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# taz.de -- Rapstar Bobi Wine wieder zurück: Uganda begrüßt seinen Helden
> Der Oppositionelle Bobi Wine kehrt von Folter gezeichnet nach Uganda
> zurück. Der Staat schafft es nicht, ihn von den Menschen fernzuhalten.
Bild: Vom Autodach richtet der erschöpfte Bobi Wine ein paar Worte an die Fans…
Kampala taz | Seit dem frühen Morgen stehen an der 40 Kilometer langen
Strecke von Ugandas internationalem Flughafen Entebbe in die Hauptstadt
Kampala Polizeilaster, Wasserwerfer und Einheiten der Armee. Soldaten
patrouillieren die Straßen. Der Flughafen ist weiträumig abgeriegelt. Weder
Journalisten noch Taxis dürfen passieren.
In Kampalas Vorstadtbezirk Magere haben sich gleichzeitig fast 100 Menschen
vor dem Haus des Rapstars Bobi Wine versammelt, Idol der ugandischen Jugend
und jüngster Parlamentarier des Landes. Die meisten tragen die für Ugandas
Opposition typischen Outfits: rote Mützen und rote T-Shirts mit der
Aufschrift „FreeBobiWine“. Viele sind betrunken. „Our Power – People’s
Power“ schreien sie im Chor. Einige singen Raptexte des Musikstars.
„Wir haben von diesem alten Mann die Schnauze voll“, erklärt
Motorradtaxifahrer Hakim Kiiza, der extra aus Entebbe gekommen ist, um
seinen „Präsidenten“ zu begrüßen. Mit dem „alten Mann“ meint er Ugan…
74-jährigen Präsidenten Yoweri Museveni. Bobi Wine ist 36. Seine Anhänger
nennen ihn „Getto-Präsident“.
Schwer verletzt war Bobi Wine, der eigentlich Robert Kyagulanyi heißt, vor
zwei Wochen aus Uganda in die USA ausgeflogen worden. Er war im August
[1][verhaftet und brutal gefoltert worden]. Vor wenigen Tagen hatte er
offiziell seine Heimkehr angekündigt, um weiter „für Freiheit zu kämpfen�…
Ugandas Regierung war höchst alarmiert. Die Polizei verbot jede Versammlung
und Demonstration. Polizeisprecher Emilian Kayima kündigte an, dass
Sicherheitskräfte Bobi Wine vom Flughafen direkt nach Hause begleiten
würden.
Beim Umsteigen in Nairobi am Donnerstagmittag twittert er: „Ich bin ein
freier Ugander mit dem Recht, mich in meinem Land frei zu bewegen.“ Als er
endlich in Entebbe landet, wird Bobi Wine aber abgeführt und in ein Auto
gesetzt, noch bevor er den Immigrationsschalter erreicht und seinen Pass
vorzeigen kann.
Ein Polizeikonvoi eskortiert das Fahrzeug nach Kampala. Aber das hält die
Menschen nicht auf, die auf sozialen Medien alles live mitverfolgen.
## Zu Tausenden strömen sie in den Garten
Als der Konvoi voller bewaffneter Polizisten Bobi Wines Wohnviertel
erreicht, hasten bereits Hunderte seiner Fans auf Motorrädern hinter den
Polizisten her. Vor dem großen Eingangstor seines Hauses macht der Konvoi
halt. Wine sitzt mit drei Polizisten in einem weißen UN-Geländewagen. Es
dauert lange, bis die Polizei ihm erlaubt, auszusteigen.
Das Problem: Die Polizisten haben ihm am Flughafen seinen Holzstock
weggenommen, den er als Krücke benutzt, da er nach der Folter immer noch
nicht gut laufen kann. Die Polizisten können seinen Stock nun nicht finden.
Unterdessen strömen seine Anhänger zu Tausenden in den großen Garten seines
zweistöckigen Hauses. Das Auto kann nur langsam einfahren. Als der
Krückstock endlich gefunden wird und Wine unter Schmerzen aus dem Auto
steigt, heben ihn seine Fans hoch.
[2][Tief gerührt steht er auf dem Autodach]. Seine Fans schreien und
jubeln. Erst nach zehn Minuten schafft er es, durch die Massen hindurch bis
zu seiner Haustür zu humpeln.
Im Wohnzimmer begrüßen ihn seine drei Kinder. Komplett erschöpft, den
Tränen nahe, sitzt er mit ihnen auf der Couch, die beiden Söhne im Arm, die
Tochter tanzt vor ihm umher.
„Ich war mir nicht sicher, ob ich es heute nach Hause schaffe“, erklärt
Wine. Er sieht sehr erschöpft aus. „So viele unverschämte Polizisten haben
mich aus dem Flugzeug gezerrt, mir meinen Pass weggenommen und ich habe ihn
bis jetzt nicht wiederbekommen“, sagt er. „Ich bin aber wirklich froh,
jetzt endlich zu Hause zu sein.“
Auf die Frage, ob er weiterkämpfen wird, wird seine Stimme dann doch noch
laut. „Ich bin zurückgekehrt, um genau da weiterzumachen, wo ich aufgehört
habe“, versichert er. „Wir brauchen Freiheit. Oder wir müssen zumindest
sterben, indem wir es versuchen.“
20 Sep 2018
## LINKS
[1] /Repression-der-Opposition-in-Uganda/!5529510
[2] https://twitter.com/schlindweinsim/status/1042777180319739904
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Uganda
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