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# taz.de -- Australien prüft Bau eines AKW: Sonne? Wind? Wir haben Uran
> Australien könnte die Kohleverbrennung und damit den Kohlendioxid-Ausstoß
> drastisch verringern. Allerdings zugunsten von Atomenergie.
Bild: Kohle ist reichlich vorhanden in Australien
Canberra taz | Obwohl im australischen Boden 33 Prozent der weltweiten
Uranreserven schlummern, gibt es auf dem Kontinent bislang nur einen
kleinen Atomreaktor. Die Anlage Lucas Heights bei Sydney produziert Isotope
für medizinische Zwecke. Das soll sich ändern, wenn es nach dem Willen
konservativer Kräfte geht. Der australische Bundesenergieminister Angus
Taylor sagte, das staatliche Umwelt- und Energiekomitee prüfe, ob
Australien hier eine Kehrtwende machen werde.
Australien hatte nie Atomkraft. Seit zwanzig Jahren ist Uran als
Energiequelle gesetzlich verboten. Das lag auch daran, dass Atomenergie
lange Zeit kaum als notwendig empfunden wurde. Denn bis heute generiert das
Land fast 80 Prozent seiner Elektrizität mit dem Verbrennen von Kohle.
Die Vorräte dieses fossilen Brennstoffs könnten noch Hunderte von Jahren
zur Stromerzeugung genutzt werden. Wachsendes Bewusstsein für die
eskalierenden Gefahren des vom Menschen verursachten Klimawandels, aber
wohl auch der internationale Druck lassen die Verantwortlichen nun aber
nach Alternativen suchen.
Während die mehrheitlich klimaskeptische Regierung erneuerbaren Formen der
Elektrizitätserzeugung wie Solar- und Windkraft kritisch gegenübersteht,
sehen vor allem konservative Kräfte Möglichkeiten, eine Atomindustrie
aufzubauen. Sie meinen, Kernenergie sei wegen des Mangels an CO2-Emissionen
„sauber“. Kritiker bestreiten das, sie weisen auf das Gefahrenpotenzial von
Nuklearreaktoren und das nicht gelöste Problem hin, wie die strahlenden
Abfälle entsorgt werden sollen.
Laut dem TV-Sender ABC gab es 2006 bereits einen Bericht über die
Atomenergie. Dieser sei zum Schluss gekommen, dass Australien „bis zu 25
Reaktoren haben könnte, die bis 2050 mehr als ein Drittel der Elektrizität
des Landes liefern“.
## Kein Fan von erneuerbarer Energie
Die aktuelle Untersuchung werde „die wirtschaftlichen, ökologischen und
sicherheitstechnischen Auswirkungen der Kernenergie berücksichtigen“, so
Taylor. Der Minister ist selbst ein Verfechter der Kohleindustrie und
scharfer Kritiker der Unterstützung erneuerbarer Energieformen.
Konservative Kräfte in der Regierungskoalition von Premierminister Scott
Morrison fordern seit Jahren das Verbot aufzuheben, Strom aus Atomenergie
zu erzeugen. Überzeugt, dass die Bevölkerung ihr Konzept teilt, sind die
Politiker allerdings nicht. Weil die Pläne für den Bau eines Atomkraftwerks
auf starken Widerstand der lokalen Bevölkerung stoßen dürften, schlug
Barnaby Joyce vor, dass Anwohnern von Reaktoren „freier Strom angeboten
werden könnte“.
Wie der ehemalige Vizepremier sind viele konservative Politiker der
Meinung, Australien solle die Chance nutzen, die ihm der Reichtum an Uran
biete. Die bekannten Ressourcen sind die größten auf dem Globus – fast ein
Drittel der weltweiten Gesamtmenge. 2017 produzierte Australien 6.937
Tonnen Uranoxid (U3O8). Damit ist es drittgrößter Produzent der Welt,
hinter Kasachstan und Kanada. Die gesamte Produktion wird exportiert, auch
nach Europa.
6 Aug 2019
## AUTOREN
Urs Wälterlin
## TAGS
Australien
Atomenergie
Uran
AKW
Uranmine
Schwerpunkt Klimawandel
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