# taz.de -- „Wir für Deutschland“-Demo in Berlin: Mehrheit gegen Deutschla… | |
> 5.000 Rechtsextreme waren im Vorfeld angekündigt. Es kamen jedoch nur | |
> rund 1.000 nach Berlin. Sie trafen gleich auf vier Gegendemos. | |
Bild: Don't call it Rechtspopulismus! | |
BERLIN taz | Entgegen der Ankündigung sind keine 5.000 Rechtsextremen am | |
Tag der Deutschen Einheit nach Berlin gekommen. Der Verein Wir für | |
Deutschland (WfD) hatte seit Anfang des Jahres unter dem Motto „2. Tag der | |
Nation“ für einen Aufmarsch mobilisiert. Doch letztlich nahmen nach Angaben | |
der Polizei nur an die 1.000 Menschen daran teil – rund 600 weniger als im | |
Vorjahr. Ein Teil des rechten Demozugs trat aggressiv auf. Die Polizei | |
verhängte unter anderem wegen Landfriedensbruch bis zum Nachmittag gegen | |
fünf Personen Freiheitsbeschränkungen. | |
Noch bevor die rechtsextreme Demo um 14 Uhr am Hauptbahnhof begann, war der | |
Gegenprotest entlang der Aufmarschroute organisiert. Dieser hat dieses Jahr | |
hingegen starken Zulauf gehabt. Mehrere Initiativen und Bündnisse | |
beteiligten sich. | |
Wir für Deutschland ging aus dem Berliner Pegida-Ableger Bärgida hervor und | |
konstituierte sich 2017 als Verein. Bekannt wurde WfD durch die | |
Aufmarschreihe „Merkel muss weg“, an deren Auftakt 2016 sich noch rund | |
3.000 Menschen beteiligten. Bei der letzten Demo im November 2018 waren es | |
nur noch rund 100 Personen. | |
Gestern bekam Wir für Deutschland dann von rund 100 Reichsbürger:innen | |
Unterstützung, die sich bereits am Vormittag zu einer Kundgebung auf dem | |
Platz der Republik vor dem Bundestag getroffen hatten. Es waren überwiegend | |
Männer mit Tarnhosen und Gelbwesten. Zornig schwenkten sie ihre | |
Reichsfahnen. Am Hauptbahnhof trafen sie dann auf ein Spektrum, das von | |
André Poggenburg bis zur martialisch auftretenden „Bruderschaft | |
Deutschland“ reichte. Nach eigenen Angaben organisierte WfD für die Anreise | |
zwei Busse aus Nordrhein-Westfalen. | |
## Mini-Sitzblockade schnell geräumt | |
Beim Gegenprotest am Friedrichstadtpalast war die Stimmung trotz des | |
starken Winds von Anbeginn ausgelassen. Schon um 13 Uhr spielten die ersten | |
Bands an der Friedrichstraße. Dort hatte die „Anwohner:inneninitiative für | |
Zivilcourage – Gegen rechts“ eine Kundgebung organisiert. „Wir können es | |
nicht mehr ertragen, dass jedes Jahr Nazis durch unsere Nachbarschaft | |
laufen. Deshalb heißt es: kein Fuß breit den Faschisten“, erklärt die | |
Demo-Anmelderin Laura zum Auftakt der Kundgebung. „Antifaschismus ist | |
demokratisch. Deshalb sagen wir: Danke, Antifa!“ | |
Etwas weiter die Straße entlang hatte das Berliner Bündnis gegen rechts an | |
der Ecke Unter den Linden ihre Kundgebung organisiert. Max Thalheim, der | |
Pressesprecher des Bündnisses, erklärte: „Als die hier vorbeigelaufen sind, | |
waren wir rund 500 Menschen. Uns ist aber auch die gewaltige Polizeipräsenz | |
aufgefallen, die den Aufmarsch begleitet.“ | |
Die Route des Aufmarschs war schon wie im Vorjahr großräumig abgesperrt. | |
Kurzes Aufsehen erregte um 16 Uhr eine spontane Sitzblockade auf Höhe der | |
Jägerstraße. Die 60 Personen wurden von der Polizei jedoch von der Kreuzung | |
geräumt, bevor der rechte Demonstrationszug überhaupt in Sichtweite war. | |
Schon während der Aktion am Friedrichstadtpalast bewertet Ulf Balmer von | |
der Mobilisierungsplattfrom Berlin gegen Nazis die Gegenproteste als | |
Erfolg. „Trotz gruseligem Wetter haben wir hier eine großartige Stimmung. | |
Wir sind hier über tausend Menschen, und es gab vier Gegenproteste. Im | |
letzten Jahr gab es nur eine.“ | |
Zeitgleich zu den Protesten gegen den Aufmarsch demonstrierten nach Angaben | |
der Veranstalter:innen rund 4.000 Menschen gegen hohe Mieten. Auf dieser | |
Demonstration, die am Alexanderplatz startete, riefen die | |
Veranstalter:innen auf, sich im Anschluss an den Gegenprotesten zu WfD zu | |
beteiligen. | |
3 Oct 2019 | |
## AUTOREN | |
Torben Becker | |
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