
ihre Freundinnen, natürlich vegan. Klimaretten ist ihr Vollzeitjob. | |
Nebenberuflich ist Mayer 39 Stunden die Woche beim Roten Kreuz, macht dort | |
ein Freiwilliges Soziales Jahr. | |
Als am 3. Oktober rund 1.000 Neonazis und andere Rechte in Berlin | |
demonstrierten, war Clara Mayer auch aktiv auf der Straße. | |
Selbstverständlich beim Gegenprotest, erste Reihe, heller Norweger-Pulli, | |
„Fick die AfD“, stand auf ihrem Schild. Sie strahlte übers ganze Gesicht, | |
als sie beim Sprechchor „Alerta, Alerta, Antifascista!“ mitrief. Das | |
Demonstrieren ist ihr Ding, nicht nur wenn es ums Klima geht. | |
Aufnahmen von ihrem Demobesuch kursieren seitdem im Netz. Eine Aktivistin, | |
die der rechtsextremen Identitären Bewegung nahesteht, hat sie verbreitet. | |
Es ist eine klassische Outing-Strategie, die immer wieder gegen rechts | |
Engagierte trifft, vor allem junge Frauen kriegen das zu spüren. | |
Zehntausende haben den Clip gesehen, diverse rechte Blogs haben ihn | |
aufgegriffen. In den Kommentaren finden sich die üblichen rassistischen, | |
sexistischen und antisemitischen Kommentare. | |
Es ist der blanke Hass, der sich an einer 18-jährigen Klimaaktivistin | |
entlädt, die es auch noch wagt, gegen Nazis zu demonstrieren. Clara Mayer | |
simst der taz: „Ich bin gegen rechts und sage, jeder der das nicht ist, hat | |
ein Problem.“ Und: „Wir dürfen den Rechten nicht die Bühne überlassen.�… | |
sind eigentlich Selbstverständlichkeiten. Dann geht ihr Handy aus, es ist | |
nicht mal 12 Uhr. | |
10 Oct 2019 | |
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## AUTOREN | |
Alexander Nabert | |
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