Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Spielerlaubnis von Bakery Jatta: Ein einzigartiger Fall
> Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga warten im Fall
> des HSV-Profis Bakery Jatta auf die Entscheidung des Hamburger
> Bezirksamts.
Bild: Besuch beim DFB in Frankfurt Mitte August: Bakery Jatta sitzt im Kreis de…
Hamburg taz | Die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bunds sind in
Wartestellung. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, obwohl die
Öffentlichkeit auf eine Art Grundsatzentscheidung im Fall Bakery Jatta
wartet. Zwei Clubs, der 1. FC Nürnberg und der VfL Bochum, haben Protest
gegen die Wertung der Spiele eingelegt, in denen der Gambier für den
Hamburger SV und gegen sie zum Einsatz kam. Der Karlsruher SC hatte schon
vor dem Duell gegen den HSV, das mit 2:4 endete, erwogen, ebenfalls
Einspruch zu erheben. Der FC St. Pauli plant dagegen nach Informationen der
Mopo keinen Protest beim Lokalderby Mitte September.
Jatta wird auf Grundlage eines Berichtes der SportBild verdächtigt, unter
falscher Identität aufzulaufen. Das Magazin vermutet anhand von Fotos und
Zeugenaussagen, dass Jatta eigentlich „Bakary Daffeh“ heißt und 23 statt 21
Jahre alt ist. Bestätigt sich der Verdacht, könnte das auf mehreren Ebenen
Konsequenzen nach sich ziehen: für seinen Aufenthaltstitel, das
Arbeitsverhältnis mit dem HSV und die Spielerlaubnis im deutschen
Profifußball.
Derzeit gibt es für die zuständigen sportlichen Instanzen Deutscher
Fußball-Bund (DFB) und Deutsche Fußball Liga (DFL) noch keinen Grund, ihre
Haltung zur Gültigkeit der Spielerlaubnis von Jatta zu ändern, da die
Echtheit seines Reisepasses vom gambischen Konsulat bestätigt wurde. Nur
bezüglich der Angaben darin gibt es öffentlich Zweifel.
Jatta muss nun bis Ende des Monats fehlende Unterlagen beibringen sowie
schriftliche Fragen des Bezirksamts Hamburg-Mitte beantworten, das den Fall
betreut. Erst danach und nur mit einem klaren Ergebnis der Anhörung können
DFB und DFL ableiten, wie sie mit den Protesten gegen die Spielwertungen
umzugehen haben. Doch schon jetzt zeigen sich viele Fußballfans enttäuscht
über das Vorgehen, vor allem aber die Anhänger der jeweiligen Clubs. Sich
so Punkte zu erschleichen, die man auf dem Rasen nicht gewinnen konnte,
fühlt sich falsch für sie an.
Für die Funktionäre sieht die Rechnung anders aus. Es geht nicht um die
Frage nach guten oder schlechten Verlierern, sondern um die persönliche
Haftung der Geschäftsführer und Vorstände, wenn sich Nichtstun nachteilig
auf den Ausgang der Saison auswirkt.
Die Juristen sind bei der Frage nach den Erfolgsaussichten der Proteste
uneins. Einige sagen, dass eine nachträgliche Umwertung der Spiele nahezu
ausgeschlossen sei. Dem HSV, Jattas Arbeitgeber, könne kein Vorwurf gemacht
werden, da er vor dessen Verpflichtung alles unternommen hätte, um seine
Identität zu prüfen. Hier läge weder ein schuldhaftes noch ein böswilliges
Verhalten vor. Es sei denn, die Kläger bewiesen das Gegenteil.
Die andere Argumentationskette beginnt so: Spätestens seit dem öffentlichen
Bekanntwerden des Verdachts handele der HSV eben doch böswillig und könnte
dafür zur Verantwortung gezogen werden. Es wäre ratsam, den Spieler vorerst
nicht mehr einzusetzen. Die sportliche Führung um Vorstand Jonas Boldt und
Trainer Dieter Hecking verweist auf die „aktuell“ gültige Spielerlaubnis,
wie es in einem Statement der DFL heißt, wonach es keine Bedenken bei
Jattas Einsätzen geben dürfte. Aber wer weiß das schon genau?
Der Fall ist vergleichbar mit einer strittigen Spielsituation im Fußball,
die mithilfe eines ebenso umstrittenen Videoschiedsrichters geklärt werden
soll. Was zunächst überschaubar aussah, entwickelt sich zu einem immer
komplexer werdenden Fall, für den es im Regelbuch keine eindeutige
Vorgehensweise gibt. Wie auch, wenn es sich um einen Präzedenzfall handelt,
den es im deutschen Fußball wohl nur einmal so geben wird? Verständlich,
dass sich DFB und DFL bis zu einem Statement des Bezirksamts in Deckung
begeben. Die Hamburger AfD hat den Fall bereits zum Anlass genommen, den
„Irrsinn“ der Asylpolitik zu kritisieren – wobei Jatta keinen Asylantrag
gestellt hat.
26 Aug 2019
## AUTOREN
Daniel Jovanov
## TAGS
Bakery Jatta
Profi-Fußball
Deutscher Fußballbund (DFB)
DFL
Bezirksamt
HSV
Schwerpunkt Rassismus
Bakery Jatta
Deutscher Fußballbund (DFB)
Chemnitzer FC
Bakery Jatta
Bakery Jatta
## ARTIKEL ZUM THEMA
Spekulation über Fußballprofi Jatta: Bezirksamt stellt Ermittlungen ein
Die „Sport Bild“ hatte über die Identität von HSV-Spieler Bakery Jatta
spekuliert. Nach einer Prüfung stellt die Hamburger Behörde ihre
Ermittlungen ein.
HSV-Sieg über Hannover 96: Heilsame Haltung
Die Proteste gegen seinen Spieler Bakery Jatta stärken den Zusammenhalt
beim Hamburger SV. Gegen schwache Hannoveraner traf Jatta zum 3:0.
Historiker zu deutscher Fußballgeschichte: „Das DFB-Museum schließt viele a…
Der Historiker Diethelm Blecking hält die DFB-Wahl einer Jahrhundertelf
nach ethnischen Kriterien für „gefährlich“. Er wirbt für ein offenes
Konzept.
Der HSV im Fall Bakery Jatta: Die neue Antifa des Fußballs
Der HSV antwortet solidarisch auf die Anschuldigungen gegen Bakery Jatta.
Der Zusammenhalt zeigt: Der Verein steht an einem wundervollen Wendepunkt.
Verwirrung um HSV-Profi: Wer ist Bakery Jatta?
Dem HSV-Spieler wird vorgeworfen, mit falscher Identität zu spielen.
Außerdem soll er über frühere Erfahrungen gelogen haben. Stimmt das?
Vorwürfe gegen HSV-Spieler Bakery Jatta: Möglicherweise ein Tiefstapler
HSV-Profi Bakery Jatta ist angeblich nicht der, der er vorgibt zu sein.
Selbst wenn das stimmen sollte, könnte er glimpflich davonkommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.