# taz.de -- Solardach für Elektro-Pkw: Mehr Reichweite für Sonnenparker | |
> Ein Solardach soll Elektroautos zusätzliche Reichweite bringen. In Serie | |
> gehen könnte das Modul schnell. Aber eine zentrale Frage ist noch offen. | |
Bild: Bis zur nächsten Ladesäule ist es manchmal weit – ein Solardach könn… | |
FREIBURG taz | Eigentlich liegt die Idee nahe: Strom für das Elektroauto | |
soll nicht nur von externen Ladesäulen kommen, sondern auch mittels | |
Solarmodulen auf dem Fahrzeug selbst gewonnen werden. Ein entsprechendes | |
Photovoltaik-Autodach hat nun das [1][Fraunhofer-Institut für Solare | |
Energiesysteme] (ISE) entwickelt. | |
Das Modul könne „an einem sonnigen Tag Strom für etwa zehn Kilometer | |
Fahrtstrecke bei einem E-Auto der Mittelklasse liefern“, rechnet das | |
Institut vor. Voraussetzung: Das Auto steht und fährt den ganzen Tag in der | |
Sonne. | |
Im Vergleich zu einem klassischen Solarmodul, wie man es auf Hausdächer | |
schraubt, hat das Pkw-Modul einige Besonderheiten. Zum einen nutze es die | |
Einstrahlung besonders effizient, indem die einzelnen Zellen wie | |
Dachschindeln überlappend angeordnet sind, erklärt ISE-Forscher Martin | |
Heinrich. Damit entstehe aufgrund der vermiedenen Zellzwischenräume keine | |
inaktive Fläche und man komme so auf eine hohe Nennleistung von 210 Watt | |
pro Quadratmeter. Zudem ergebe sich „ein homogenes, ästhetisches | |
Gesamtbild“. | |
Das Pkw-Modul ist gebogen, exakt so, wie es das Autodach vorgibt. Die | |
Solarzellen – Standardzellen aus Silizium-Einkristallen – sind entsprechend | |
unter einem Verbundsicherheitsglas eingefasst und können anstelle eines | |
Schiebedachs eingesetzt werden. Die Biegung eines Autodachs liege bereits | |
„ziemlich an der Grenze, was mit klassischen Zellen möglich ist“, sagt | |
Heinrich. Wolle man künftig auch andere, noch stärker gewölbte | |
Karosserieteile mit Photovoltaik belegen, müsse man andere Zellen nutzen. | |
Einschränkungen gibt es bei der Farbe: Zwar sind durch Beschichtung des | |
Glases unterschiedliche Farben möglich. Das kann allerdings auf Kosten der | |
Effizienz gehen: Bei klassischen Farben gingen 5 bis 7 Prozent des Ertrags | |
verloren, verglichen mit einem optimal dunklen Dach. Im Extremfall – das | |
wäre weiß – könne der Minderertrag 20 bis 30 Prozent erreichen. | |
## Schnelle Serienreife | |
Zu kaufen ist das Solarmodul noch nicht. Doch falls ein Autohersteller | |
Interesse zeigen sollte, könne das Produkt binnen einem halben bis | |
dreiviertel Jahr zur Serienreife entwickelt werden, schätzt Wissenschaftler | |
Heinrich. Welche Auswirkungen die ständigen Erschütterungen der Fahrt auf | |
die Langzeitstabilität der Module haben, wurde bisher zwar nicht erprobt, | |
das ISE zeigt sich allerdings zuversichtlich, dass die übliche | |
Mindestlebensdauer von zwanzig Jahren auch mit den Pkw-Modulen erreicht | |
werden kann. | |
Die vielleicht größte Unsicherheit besteht darin, dass niemand weiß, wie | |
viel Sonne ein Durchschnittsauto im Alltag tatsächlich einzufangen vermag. | |
Denn wer im Schatten oder in der Garage parkt, verliert viel Strom. | |
Manche Kilowattstunde dürfte auch während der Fahrt durch Verschattung – | |
von Gebäuden, Brücken oder Bäumen – verloren gehen. Deswegen starte man | |
gerade ein Projekt, das genau diese Verluste in der Praxis repräsentativ | |
ermitteln soll, sagt Heinrich. Dann wird man irgendwann auch die Frage der | |
Wirtschaftlichkeit beantworten können. | |
8 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2019… | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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