| # taz.de -- Kommunalwahlen in Brandenburg: Potsdam wird links und grün | |
| > In Potsdam regieren jetzt erstmals die Linken mit: Rot-Grün-Rot hat | |
| > ehrgeizige Vorhaben und sieht sich als Modell für Brandenburg. | |
| Bild: Rot-grün-roter Höhenflug: Potsdam aus der Vogelperspektive | |
| Zweieinhalb Monate nach der Kommunalwahl im Mai steht die Brandenburger | |
| Landeshauptstadt vor einem politischen Paradigmenwechsel. Erstmals wird | |
| eine sozial-ökologische Mehrheit im Stadtparlament die Richtung vorgeben. | |
| Die Zeichen stehen nämlich auf Rot-Grün-Rot. Zuvor hatten sich SPD, Grüne | |
| und Linke auf eine entsprechende Kooperationsvereinbarung geeinigt. Darin | |
| setzen sie Akzente bei der [1][Verkehrswende] und beim [2][Mieterschutz]. | |
| Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hängt als direkt gewähltes | |
| Stadtoberhaupt zwar nicht von der Mehrheit ab. Ohne sie ist er aber auch | |
| kaum handlungsfähig. Die rot-grün-rote Zusammenarbeit dürfte ihm durchaus | |
| passen. Schon in den Monaten vor der Wahl war das Klima zwischen SPD und | |
| Linken auffallend entspannt. Nun wolle man Potsdam sozial gerechter, | |
| ökologischer und nachhaltiger gestalten, sagte Schubert. Zusammen haben die | |
| Partner eine solide Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. | |
| Seit der Wiedervereinigung hatten sich in Potsdam meist bürgerliche | |
| Parteien und Wählergruppen mit der SPD zusammengetan, um die Linken von der | |
| Macht fernzuhalten. Argument dafür war neben inhaltlichen Differenzen auch | |
| die Vergangenheit einiger Linker in der DDR. Mittlerweile hat die Partei | |
| aber einen Generationswechsel eingeleitet. Außerdem sind die Linken in | |
| Potsdam weniger dominant, seit sie bei der Wahl im Mai von der stärksten | |
| Kraft zur Nummer drei geschrumpft sind. | |
| Die letzte Rathaus-Kooperation aus SPD, CDU und Grünen war 2016 geplatzt, | |
| nachdem der Grünen-Kandidat für den wichtigen Posten des Baudezernenten im | |
| Stadtparlament nicht durchgekommen war. Seither regierten die | |
| SPD-Oberbürgermeister Jann Jakobs und Mike Schubert mit wechselnden | |
| Mehrheiten. | |
| Die neue Rathaus-Kooperation war am Mittwoch in der | |
| Stadtverordnetenversammlung erstmals in Aktion. Als erste Amtshandlung | |
| stand der Beschluss zum Klimanotstand an. Künftig sollen alle Beschlüsse | |
| auf ihre Folgen für den Ausstoß von Treibhausgasen überprüft werden. Auch | |
| darüber hinaus will das Bündnis mehr Geld für den Klimaschutz ausgeben. | |
| ## 100 Prozent ökologisch | |
| Die kommunalen Stadtwerke sollen langfristig zu 100 Prozent [3][erneuerbare | |
| Energie] liefern. Das Gebiet um die Flaniermeile Brandenburger Straße soll | |
| Schritt für Schritt zu einer autofreien Zone werden. Außerdem soll das | |
| städtische Klinikum seine Mitarbeiter wieder nach Tarif bezahlen. | |
| Die Grünen setzten ein paar ihrer Kernanliegen durch. So soll mehr Geld in | |
| den Ausbau von Fahrradwegen fließen. Die Kooperationsvereinbarung sieht | |
| außerdem mehr sozialen Wohnungsbau vor. Städtische Bauflächen sollen nicht | |
| mehr zum Höchstgebot verkauft werden, sondern nur noch über eine | |
| Konzeptvergabe oder Erbbaupacht vergeben werden. Das soll sich dämpfend auf | |
| den Anstieg der Mieten in der Stadt auswirken. | |
| Die Vereinbarung soll noch im August von den Mitgliedern der Parteien | |
| abgesegnet werden. Das gilt allerdings als Formalität. Das neue | |
| Dreierbündnis ist mitten im Honeymoon. Der erste Stresstest dürfte dann | |
| anschließend bei den Haushaltsberatungen anstehen. Dann wird sich zeigen, | |
| welche der Versprechungen sich die Stadt tatsächlich leisten kann. | |
| Bei vielen der vereinbarten Vorhaben ist die Mehrheit sogar noch größer als | |
| die der drei Kooperationspartner. So hatte sich auch die linksalternative | |
| Wählergruppe Die Andere für die Ausrufung des Klimanotstands, | |
| Konzeptvergaben und die bessere Bezahlung der Mitarbeiter des Klinikums | |
| eingesetzt. | |
| Oberbürgermeister Mike Schubert sieht Rot-Grün-Rot auch als Modell für das | |
| Land Brandenburg. Nach den jüngsten Umfragen ist es allerdings fraglich, ob | |
| es bei der Wahl am 1. September für eine solche Mehrheit reicht. | |
| 14 Aug 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Forderung-nach-radikaler-Verkehrswende/!5618304&s=verkehrswende/ | |
| [2] /Mietendeckel-in-Berlin/!5600646&s=mieterschutz/ | |
| [3] /Solarenergie-in-Berlin/!5610475&s=kommunale+stadtwerke/ | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Zschieck | |
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