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# taz.de -- Der HSV im Fall Bakery Jatta: Die neue Antifa des Fußballs
> Der HSV antwortet solidarisch auf die Anschuldigungen gegen Bakery Jatta.
> Der Zusammenhalt zeigt: Der Verein steht an einem wundervollen
> Wendepunkt.
Bild: Die Fans des HSV zeigten sich geschlossen und solidarisch mit Bakery Jatta
Von einem knappen Sieg war hernach die Rede, von einem blauen Auge, mit dem
der Zweitligaverein noch mal eben davongekommen sei: Reaktionen auf den
Sieg des HSV in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten
Chemnitzer FC. Man möchte anmerken: Wer nur dies bei diesem Spiel gesehen,
wer die Partie so summiert, hat vom modernen Fußball nichts verstanden.
Und auch wer neben dem Ergebnis die grauenhaften Bilder aus der Chemnitzer
Kurve erwähnte, wo dem [1][wegen seiner Nazikontakte gefeuerten Daniel
Frahn] gehuldigt wurde, auch der hat nicht die ganze Geschichte des Spiels
erzählt. Denn war es nicht so, dass ein großer Teil von Fußballdeutschland
diesen HSV-Sieg ersehnte? [2][Wegen Bakery Jatta] und der Frage, ob er ein
Anrüchiger ist oder ein Held, der sich anstrengt und nichts kann für das,
was doch die Sache ist. Nämlich: die Wiederauferstehung des HSV als
Hamburger SV der Herzen.
Der HSV hat sich – was für eine Inszenierung – sogar erst im
Elfmeterschießen durchgesetzt: Das hat Spaß gemacht, so kurz nachdem die
Chemnitzer ihren irgendwie rechtshoolradikalen Kapitän schassen mussten.
Und so ist es gekommen, dass der HSV bei den Sachsen als Multikulti-Antifa
aufgetreten ist gegen den [3][gedungenen Mief, der von Sport-Bild ausging]
und anderen Medien, die in Jatta keinen fleißigen, durchsetzungsfähigen und
freundlichen Mann erkennen wollten, sondern einen Flüchtling mit
Schummel-Vita.
Die Solidarität, die der Verein – alle im Verein! – Bakery Jatta angedeihen
ließ, erwartet man vom SC Freiburg oder vom FC St. Pauli, eventuell noch
von Eintracht Frankfurt. Aber vom HSV – dem Lackschuhclub, der
verschnöselsten Fußballkamarilla der Liga? Von dem HSV, der bis neulich
glaubte, magisches Denken könnte helfen, der sportlichen Misere aufzuhelfen
– so von wegen: Europapokal der Landesmeister 1983 forever?
## Der arrogante, herablassende HSV steht am Wendepunkt
Noch in der Vorsaison galt all dies: Ein HSV, der eine Herbstmeisterschaft
nicht in den Wiederaufstieg münden lassen konnte, der eine muskulär
aufgejazzte Sonderstolperexistenz namens Pierre-Michel Lasogga zum Helden
erkor. Ein Verein, der seit 1983 so tut, als stünde ihm zu, dass die
Trauben ihm in den Mund fallen und nichts müsse dafür geleistet werden –
arrogant, herablassend und fußballplanerisch chaotisch in einem.
Der Fall Jatta ist ein Glücksfall für diesen Verein, und er hat mit ihm
bislang alles richtig gemacht. War angemessen scharf empört über die
Verdachtsberichterstattung der Sport-Bild, schützte seinen Spieler und kann
inzwischen auf einen Kader vertrauen, der wirklich das Lied „You never walk
alone“ zu intonieren imstande ist. Kapitän Hunt instagramte: „Die
Geschichte von Bakery Jatta. Eine, die mich, unsere gesamte HSV-Familie und
eine ganze Stadt traurig stimmt. Eine rein auf Indizien basierende Story
ist im Begriff zu einer Kampagne zu werden. Einer Kampagne, die eines
Menschen nicht würdig ist.“
Möglich, ach was, sehr wahrscheinlich wird der Fall Jatta als Wendepunkt in
die Vereinsgeschichte eingehen, als wichtigstes Detail der Renaissance
eines Fußballklubs, der, man glaubt es kaum, mal als cool galt – damals, in
den Siebzigern bis in die frühen Achtziger.
Die Fans des HSV, die am Sonntagabend, nachdem auch sie im Stadion Partei
für Jatta ergriffen hatten, gen Hamburg zurückreisten, sahen aus wie
glückliche Kinder, denen man auf einer Party das Gefühl austrieb, sich für
ihre Liebe zum HSV schämen zu müssen. Davon kann keine Rede mehr sein – im
Gegenteil.
12 Aug 2019
## LINKS
[1] /Rauswurf-beim-Chemnitzer-FC/!5611141
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[3] /Die-Identitaet-des-Bakery-Jatta/!5614299
## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Chemnitzer FC
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