# taz.de -- Öko-Aktivist Sweeney über Uranabbau: "Der Castor beginnt in Austr… | |
> Für den australischen Umweltschützer Dave Sweeney ist der Abbau von Uran | |
> das größte Problem. Längere AKW-Laufzeiten liessen nur die heimische | |
> Uranindustrie boomen, sagt er. | |
Bild: Anti-Uranabbau-Protest in Australien: "Die Umgebung wird verseucht, auff�… | |
taz: Herr Sweeney, strahlender Müll, Sicherheitsrisiken - für Sie sind das | |
nicht die wichtigsten Argumente gegen längere Reaktorlaufzeiten? Warum | |
nicht? | |
Dave Sweeney: Für die Atomkraftwerke brauchen Sie einen Brennstoff - Uran. | |
Mit viel Aufwand werden mittlerweile selbst magere Vorkommen ausgebeutet. | |
Der Abbau des strahlenden Rohstoffs verursacht aber ernste Umweltprobleme. | |
Zum Beispiel? | |
Vor allem die Sicherung der strahlenden Schutthalden und Schlämme, die beim | |
Uranabbau zurückbleiben, sowie der gewaltige Wasser- und Energieverbrauch | |
der Minen sind ungelöste Probleme. Die Umgebung wird verseucht, auffällig | |
viele Arbeiter und Anwohner der Minen leiden an Atemwegserkrankungen. Ich | |
möchte, dass das in Deutschland auch bedacht wird. Man könnte sagen: Der | |
Castor beginnt hier bei uns in Australien. Australien verfügt über rund 40 | |
Prozent der Reserven des Atombrennstoffs Uran. | |
Spielt es für die weltweiten Ausbaupläne der Uranindustrie tatsächlich eine | |
Rolle, ob in Deutschland 17 Kraftwerke ein paar Jahre länger laufen? | |
Es hat eine Signalwirkung. Alle Atomländer weiten momentan ihr Atomprogramm | |
aus. US-Präsident Obama verspricht Kreditgarantien für neue Atomkraftwerke | |
und auch China kündigt Neubauten an. Die Uranindustrie nimmt das zum | |
Anlass, um neue Minen zu planen. | |
Moment, die weltweite Anzahl der Atomreaktoren sinkt seit Jahren. | |
Das stimmt. Aber für die Uranindustrie ist die Wahrnehmung entscheidend. | |
Dass immer weniger Uran aus alten Atomwaffen gewonnen wird, heizt den Boom | |
zusätzlich an. | |
In Australien werden verschiedene Bodenschätze gefördert. Wo ist das | |
Problem mit dem Uran? | |
Uran ist kein Rohstoff wie jeder andere. Mit ihm können Atomwaffen | |
hergestellt werden. Und schon beim Abbau bleibt hochgiftiger Müll zurück, | |
der für Jahrhunderte gefährlich ist. | |
Was kann die deutsche Politik tun? | |
Die Behörden könnten von den Atomunternehmen verlangen, dass sie | |
nachweisen, woher ihr Uran kommt und dass dort keine Menschen darunter | |
leiden. | |
Ist Uranabbau ohne Menschenrechtsverletzungen überhaupt möglich? | |
Ich glaube das nicht. Aber schon ein bisschen Druck kann bewirken, dass | |
sich die Lebensbedingungen in den Abbaugebieten ein klein wenig verbessern. | |
Das Beste, was Deutschland in diesem Zusammenhang machen kann, ist, aus der | |
Atomenergie auszusteigen. | |
Für die Uranmine Jabiluka im Norden Australiens wurde durch Proteste vor | |
rund zehn Jahren ein Abbaustopp erreicht. Wie ist das gelungen? | |
Die Kampagne bestand aus mehreren Teilen. Tausende Aktivisten haben vor Ort | |
den möglichen Standort der Mine monatelang blockiert. Die West Pac Bank hat | |
sich nach Protesten aus der Finanzierung des Urangeschäfts zurückgezogen, | |
sie hatte Sorge um ihr Ansehen. | |
Ist das auch heute möglich? | |
Es ist schwierig in einem so großen Land wie Australien mit relativ wenig | |
Einwohnern. Hinzu kommt, dass heute viel mehr Projekte in Planung sind. | |
Wenn es nicht ein konkretes Ziel, eine Mine gibt, dann ist das natürlich | |
eine Herausforderung für den Protest. | |
5 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Felix Werdermann | |
## TAGS | |
Australien | |
Kongo | |
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