# taz.de -- ITB setzt Partnerländern Standards: Messe bekommt Menschenrechte | |
> Die ITB soll künftig keine Folterländer mehr bewerben. Ab 2022 müssen | |
> Partnerländer entsprechende Zusicherungen machen. | |
Bild: Malaysia war 2019 das Partnerland der ITB | |
Die Berliner Internationale Tourismusbörse (ITB) soll künftig | |
Menschenrechtsstandards für ihre Partnerländer definieren. Das erklärte | |
eine Sprecherin von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Freitag auf | |
taz-Anfrage: „Zukünftig müssen alle Partnerland-Bewerber ab dem Jahr 2022 | |
einen Code of Conduct für Geschäftspartner der Messe Berlin unterzeichnen.“ | |
Dieser Verhaltenskodex werde derzeit im Detail ausgearbeitet. | |
Künftige Partnerländer müssten gegenüber der Berliner Messe, die die ITB | |
ausrichtet, entsprechende Zusicherungen machen. Dazu gehöre, dass Reisende | |
in ihrer Destination weder wegen ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer | |
sexuellen Orientierung oder ihrer Herkunft nicht diskriminiert werden. | |
„Zusätzlich fordert die Messe Berlin eine detaillierte Strategie, wie die | |
entsprechenden Antidiskriminierungsmaßnahmen im jeweiligen Land umgesetzt | |
werden“, so die Sprecherin. | |
Bewerber sollen einen Aktionsplan vorlegen, in dem verschiedene nachhaltige | |
Projekt-Ideen verfasst werden. Diese Ideen wolle die Reisemesse ITB | |
zusammen mit dem Partnerland „kommunizieren“. Dann müssten die Ideen von | |
dem jeweiligen Land umgesetzt werden, so die Sprecherin. | |
Im März war die ITB wegen der Wahl ihrer Partnerländer in die Kritik | |
geraten. Dieses Jahr bewarb die Berliner Messe Malaysia, ein Land, in dem | |
zuletzt zwei Frauen durch Stockhiebe gefoltert wurden – wegen lesbischem | |
Sex. | |
## Gilt ab 2022 | |
Nollendorfblogger Johannes Kram hatte das bereits im vergangenen Jahr | |
kritisiert. Er verlangte von Partnerländern „Minimalstandards, zu denen | |
gehört, dass keine Homosexuellen staatlich gefoltert werden“. | |
Die grünen Mitglieder des Abgeordnetenhauses schlossen sich dieser | |
Forderung an. Die Fraktion fasste im März einen entsprechenden Beschluss: | |
Senatorin Pop, die im Aufsichtsrat der Messe sitzt, solle Standards | |
erarbeiten. Doch der Beschluss schaffte es monatelang nicht durchs | |
Abgeordnetenhaus. Ein Koalitionspartner habe nicht zustimmen wollen, heißt | |
es aus der Grünen-Fraktion. Nun die Kehrtwende. Offenbar konnte sich die | |
Senatorin im Aufsichtsrat durchsetzen. | |
Die neuen Standards gelten aber noch nicht ab sofort. Im kommenden Jahr | |
wird Oman den Partnerlandstatus bei der Tourismusmesse erhalten. Dort ist | |
Homosexualität illegal. 2021 wird Sachsen das Partnerland sein. Beide | |
Länder müssen sich noch nicht auf Menschenrechte verpflichten. | |
22 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Markus Kowalski | |
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