# taz.de -- Ebola-Epidemie in Kongo: Kein Ende in Sicht | |
> Kongo hat die größte Erfahrung bei der Ebola-Bekämpfung, eine Impfung | |
> gibt es auch. Dennoch ist die aktuelle, neunte Epidemie die bislang | |
> größte. | |
Bild: Hat nur selten eine Pause: Dieser Pfleger führt Ebola Behandlungen in Be… | |
Als das Gesundheitsministerium der Demokratischen Republik Kongo am 1. | |
August 2018 das Ebola-Virus als Todesursache von 20 Fieberpatienten in der | |
Kleinstadt Mangina im Osten des Landes bestätigte, lobte es diesen Befund | |
noch als „Indikator für das gute Funktionieren des Überwachungssystems“. | |
Im Kongo war 1976 dieses bis dahin unbekannte Virus, das unkontrollierbare | |
innere Blutungen hervorruft, erstmals festgestellt worden. Benannt ist es | |
nach einem kongolesischen Fluss. Acht Ebola-Epidemien hatte Kongo seitdem | |
überstanden, die erste war mit 280 Toten die bis vor einem Jahr schwerste. | |
Ein Jahr nach dem jüngsten Ausbruch sind nach amtlichen Angaben im Ostkongo | |
[1][1.802 Menschen an der andauernden Epidemie gestorben] – obwohl Kongo | |
mehr Erfahrung mit der Seuche hat als irgendein anderes Land, obwohl | |
erstmals ein Impfstoff zur Verfügung steht, obwohl die Seuchenbekämpfung | |
schnell in Gang gesetzt wurden. Immerhin: Es könnte schlimmer sein. Auf | |
zwei Ebola-Tote kommt im Ostkongo ein Überlebender. Eine Ausbreitung über | |
das Kerngebiet Beni-Butembo hinaus hat es bisher nur in Einzelfällen | |
gegeben. | |
## Kriegstote interessierten niemanden | |
Dennoch fürchten Experten, dass die Seuche außer Kontrolle geraten ist. | |
Weite Gebiete im Kerngebiet der Epidemie sind schwer zugänglich, weil | |
bewaffnete Gruppen dort aktiv sind. Die Bevölkerung in Beni-Butembo ist | |
mehrheitlich regierungskritisch und traut weder dem Staat noch | |
Hilfsorganisationen. Die Weltgemeinschaft zählt jetzt jeden einzelnen | |
Ebola-Toten im Ostkongo, aber die Hunderttausenden Kriegstoten der | |
vergangenen Jahrzehnte interessierten niemanden, und wer bloß an Cholera | |
stirbt, hat das Nachsehen. | |
Am 17. Juli rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen Ebola im | |
Kongo den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Seitdem sprudeln neue | |
Hilfsgelder: Die Weltbank stockt ihre Finanzhilfen von 100 auf 400 | |
Millionen US-Dollar auf. Auf einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats | |
sollte am Mittwoch in New York Bilanz gezogen werden. Aber mehr Geld | |
bedeutet mehr Kompetenzstreitigkeiten: Vergangene Woche trat Kongos | |
Gesundheitsminister Oly Ilunga zurück, weil Kongos Präsident Félix | |
Tshisekedi an ihm vorbei ein Krisenkomitee eingerichtet hatte. Sein Posten | |
ist seitdem unbesetzt. | |
Und die Nervosität in der Region wächst. Am Mittwoch wurde in der | |
Provinzhauptstadt Goma an der Grenze zu Ruanda der bisher zweite Ebola-Tote | |
gemeldet – offenbar war er regelwidrig aus einem Goldgräbergebiet in der | |
Provinz Ituri weiter nördlich eingereist. Der Fährverkehr zwischen den | |
Millionenstädten Goma und Bukavu auf dem Kivu-See wurde unterbrochen, weil | |
ein weiterer Kranker dort unterwegs sein sollte; Tausende Passagiere saßen | |
auf dem Wasser fest. Es sei mit weiteren Fällen zu rechnen, warnte Gomas | |
Ebola-Beauftragter Jean-Jacques Muyembe und versuchte zu beruhigen: „Wir | |
sind dazu da, dass die Seuche nicht noch ein zweites Jahr andauert.“ | |
1 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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