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# taz.de -- Nachfolgeregelung im Umweltbundesamt: Der Transformator kommt
> Der Entwicklungsexperte Dirk Messner wird neuer Chef des
> Umweltbundesamts. Er folgt auf Maria Krautzberger und will die Behörde
> internationaler machen.
Bild: Daumen hoch! Dirk Messner ist der neue Chef des UBA
Berlin taz | Erst im April beschäftigte sich Dirk Messner wieder einmal mit
einer der ganz großen Zukunftsfragen: der Digitalisierung und ihrer
Auswirkung auf Mensch und Umwelt. „Utopie und Horror liegen dicht
nebeneinander“, befand der Ko-Vorsitzende des „wissenschaftlichen Beirat
Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) bei der Vorstellung des Gutachtens
„[1][Unsere gemeinsame digitale Zukunft]“. Die digitale Revolution brauche
dringend Regeln.
An denen und anderen Entscheidungen im Umweltbereich kann der 57-jährige
Politikwissenschaftler ab Januar selbst kräftig mitwirken. Dirk Mesner wird
zum 1. Januar 2020 Präsident des Umweltbundesamts (UBA), der mit 1.600
Mitarbeitenden größten und wichtigsten Öko-Behörde Deutschlands. Das hat
das Bundeskabinett auf Vorschlag von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD)
am Mittwoch beschlossen. Er folgt auf Maria Krautzberger, die in den
Ruhestand geht.
Mit Messner holt Schulze einen Fachmann für internationale Kooperation und
den ökologischen Umbau der Industriegesellschaft auf den Chefposten in
Dessau. Er sei der „richtige Mann zur richtigen Zeit, denn Umweltpolitik
ist mehr denn je auf Vernetzung und internationale Expertise angewiesen“,
sagte Schulze. Messner leitete bis 2018 über 16 Jahre das Deutsche Institut
für Entwicklungspolitik (DIE), eine Behörde des Forschungsministeriums,
lehrt derzeit an der Uni Duisburg/Essen und ist Direktor des Institute for
Environment and Human Security an der UN-Universität in Bonn.
Er habe die letzten Jahre viel zu den Themen der „großen Transformation“
gearbeitet, sagte Messner nach seiner Ernennung zur taz. „Aber die Themen
zur Energie-, Mobilitäts- oder Landwirtschaftswende haben die
Expertenzirkel nur selten verlassen. Das ändert sich gerade, durch
internationale Bedingungen und durch Fridays for Future. Die Zeit ist reif
für diese Transformationen.“
## WBGU, UBA, EPA, SDG
Messner sagt, er wolle die fachliche Beratung der Bundesregierung als
UBA-Präsident weiterführen und gleichzeitig die internationale Rolle der
Behörde ausbauen. Ob er Mitglied im WBGU bleibt, ist derzeit noch nicht
entschieden.
Das UBA ist sowohl Behörde mit hoheitlichen Funktionen etwa bei
Genehmigungen als auch unabhängiges Forschungsinstitut. In der
internationalen Debatte um eine dringend nötige Wende in der Klima- und
Nachhaltigkeitspolitik will Messner das UBA stärker positionieren, auch
weil andere wichtige Institute schwächer werden: Die US-Umweltbehörde EPA
ist von der Trump-Regierung stark geschwächt, auch die britische Stimme
wird mit dem Brexit leiser. Dem neuen UBA-Chef schwebt eine EU-weite
Kooperation der Nachhaltigkeitsforschung vor – als einer der wenigen in der
Szene hält er neben den Klima- und Umweltzielen auch immer die
„Nachhaltigkeitsziele“ (SDG) der UNO hoch.
Für den offenen und kommunikativen Messner ist der neue Job auch der
Schritt aus der reinen Wissenschaft in die Sphäre der Politik und deren
Konflikte, etwa um Dieselabgase oder umweltschädliche Subventionen. „Wir
werden weiter kritisch auf die Regierung blicken“, sagt er. Wohin das
führen kann, zeigt sein Vorvorgänger als UBA-Chef: Jochen Flasbarth ist
inzwischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
31 Jul 2019
## LINKS
[1] https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/unsere-gemeinsame-digitale…
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Dirk Messner
UBA
Svenja Schulze
Umweltschutz
Schwerpunkt Brexit
Kiesabbau
Stickoxide
Schwerpunkt Pestizide
Umweltbundesamt
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