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# taz.de -- Uniformierte Patrouille durch Wolfsburg: Polizei stoppt „Bürgerw…
> Eine so genannte „Bürgerwehr“ veranstaltete einen uniformierten
> „Kontrollgang“ durch Wolfsburg. Hinter der Aktion stand die NPD.
Bild: Arme Socken: Sie können nichts dafür, wer in ihnen steckt
Hamburg taz | Mit roten Warnwesten patrouillierte die kleine „Bürgerwehr“
vergangene Woche durch Wolfsburg. Der Schriftzug „Wir schaffen Schutzzonen“
prangte auf den Westen, dazu ein Logo in den Farben der Bundesrepublik. Bei
ihrem „Kontrollgang“ durch die Innenstadt verteilten die drei Männer auch
gleich Flyer, sollte ja jeder wissen, worum diese Patrouille nötig ist: Die
„die innere Sicherheit“ sei in einem „dramatischen Maß gefährdet“, ko…
man auf den Flyern lesen. Letztlich wurde dann aber das Trio selbst zum
Sicherheitsrisiko. Denn Passanten empfanden das Auftreten als aufdringlich
und einschüchternd. Ein Mann rief dann am frühen Mittwochabend die Polizei.
Die rückte auch an und im Bereich des Zentralen Busbahnhofs schritten
Zivilbeamte dann ein. Sie setzten die Männer, einen 26 Jahre alten
Braunschweiger, einen 38-Jährigen aus Königslutter und einen 39-jährigen
Wolfsburger, fest. Ermittlungen wegen einer nicht angemeldeten Versammlung
und wegen des Verstoßes gegen das Uniformverbot wurden eingeleitet. Die
drei roten Westen wurden beschlagnahmt. „Offensichtlich sollten diese
Streifen den Bürgern suggerieren, dass diese Innenstadtbereiche
schutzbedürftig und damit nicht sicher sind“ sagt Sven-Marco Claus,
Sprecher der Polizei Wolfsburg.
Die Facebook-Seite der „Bürgerwehr“ offenbart schnell: Die NPD steht hinter
dieser vermeintlichen Schutztruppe. Im Impressum der Seite wird die
Neonazi-Partei als Herausgeberin angegeben.
Gestartet wurde die ganze Kampagne zur Bundestagswahl 2017. Unter dem
Slogan „Solidarität schafft Sicherheit“ führt die NPD anfänglich noch
vermeintlich moderat aus, dass „die massive Zunahme von Gewaltkriminalität
und Einbrüchen und der gleichzeitige Abbau von Polizeistellen“ zur einer
„weitgehenden Kapitulation des Rechtsstaats geführt“ habe. Sie machen dann
aber in gewohnter Weise einen vermeintlichen Verursacher aus: „Ob es
No-Go-Areas in den Großstädten sind, Übergriffe auf Frauen (…) oder die
Dominanz von Fremden in vielen Regionen unserer Heimat: man ist der
importierten Kriminalität oft schutzlos ausgeliefert.“
Die NPD ist nicht so desolat aufgestellt, wie oft angenommen – also
keinesfalls harmlos. Die „Bürgerwehr“-Webseite bei Facebook haben knapp
mehr als 11.300 Personen abonniert und die Patrouillengänge finden in
verschiedenen Städten statt. Im August 2018 trat beispielsweise im
niedersächsischen Salzgitter erstmals eine zehn Personen umfassende
„Schutzzonen-Gruppe“ bei einem Stadtfest auf. In Bad Harzburg und
Osterholz-Scharmbeck verteilten sie Aufkleber und vor der Europawahl im Mai
patrouillierten sie bereits einmal in Wolfsburg.
Auf der zusätzlichen Webseite erklären NPD-Anhänger auch, wie man sich denn
schützen könne. Sie empfehlen nicht bloß „Bürgerwehren“, sondern auch
Telefonketten, Rückzugsräume und Schulwegwachen zu bilden. Im hauseigenen
Internet-Shop können auch gleich passende Utensilien erworben werden:
Westen, Flugblätter, Visitenkarten, Plakate, Aufkleber, das Energy-Getränk
„Schutzzone“ und auch CS-Breitstrahlspray.
15 Aug 2019
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
NPD
Schwerpunkt Neonazis
Wolfsburg
Rechtsradikalismus
Bürgerwehr
Polizei
Rechtsrock
Liebeserklärung
Europawahl
Amberg
Bürgerwehr
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