# taz.de -- Verteidiger von Union Berlin: „Fans werden doppelt so laut sein“ | |
> Marvin Friedrich, Verteidiger von Union Berlin, erklärt, was er sich von | |
> der Premiere des Aufsteigers erwartet und worauf sich die Bundesliga | |
> freuen kann. | |
Bild: „Jeder weiß, dass Union etwas Besonderes ist“ – Marvin Friedrich | |
taz: Herr Friedrich, sind Sie fit und bereit für die Bundesliga? | |
Marvin Friedrich: Ja, die Vorbereitung war lange genug. Und jetzt freuen | |
wir uns, dass es am Sonntag losgeht. | |
Was kann man denn noch trainieren in der Woche, bevor es losgeht? | |
Es geht darum, so schnell wie möglich in den Rhythmus zu kommen. Wir machen | |
jetzt nichts Besonderes mehr. | |
Und trotzdem wissen Sie ja, dass eine Saison in der Ersten Liga vor Ihnen | |
liegt. Oder kann Ihnen das der Trainer aus dem Kopf trainieren? | |
Natürlich wissen wir, dass etwas Besonderes vor uns liegt. Aber genau da | |
wollten wir in der letzten Saison ja auch hin. Und jetzt geht es eben los. | |
Worauf kann sich die Bundesliga freuen, wenn Union dabei ist? | |
Auf einen anderen Fußballverein. Jeder weiß, dass Union etwas Besonderes | |
ist. Gerade wenn man das Stadion anschaut, was hier für eine Atmosphäre | |
herrscht mit den vielen Stehplätzen. Ich glaube, das ist in Deutschland | |
ohne Vergleich. | |
Spüren Sie eine besondere Verantwortung den Fans gegenüber, die in dem | |
Verein ja eine besondere Rolle spielen? | |
Wir haben sehr viel Verantwortung für den ganzen Verein. Wir wissen aber, | |
wenn es mal nicht so gut läuft, stehen die Fans trotzdem hinter uns. Das | |
gibt einem ein gutes Gefühl und eine gewisse Sicherheit. Das befreit uns | |
auch. | |
Zum ersten Spiel gegen RB Leipzig am Sonntag haben Fans einen 15-minütigen | |
Stimmungsboykott angekündigt, um gegen die Vereinskonstruktion von RB | |
Leipzig zu demonstrieren. Union-Fans sind traditionell sehr politisch. | |
Führt das dazu, dass sich auch die Spieler mehr mit den Dingen | |
beschäftigen, die den Fans am Herzen liegen? | |
Dazu will ich gar nicht viel sagen. Natürlich wissen wir alle, dass die | |
Ansetzung des ersten Spieltags ein bisschen unglücklich ist. Ich kann die | |
Fans da schon verstehen. Und wir Spieler reden auch darüber. Aber wir | |
sollten das Ganze nicht zu hoch hängen. Wenn die 15 Minuten vorbei sind, | |
dann werden die Fans doppelt so laut wie sonst sein und uns nach vorne | |
peitschen. | |
Union wird gerne als Gegenmodell zum großen Kommerzfußball beschrieben. | |
Nehmen Sie das auch so wahr? | |
Ich habe zuvor beim FC Augsburg und bei Schalke 04 gespielt. Ich spüre | |
schon, dass das hier ein bisschen anders läuft. Und ich finde das auch gut, | |
wie man hier tickt. | |
Es gibt elf Neuzugänge im Team. Ist es ein Problem für die Aufstiegshelden, | |
dass sie sich nun einer so starken Konkurrenz stellen müssen? | |
In der Bundesliga müssen wir einen starken und guten Kader haben. Ich sehe | |
das eher positiv, weil dadurch auch das Trainingsniveau gesteigert wird. | |
Was haben Sie den Neuzugängen über die Stimmung in der Aufstiegssaison | |
erzählt? | |
Ich glaube, die haben schon selber gesehen, was hier abgegangen ist nach | |
dem Aufstieg. Das musste ich nicht so viel erzählen. | |
Sie sind ein Bundesliga-Rückkehrer. Nach einer erfolgreichen Jugendkarriere | |
bei Schalke haben Sie ein paar Erstligaeinsätze gehabt, in Augsburg danach | |
aber nicht wirklich eine Chance bekommen. Ist das nun die große Chance auf | |
die große Profikarriere? | |
Man sollte immer mit dem zufrieden sein, was man hat. In der Jugend ging es | |
fast immer bergauf. In Augsburg hatte ich eine nicht so gute, aber | |
lehrreiche Zeit. Wichtig ist, dass man sich da immer wieder herauskämpft. | |
Sind Sie erschrocken im Sommer, als sich der FC Augsburg seine | |
Transferrechte zurückgeholt hat? | |
Das war schon vorhersehbar. Das habe ich auch so akzeptiert, aber ich habe | |
für mich klar gesagt, was ich mir wünsche. | |
Hatten Sie das sichere Gefühl, dass es diesen guten Ausgang nehmen würde? | |
Ich wäre schon gern zum Trainingsstart hier gewesen, aber ich hatte | |
Vertrauen in alle Parteien, dass es irgendwie klappen würde. | |
Wie hat denn alles mit Ihrer Karriere angefangen? Sie sind ja offenbar in | |
einer sehr fußballverrückten Familie aufgewachsen. | |
Mein Vater hat früher Handball gespielt, nicht höherklassig, aber Oberliga. | |
Meine Mutter ist auch sportlich. Die jüngste Schwester macht | |
Leichtathletik, die andere spielt Bundesliga-Fußball bei Bayer Leverkusen, | |
und der größere Bruder hat auch Fußball gespielt in der Regionalliga. Wir | |
mussten uns zwischen Handball und Fußball entscheiden, haben aber früh | |
schon immer Fußball im Garten gespielt, Jungs gegen Mädchen meistens, und | |
so kam es dazu. | |
Welche Position spielt Ihre Schwester? | |
Sie spielt auch in der Innenverteidigung. | |
Gibt es da einen Austausch über Ihre jeweilige Interpretation der Position? | |
Eher weniger. Meiner Meinung nach kann man Männer- und Frauenfußball nicht | |
direkt vergleichen. Aber natürlich reden wir darüber, was man hätte besser | |
machen können: Wie siehst du das? Bei uns zu Hause wird sehr viel über | |
Fußball geredet. | |
Wie nah verfolgen Sie das Geschehen bei Ihrer Schwester? Gegen wen spielt | |
sie denn mit Bayer Leverkusen zum Frauen-Bundesligaauftakt am Sonntag? | |
Gute Frage, die kann ich leider nicht beantworten. Eigentlich schaue ich | |
keinen Frauenfußball, aber durch meine Schwester informiere ich mich schon | |
über die Ergebnisse. Wenn sie in dieser Saison in Potsdam spielt, fahre ich | |
vielleicht hin. Wir schreiben uns eigentlich täglich, gerade am | |
Wochenende, wenn ein Spiel war. | |
16 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
Andreas Rüttenauer | |
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