# taz.de -- EuGH-Urteil zu Facebooks Like-Buttons: Wehrlosigkeit weiter wegklic… | |
> Urteile zum Datenschutz sind lediglich Nadelstiche gegen eine riesige und | |
> profitable Maschine. Es braucht ein viel radikaleres Vorgehen. | |
Bild: Es gibt kein Entrinnen | |
Die Daten, die beim Besuch von Kund*innen auf der Webseite eines Modehauses | |
anfallen, dürfen also nicht einfach stillschweigend an Facebook | |
weitergereicht werden. Wer auf der eigenen Seite den Like-Button einbindet, | |
trägt auch die Verantwortung dafür, dass der nach Hause telefoniert. | |
[1][Der EuGH stellt das Offensichtliche fest]. | |
Und nun? Wir können uns freuen auf noch mehr Layer, die, wie der | |
Cookie-Hinweis beim Aufruf von Webseiten, gedankenlos weggeklickt, die | |
Einwilligung in Sammlung und Verarbeitung privatester Daten annoncieren. | |
Denn dass Daten gesammelt, gespeichert, gehandelt und verarbeitet werden, | |
bleibt ja prinzipiell legal. Die Möglichkeiten gerichtlicher Einflussnahme | |
beschränken sich im Wesentlichen auf kleine Eingriffe an einer komplexen | |
Maschinerie, die sich in ihrer wesentlichen Funktionsweise kaum stoppen | |
lässt. Die gewaltigen Profite dieser Maschine und ihre allumfassende | |
Durchschlagskraft werden durch kein Gesetz und kein Urteil angefasst. | |
Der juristischen Kontrolle über Privatsphäre, Datenschutz und Überwachung | |
beschied Vance Packard bereits 1964 in seinem Standardwerk „Die wehrlose | |
Gesellschaft“, dass sie sich in einem Zustand der „Verwirrung, Unschärfe | |
oder Vernachlässigung“ befinde. In dem halben Jahrhundert, das seit | |
Packards Analysen vergangen ist, schrumpfte der private Schutzraum mit | |
fortschreitender Digitalisierung bis zur Unkenntlichkeit zusammen. | |
Das Interesse an noch den intimsten Details über den vernetzten Menschen | |
ist bei staatlichen wie privatwirtschaftlichen Akteur*innen derweil | |
gleichermaßen groß. Bedient wird der Datenhunger durch uns selbst – die | |
bisweilen im Detail kritischen, insgesamt aber eher gleichgültigen | |
Nutzer*innen. | |
Solange diese Realität gesellschaftlich und politisch nicht hinreichend | |
erfasst und bewertet ist, bleibt auch Gerichten nur, gelegentlich | |
kosmetisch zu korrigieren. Immerhin ist jede dieser kleinen Korrekturen ein | |
Hinweis auf das grundlegendere Problem. Er muss nur gehört werden. Oder es | |
wird halt wie immer einfach weggeklickt. | |
30 Jul 2019 | |
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## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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