# taz.de -- Menschenrechte auf der ITB: Standards finden jetzt alle gut | |
> Neuer Verhaltenskodex der Messe für ITB-Partnerländer: Müssen wirklich | |
> nur Reisende vor Diskriminierung geschützt werden? | |
Bild: Der Tourismus-Minister aus Malaysia, Datuk Mohamaddin bin Ketapi, sorgte … | |
Im Nachhinein wirkt es so, als hätten es alle schon immer gewollt: Die | |
Neuerung, Partnerländer der Internationalen Tourismus-Börse ITB in Zukunft | |
durch einen „Code of Conduct“ an Menschenrechte zu binden, stößt bei | |
PolitikerInnen und in der Community auf Zustimmung. Manchen geht die | |
vorgeschlagene Regelung allerdings nicht weit genug. | |
Wie die taz berichtete, sollen Partnerland-Bewerber ab dem Jahr 2022 | |
gegenüber der Berliner Messe, die die ITB ausrichtet, Zusicherungen machen: | |
Dazu gehöre, dass Reisende weder wegen ihres Geschlechts, ihrer Religion, | |
ihrer sexuellen Orientierung noch ihrer Herkunft diskriminiert werden. Das | |
bestätigte eine Sprecherin von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), die | |
auch im Aufsichtsrat der Messe sitzt. | |
Der Code sei derzeit noch in Arbeit, sagte am Montag Julia Sonnemann, als | |
PR-Managerin bei der Messe Berlin für die ITB zuständig. „Wir wollen auch | |
wissen, wie Antidiskriminierungsmaßnahmen umgesetzt werden.“ Bewerber | |
sollten zudem einen Aktionsplan vorlegen, so Sonnemann. Sie gehe davon aus, | |
dass die neuen Standards die Auswahl an Partnerländern einschränken wird. | |
„Ich kann mir vorstellen, dass einige Länder angesichts solcher Vorgaben | |
abwinken. Das wird sich zeigen.“ | |
## „Hierarchisierung der Menschenrechte“ | |
Wie zu erwarten, begrüßte die queerpolitische Sprecherin der Berliner | |
Grünen, Anja Kofbinger, den geplanten Code – sie hatte einen entsprechenden | |
Antrag eingebracht. Aber auch Christian Gräff, wirtschaftspolitischer | |
Sprecher der CDU und damit in der Opposition, sagte: „So einen Code finde | |
ich sehr gut.“ Er sei nicht sicher, ob auch kleine Länder eine Strategie | |
vorlegen könnten. Man müsse abwarten, wie die genau auszusehen habe. | |
Das Partnerland der ITB im März hatte bei der Eröffnung der Messe für einen | |
kleinen Skandal gesorgt. Die Frage eines Journalisten, ob das Reisen in | |
Malaysia für Juden und Homosexuelle sicher sei, wollte Tourismusminister | |
Datuk Mohammaddin bin Ketapi nicht beantworten. Die ITB sei dafür nicht das | |
richtige Forum. Auf eine weitere Nachfrage sagte er zum Thema | |
Homosexualität: „Ich glaube, wir haben so etwas nicht in unserem Land.“ | |
Johannes Kram, der sich als Nollendorf-Blogger für queere Themen einsetzt, | |
hatte die ITB bereits im vergangenen Herbst wegen der Wahl ihrer | |
Partnerländer kritisiert. Zum „Code of Conduct“ sagte er am Montag: „Klar | |
freue ich mich.“ Allerdings sei es schon beschämend, dass es so lange | |
gedauert habe, so etwas aufzusetzen. „Partnerland der ITB, das sollte ein | |
Gütesiegel sein“, sagte Kram der taz. Er ist überzeugt, dass | |
festgeschriebene Menschenrechtsstandards für Partnerländer auch vor Ort | |
etwas verändern können. Länder wie Malaysia hätten ein großes Interesse | |
daran, sich im Ausland gut darzustellen. | |
Ganz zufrieden ist er allerdings nicht: Sollte es bei der Formulierung | |
bleiben, dass „Reisende“ und nicht generell „Menschen“ vor Diskriminier… | |
geschützt werden sollen, dann sei das nicht ausreichend, so Kram. „Das wäre | |
eine Hierarchisierung der Menschenrechte.“ | |
Partnerland im Jahr 2020 ist Oman. Für diesen Staat gelte der Code noch | |
nicht, die Verträge seien bereits fertig, sagte Sonnemann von der Messe | |
Berlin. Anja Kofbinger will einen Eklat wie bei der letzten ITB aber | |
vermeiden. „Wir klären dieses Mal im Vorfeld ab, was es zum Thema zu sagen | |
gibt.“ | |
22 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
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