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# taz.de -- Spekulation um Bakery Jatta: Rassistischer Konjunktiv
> Das Bezirksamt Hamburg-Mitte bestätigt die Identität von HSV-Profi Bakery
> Jatta. Die Debatte wird dennoch weiter gehen, weil Fakten eh nichts
> zählen.
Bild: Dank an die HSV-Fans: Jatta läuft vor Spielbeginn über das Feld
Bakery Jatta ist [1][Bakery Jatta]. Das hat das Bezirksamt Hamburg-Mitte
[2][am Montag mitgeteilt]. Aber wer glaubt, dass mit dieser behördlichen
Feststellung ein Schlussstrich in der Debatte um die Identität des
gambischen Fußballprofis vom Hamburger SV gezogen werden kann, der
unterschätzt die Kraft der rassistischen Ressentiments in Deutschland.
Die Sport Bild hat mit ihrer vermeintlichen Investigativrecherche Anfang
August Zweifel gesät und nahegelegt, Bakery Jatta könnte eigentlich Bakary
Daffeh sein, um mit gefälschten Papieren sich den Zugang nach Deutschland
zu erleichtern. Basis der Theorie war, dass sich zum Zeitpunkt des
Auftauchens Jattas in Deutschland, die Spuren eines Spielers namens Daffeh
in Gambia verloren. Beweise für einen Zusammenhang hatte man keine.
Trotz der Mitteilung der Hamburger Behörde am Montag hält der
Springer-Verlag via Bild Zeitung an seiner Überzeugung fest, Jatta könnte
Daffeh sein. Der Konjunktiv hat Konjunktur in Deutschland. Warum Dokumente
von Behörden ernst nehmen, wenn man mit mündlichen widersprüchlichen
Zeugenaussagen frei spekulieren kann? Warum Widersprüchen einer Geschichte
weiter auf den Grund gehen, wenn man sich auch auf eine
Erklärungsmöglichkeit festgelegen kann? Warum die Persönlichkeitsrechte von
Jatta schützen, wenn sich auf seinem Rücken so vortrefflich Ressentiments
schüren lassen, die eine große Anhänger- und Leserschaft mit sich bringen?
Mit dem Hass gegen Jatta, der in den sozialen Netzwerken seinen
schriftlichen Niederschlag fand, könnte man etliche Aktenordner und Regale
füllen und es werden wohl noch einige hinzukommen.
## Gefährlicher Journalismus
Denn der Springer-Verlag zündelt munter weiter. Wenn Jatta Jatta sei, so
fragte die Bild Zeitung am Montag, wo ist dann Daffeh? Die Antwort lautete:
„Die plausibelste Erklärung dafür wäre, dass es sich um eine und dieselbe
Person handelt.“ Da war er wieder, der Konjunktiv. Ein Journalismus, der
lieber eigenen Plausibilitätsvorstellungen folgt, anstatt sich an die
vorhandenen Fakten zu halten, ist eine massive Gefahr für den Zusammenhalt
dieser Gesellschaft.
Dass der Springer-Verlag seine eigenen Mutmaßungen für beweiskräftiger hält
als die Einträge im Geburtenregister von Gambia mag auch deren
rassistischen Vorstellungen geschuldet sein. Vermutlich kommen sie denen
der AfD in Hamburg recht nahe, die via Facebook postete, in Gambia bekomme
man für ein paar Dollar und mit den richtigen Freunden per Pass
bescheinigt, Donald Duck zu sein.
Zu hoffen ist zumindest, dass nun die Zweitligavereine, die Protest gegen
ihre verlorenen Spiele gegen den Hamburger SV eingelegt haben, vom Zug der
Springer-Kampagne abspringen. Jatta ist Jatta. Die
Wirklichkeitsfeststellung der Hamburger Behörde sollte mehr zählen als der
aufhetzende Könnte-Journalismus der Boulevard-Blätter. So viel Bewusstsein
für ihre gesellschaftliche Verantwortung könnte man eigentlich vom VfL
Bochum, dem 1. FC Nürnberg und dem Karlsruher SC erwarten.
2 Sep 2019
## LINKS
[1] /Bakery-Jatta/!t5616893
[2] /Spekulation-ueber-Fussballprofi-Jatta/!5622297
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
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Kolumne Press-Schlag
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