| # taz.de -- Repression in Uganda: Drei Jahre Haft für Aktivistin | |
| > Stella Nyanzi kritisierte wiederholt den Präsidenten und seine Frau. | |
| > Dafür wurde sie nun mit einer fadenscheinigen Begründung verurteilt. | |
| Bild: Stella Nyanzi vor Gericht | |
| Kampala taz | Es ist ein harter Schlag gegen die Meinungsfreiheit in | |
| Uganda. In dem ostafrikanischen Land wurde am Freitag die Frauenrechtlerin | |
| und Aktivistin Stella Nyanzi wegen Missbrauch ihres Computers zu drei | |
| Jahren Haft verurteilt. | |
| Die 45-jährige mittlerweile suspendierte Lektorin für Anthropologie und | |
| Sexualforschung an Ugandas staatlicher Universität Makerere hatte im März | |
| 2017 ein Gedicht auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Darin ging es um | |
| die Familie von Präsident Yoweri Museveni, der seit 33 Jahren an der Macht | |
| ist und dessen Frau, dessen Sohn und dessen jüngerer Bruder wichtige | |
| Staatsämter innehaben. In ihrem Gedicht bezeichnete sie das | |
| Präsidentenehepaar als ein „paar Arschbacken“. | |
| Kurz darauf wurde die Mutter von drei Kindern verhaftet und angeklagt: | |
| offiziell wegen „Cyber-Belästigung“ und „offensiver Kommunikation“. Das | |
| Gericht ordnete ein psychiatrisches Gutachten an. Im Mai 2018 kam sie auf | |
| Kaution frei. | |
| Ein halbes Jahr später wurde sie erneut inhaftiert. Trotz Malaria und einer | |
| mutmaßlichen Fehlgeburt infolge von Stress und schlechter | |
| Gesundheitsversorgung im Zentralgefängnis verzichtete sie auf eine | |
| Freilassung auf Kaution. Sie fühle sich im Gefängnis sicherer und könne | |
| dort die Frauen unterrichten, sagt sie. | |
| ## Frauenhygiene als Provokation | |
| Ugandas Menschenrechtsorganisationen und Opposition sieht Nyanzis Prozess | |
| als Schauprozess. Sie ist die Erste, die nach dem | |
| „Computermissbrauchgesetz“ von 2011 angeklagt wurde. Das Gesetz sei ein | |
| weiterer Baustein einer „Politik, die Rede- und Meinungsfreiheit weiter | |
| einzuschränken, so Eron Kiiza, einer von Ugandas führenden | |
| Menschenrechtsanwälten. | |
| Nyanzi hatte sich bereits in ihrer Akademiker-Karriere an der Universität | |
| mit Präsident Musevenis Frau angelegt, seit 2016 Bildungsministerin. Im | |
| Wahlkampf hatte der Präsident versprochen, an staatlichen Sekundarschulen | |
| kostenlose Menstruationsbinden zu verteilen. Viele arme Familien in Uganda | |
| haben nicht genug Geld, Binden zu kaufen. So bleiben viele Mädchen | |
| monatlich einige Tage von der Schule zu Hause. Das brachte ihm viele | |
| Stimmen ein. | |
| Als die frisch ernannte Bildungsministerin Janet Museveni dann nach der | |
| Wahl erklärte, es gebe nicht genügend Geld für die Binden, startete Nyanzi | |
| eine Crowdfundingkampagne und kritisierte die Präsidentengattin öffentlich. | |
| Dass man mit solch provokanten Aktionen nicht ungestraft davonkommt, das | |
| bekam vor zwei Wochen auch der ehemalige Journalist und selbsternannte | |
| Priester Joseph Kabuleta zu spüren. Auf Facebook betitelte er Uganda als | |
| „Mafia-Imperium“. Kurz darauf wurde auch er verhaftet und anhand des | |
| Computer-Missbrauch Gesetzes angeklagt. Im droht nun ein ähnlicher Prozess. | |
| Nyanzi sieht sich selbst unter Ugandas Menschenrechtsaktivisten als | |
| Märtyrerin, die sich freiwillig opfert, um die autoritären Züge des Regimes | |
| offen zu legen. So hatte sie am Tag vor der Urteilsverkündung noch eine | |
| kleine Provokation parat: Über Facebook und twitter verlangte sie aus dem | |
| Gefängnis heraus die Verschiebung der Urteilsverkündung, weil sie ihre | |
| Periode habe und es im Gefängnis keine Damenbinden gebe. Ein erneuter | |
| Seitenhieb gegen die Präsidentengattin. | |
| 2 Aug 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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