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# taz.de -- Nach tödlichem Schuss auf Geflüchteten: Aman A. ist nicht vergess…
> Aman A. ist tot und sicher ist nur: Er starb durch eine Polizeikugel in
> der Flüchtlingsunterkunft Stade-Bützfleth. Der Flüchtlingsrat fordert
> Aufklärung.
Bild: Sollte nur im Notfall zum Einsatz kommen: die Polizeiwaffe
Bremen taz | Aman A. ist tot und immerhin das ist sicher: [1][Er starb
durch eine Polizeikugel] in der Flüchtlingsunterkunft Stade-Bützfleth. Weil
aber die Vorgeschichte auch zwei Monate nach dem tödlichen Schuss erheblich
weniger eindeutig klingt, wollen A.s Freunde und der [2][Flüchtlingsrat
Niedersachsen] am 12. Oktober mit einer Demonstration in Stade für
Aufklärung kämpfen.
Mit der ist bislang die Cuxhavener Polizei beauftragt, damit nicht die
unmittelbaren Kollegen und Kolleginnen des Todesschützen ermitteln. Mit
dem, was an Ermittlungsarbeit so sichtbar wurde, sind die Angehörigen
allerdings alles andere als zufrieden. Der Flüchtlingsrat kritisiert etwa,
dass bislang nur einer von A.s Mitbewohner angehört worden sei – und das
unmittelbar nach der Tat und ohne geeigneten Dolmetscher.
Soweit ist die Geschichte bekannt: Die Polizei soll wegen eines Streits zur
Unterkunft gekommen sein und habe zunächst versucht, den Afghanen A. durch
ein geschlossenes Fenster anzusprechen. Der habe nicht reagiert, so der
Polizeibericht, und die Beamten hätten die Wohnung betreten. Dort seien sie
von A. mit einer Hantelstange angegriffen worden. Als A. auf Pfefferspray
nicht reagierte, habe ein Beamter die Waffe gezogen und geschossen.
Dass die Polizei überhaupt mit zwei Streifenwagen zu der Unterkunft kam,
liegt an einer Vorgeschichte, die bei der Bild verkürzt so lautet:
[3][„Eisenstangen-Angreifer war polizeibekannt“]. Bekannt war in der Tat,
dass A. wegen akuter psychischer Probleme in psychiatrischer Behandlung
war, und in der Krise etwa seine Tischlerausbildung abgebrochen hatte. Der
Flüchtlingsrat schreibt, ein Jugendlicher habe die Polizei überhaupt nur
gerufen, um A. zu helfen, der einen akuten psychotischen Schub erlitten
habe.
## A.s Tod ist ja kein Einzelfall
Unabhängig von der juristischen Frage, ob der mutmaßliche Totschlag nun
unter Notwehrbedingungen erfolgte oder nicht – die Frage ist durchaus
berechtigt, warum die Polizei auf eine bekannte psychische Krise mit
erhöhter Mannschaftsstärke reagiert, anstatt Experten hinzuzuziehen.
A.s Tod ist ja kein Einzelfall: Die meisten polizeilichen Todesschüsse
gelten psychotischen Opfern, die auf Ungeübte möglicherweise bedrohlich
wirken – zumindest aber unberechenbar scheinen. Das Problem ist auch bei
der Polizei bekannt, wo auch Zwangseinweisungen immer wieder eskalieren. In
einzelnen Landespolizeien, wie etwa Hamburg, ist der Umgang mit psychisch
Erkrankten darum längst Teil der Ausbildung.
Was genau in Stade schief lief, ist noch unklar. Damit das nicht so bleibt,
[4][demonstriert der Flüchtlingsrat am 12. Oktober]. Darum – und damit A.
nicht als der von den Medien kolportierte polizeibekannten Schläger mit der
Eisenstange in Erinnerung bleibt.
6 Oct 2019
## LINKS
[1] /Einsatz-in-einer-Fluechtlingsunterkunft/!5616099/
[2] https://www.nds-fluerat.org/ueber-uns/der-fluechtlingsrat/
[3] https://www.bild.de/wa/ll/bild-de/unangemeldet-42925516.bild.html
[4] https://www.nds-fluerat.org/40209/aktuelles/stadedemonstration/
## AUTOREN
Jan-Paul Koopmann
## TAGS
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Flüchtlinge in Niedersachsen
Flüchtlinge
Polizei Bremen
Trauma
Polizei Niedersachsen
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