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# taz.de -- Gewaltdebatte um Chemnitz: Schluss mit den Scheindiskursen
> Auch ohne Chatprotokolle ist klar, in Chemnitz haben Rechtsextreme die
> Eskalation gesucht. Die Diskussion um den Begriff Hetzjagd lenkt davon
> ab.
Bild: Rechte Demo in Chemnitz am 1. September 2018
Es eine müßige Debatte, eine ärgerliche. Ein Jahr nach den rechten
Ausschreitungen von Chemnitz wird wieder diskutiert, ob es damals
„Hetzjagden“ gab. [1][Ein LKA-Bericht ist aufgetaucht, der Chats
auswertete], in denen Rechtsextreme hofften, in Chemnitz „Kanacken boxen“
zu können, Migranten zu „erwischen“, an einer „Jagd“ teilzunehmen.
Gab es also doch Hetzjagden – obwohl Sachsens Ministerpräsident Michael
Kretschmer und Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen dies bis heute
bestreiten? Es ist doch längst klar: Es gab Jagden auf Migranten, Schläge,
Tritte, Hass. Man muss die Betroffenen nur fragen. Einem Afghanen wurde auf
den Kopf eingeschlagen, seine Wange eingeschnitten, einem Iraner eine
Glasflasche an den Kopf geschleudert, ein anderer in seinem Restaurant so
zusammengeschlagen, dass er acht Tage im Krankenhaus lag. Die Liste ließe
sich fortsetzen: 138 rechte Straftaten zählte die Polizei rund um die
Demos.
Ob diese nun Ergebnis von Hetzjagden waren oder von Jagdszenen oder von
Hassausbrüchen – das ist doch nicht die entscheidende Frage. Es war brutale
Gewalt, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Und diese Gewalt war genau
so gewollt, wie nicht erst die aufgetauchten Chats zeigen. Voller Hass
gingen die Rechten auf die Straße, suchten die Eskalation. Einer der
Anheizer, der „Pro Chemnitz“-Chef, nannte die Angriffe auf Migranten
schamlos „Selbstverteidigung“ – und diese seien „nur ein kleiner
Vorgeschmack“.
Wenn für den Ex-Geheimdienstchef in dieser Lage das Wichtigste ist, zu
behaupten, dass es keine Hetzjagden gab, dann ist das nicht bloße
Wortklauberei, sondern ein dreistes Ablenkungsmanöver, eine Verharmlosung.
Und dass Maaßen bis heute darauf beharrt, inzwischen mit Verweis auf
dubioseste Quellen, unterstreicht einmal mehr, dass er völlig zu recht
gefeuert wurde.
Für Chemnitz ist diese am Kern vorbei geführte Dauerdebatte fatal. Statt
Scheindiskursen braucht es klare Benennung und Verurteilung der Gewalt.
Solange es aber bei Rabulistik bleibt, kommt Chemnitz nicht zur Ruhe.
27 Aug 2019
## LINKS
[1] /Debatte-um-Gewalt-in-Chemnitz/!5621376
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Chemnitz
Schwerpunkt Rechter Terror
Hans-Georg Maaßen
Rechtsextremismus
Sachsen
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Schwerpunkt Landtagswahlen
Hans-Georg Maaßen
Hans-Georg Maaßen
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