| # taz.de -- Die CDU und der Fall Hans-Georg Maaßen: Zur Ikone gemacht | |
| > Um den Rechten nicht noch mehr Wähler zu verschaffen, muss die CDU auch | |
| > unerwünschte Mitglieder tolerieren. Nur Posten dürfen sie keine bekommen. | |
| Bild: Kommt jetzt ein Parteiausschlussverfahren für Ex-Verfassungsschutz-Chef … | |
| Wer sich die Welt so backen möchte, dass es dort keine Reaktionäre und | |
| Rassisten, keine AfD und keinen [1][Hans-Georg Maaßen] gibt, für den ist es | |
| eine schöne Vorstellung, dass der ehemalige Verfassungsschutzchef die CDU | |
| verlassen muss. Die Christdemokraten bewiesen damit ihren Willen, eine | |
| eindeutige Grenze gegenüber Feinden der multikulturellen Gesellschaft zu | |
| ziehen. Die größte deutsche Partei würde deutlich machen, dass sie sich von | |
| ihrer Vergangenheit gelöst hat. | |
| Unglücklicherweise lässt sich die Welt nicht so backen, wie sich viele das | |
| wünschen. Und deshalb ist schon die [2][von Annegret Kramp-Karrenbauer | |
| ausgelöste Diskussion über einen Parteiausschluss Maaßens] schädlich und | |
| falsch – nicht nur für die CDU, sondern für den gesamtgesellschaftlichen | |
| Diskurs. Die CDU-Vorsitzende bestärkt damit Leute, die von einer | |
| Meinungsdiktatur faseln und behaupten, man dürfe nicht mehr sagen, was man | |
| denkt. | |
| Sie treibt – zwei Wochen vor Landtagswahlen – der AfD noch mehr Wähler zu, | |
| die dieser kruden These anhängen. Sie demonstriert, dass ihr nur noch | |
| autoritäre Mittel einfallen, wenn es um eine Debatte mit unterschiedlichen | |
| Meinungen geht, so unangenehm diese auch sein mögen – und hilft der AfD so | |
| gleich noch einmal. Und: Kramp-Karrenbauer hat aus einem randständigen | |
| Pensionär eine Rechts-außen-Ikone gemacht. | |
| Es wäre eine sympathische Vorstellung, dass die gesamte CDU ähnlich liberal | |
| und weltoffen gesinnt wäre wie SPD und Grüne – jedenfalls für diejenigen, | |
| die diese liberalen und weltoffenen Vorstellungen teilen. Doch in Wahrheit | |
| wäre dies das Ende einer Volkspartei: Die CDU muss weiterhin ihre | |
| konservative Klientel bedienen, um breite Wählerschichten ansprechen zu | |
| können. Sie muss einen Platz auch für Reaktionäre haben, solange diese | |
| keine Rechtsextremisten sind. | |
| Schließt sie bestimmte Positionen aus, dann finden Menschen, die sich eben | |
| nicht in erster Linie als liberal und weltoffen begreifen, bald innerhalb | |
| des demokratischen Spektrums keine politische Heimat mehr – und schließen | |
| sich denen an, die die Demokratie zerstören wollen. | |
| Meinungen wie die Maaßens in einer Partei zu dulden, heißt allerdings noch | |
| lange nicht, sie auch zu goutieren. Deshalb ist die umgekehrte Vorstellung, | |
| dass Hans-Georg Maaßen demnächst zum sächsischen Innenminister aufsteigt, | |
| um einiges furchtbarer, als es sein Parteiausschluss wäre. | |
| 18 Aug 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Klaus Hillenbrand | |
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