| # taz.de -- Thunbergs Segelreise in die USA: Gretas Törn schädlicher als Flug | |
| > Thunbergs Segeltörn nach New York verursacht mindestens sechs Flüge über | |
| > den Atlantik. Würde sie fliegen, wäre die Reise klimafreundlicher. | |
| Bild: Abfahrt in Plymouth: Thunberg sowie die Segler Pierre Casiraghi und Boris… | |
| Berlin taz | Klimaaktivistin Greta Thunberg verursacht durch ihren | |
| Segeltörn von Großbritannien in die USA mehr Treibhausgasausstoß, als wenn | |
| sie geflogen wäre. Etwa fünf Mitarbeiter würden die Yacht zurück nach | |
| Europa segeln, sagte Andreas Kling, Pressesprecher von Thunbergs Skipper | |
| Boris Herrmann, am Donnerstag der taz. | |
| „Natürlich fliegen die da rüber, geht ja gar nicht anders“, so Kling. | |
| Herrmann werde für die Rückreise ebenfalls das Flugzeug nehmen. Der | |
| Segeltörn löst also mindestens sechs klimaschädliche Flugreisen über den | |
| Atlantik aus. Wäre Thunberg gemeinsam mit ihrem Vater geflogen, wären nur | |
| zwei nötig gewesen, um nach New York zu kommen. | |
| Ein Flug von New York nach Hamburg hat dem [1][Emissionsrechner der | |
| Organisation atmosfair] zufolge eine Klimawirkung von rund 1.800 Kilogramm | |
| Kohlendioxid. Das ist mehr als drei Viertel dessen, was jedem Menschen pro | |
| Jahr zusteht, wenn die Erderwärmung bei 2 Grad gestoppt werden soll. | |
| Weil Flüge so klimaschädlich sind, hatte Thunberg eine bessere Möglichkeit | |
| gesucht, um zum Klimagipfel der Vereinten Nationen im September in New York | |
| zu reisen. Am Mittwochnachmittag stach die 16-Jährige an Bord der | |
| Hochsee-Yacht „Malizia II“ gemeinsam mit den beiden Profiseglern Herrmann | |
| und Pierre Casiraghi sowie ihrem Vater Svante und einem Filmemacher im | |
| südenglischen Plymouth in See. Das Schiff wird vom Wind angetrieben, Strom | |
| für Navigation und Kommunikation wird mit Solarzellen erzeugt. | |
| Der Pressesprecher der Fridays-for-Future-Aktivistin war bis | |
| Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu der Klimabilanz des | |
| Segeltörns zu erreichen. Skipper-Sprecher Kling räumte ein, dass die | |
| Abfahrt mit hunderten Journalisten, Unterstützern und Zuschauern in | |
| Plymouth einen Kohlendioxid-Fußabdruck habe. „Es hätte weniger | |
| Treibhausgasausstoß verursacht, wenn wir diese Abfahrt so nicht gemacht | |
| hätten“, sagte Kling. „Natürlich wäre es umweltschonender gewesen, nicht | |
| darauf aufmerksam zu machen, dass wir dringend etwas tun müssen gegen die | |
| Klimakrise. Aber wenn keiner darauf aufmerksam macht, dann tun wir auch | |
| nichts.“ | |
| Auf die Frage, ob es nicht klimafreundlicher gewesen wäre, wenn Thunberg | |
| auf einem Containerschiff mitgefahren wäre, antwortete Kling: „Das ist ein | |
| Gedanke, der tatsächlich für die Rückkehr nach Europa geprüft wird.“ | |
| Kritiker haben eingewandt, dass die Yacht nach der Atlantiküberquerung | |
| aufwendig und damit klimaschädlich repariert werden müsse. Diese Arbeiten | |
| werden aber wohl nicht sehr groß sein. „Da wird wahrscheinlich nicht halb | |
| so viel kaputtgehen wie bei einer Atlantiküberquerung unter | |
| Regattabedingungen“, so Kling. Auf keinen Fall würden die Segel | |
| ausgetauscht, denn das Material sei sehr belastbar. | |
| Kling ergänzte nach Erscheinen der ersten Version dieses taz-Artikels, dass | |
| das Team Malizia bereits seit 2018 alle seine klimaschädlichen Aktivitäten | |
| inklusive der Flüge durch Beiträge zu Projekten kompensiere, die | |
| Treibhausgas binden. „Wir sind uns bewusst, dass so eine Kompensation unser | |
| Gewissen nicht reinwaschen kann und soll. Es ist keine ideale Lösung, aber | |
| das Mindeste, was wir zum Ausgleich tun können“, teilte der Sprecher mit. | |
| ## „Greta war nicht seekrank“ | |
| Bisher verlaufe Thunbergs Segeltörn nach Plan, sagte Kling. Das Wetter mit | |
| Schauern und mittelstarkem Wind sei „nicht wirklich gemütlich“, aber es | |
| gebe keinen Sturm. „Greta ist relativ früh schlafen gegangen gestern, war | |
| aber nicht seekrank.“ Sehr ungünstigem Wetter könne die Yacht wegen ihrer | |
| hohen Geschwindigkeit vergleichsweise leicht ausweichen. Am | |
| Donnerstagmittag befand sich das Schiff einem [2][Internettracker] zufolge | |
| westlich der nordfranzösischen Stadt Brest. | |
| Thunberg geht es darum, den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen zu | |
| senken, damit der Anstieg der globalen Erdtemperatur auf unter 1,5 Grad | |
| Celsius begrenzt werden kann. „Das Fenster, um den globalen | |
| Temperaturanstieg unterhalb von 1,5 oder 2 Grad Celsius zu halten, schließt | |
| sich sehr schnell. Deshalb unternehme ich diese Reise“, wurde Thunberg nach | |
| der Abreise in einer Mitteilung zitiert. Segelprofi Herrmann erklärte | |
| demnach: „Die Reise symbolisiert zwei Dinge: Dass es nicht einfach ist, | |
| fossile Brennstoffe zu ersetzen, und dass das Meistern dieser | |
| Herausforderung ein großartiges Abenteuer sein kann.“ | |
| Seinen Angaben zufolge wird die Reise rund 3.500 Seemeilen lang sein – bis | |
| nach New York ist es also noch ein sehr weiter Weg. (mit dpa) | |
| Hinweis: Dieser Artikel wurde am 15. August 2019 um 18.50 Uhr aktualisiert. | |
| 15 Aug 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.atmosfair.de/de/standards/emissionsberechnung/emissionsrechner/ | |
| [2] https://www.windy.com/track-team-malizia-and-greta-on-their-journey-across-… | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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