# taz.de -- Angebliche Männerfeindlichkeit: Die Zahnrädchen drehen sich weiter | |
> Ein paar Politikerinnen auf prominenten Posten bedeuten noch keine | |
> Frauenherrschaft. Wir müssen uns um die Männer wirklich keine Sorgen | |
> machen. | |
Bild: Männlichkeit. Hier dargestellt durch ein (zerbrochenes) Werk der Künstl… | |
Vielleicht ist die Welt ja gerettet. | |
Ich meine nicht das Klima, das ist am Arsch, nein, ich meine natürlich die | |
Geschlechterfrage. Denn immerhin werden [1][in Europa jetzt die Verwaltung | |
und wahrscheinlich auch die Geldpolitik von Frauen geleitet,] ebenso in | |
Deutschland die Regierung und die Streitkräfte. Und im Fernsehen, bei der | |
Kuppelshow „Bachelorette“ kann man zugucken, wie ein Haufen Männer sich | |
gegenseitig auf die Füße treten, während eine souveräne Mittzwanzigerin | |
gelangweilt-pragmatisch darüber richtet, wer die Klappe zu halten hat. | |
Vielleicht haben wir ja schon längst mehr erreicht, als wir denken; die wir | |
die ganze Zeit nur darauf achten, wo noch überall Sexismus ist. Vielleicht | |
sehen wir ja gar nicht, wie gleichberechtigt längst alles ist. | |
Und vielleicht gilt es deshalb nun aufzupassen, dass das Ganze nicht kippt. | |
Denn wenn die Gleichberechtigung erreicht ist und man dann – Göttin bewahre | |
– immer noch weiter fröhlich gleichberechtigen würde, dann würde das Ganze | |
ja in Sexismus gegen Männer umschlagen. Schließlich funktioniert das | |
Geschlechterverhältnis wie so eine Spielplatzwippe, wo jemand langsam einen | |
Sack Backsteine Richtung Mitte schiebt, so lange, bis – Achtung, Füße weg! | |
Klapp: Matriarchat. | |
## Männerfreundliche Mechanismen | |
Reingelegt, so ist es nicht. Und auf dieses Missverständnis kann man nicht | |
oft genug hinweisen. Jedes Mal, wenn irgendwo eine Frau einen wichtigen | |
Posten bekommt, jedes Mal, wenn Frauen sichtbarer und hörbarer werden – | |
oder wenn die Forderung aufkommt, Frauen und andere Menschen, die keine | |
Männer sind, noch mehr zu fördern. | |
Denn dann regt sich dieser kleine Aufpassergeist. Na ja, hm, wenn wir jetzt | |
immer weiter Frauenförderung machen, geht das dann nicht ganz bald ins | |
Männerfeindliche? Fragjanur. | |
Die Sache ist die: Deine Mudda geht ins Männerfeindliche. Ein paar patente | |
Tanten auf prominenten Posten machen noch keine Frauenherrschaft. Denn | |
gleich unterhalb ihrer Chefsesselinnen drehen sich weiter die | |
[2][Zahnrädchen der äonenalten männerfreundlichen Mechanismen]. Sie sind | |
vielleicht nicht mehr ganz so gut geschmiert – aber sie laufen. Das erkennt | |
man an den [3][Frauen in Führungspositionen, die sich nach kurzer Zeit | |
wieder genervt aus dem Staub machen]. Man sieht es an den geifernden Herren | |
aus der zweiten Leitartikelreihe, [4][die plötzlich ganz besorgt sind um | |
den Kreislauf der Kanzlerin]. | |
Wir haben uns so daran gewöhnt, dass im Grunde alles männerfreundlich ist, | |
dass sich die Ausnahmen für uns größenverzerrt darstellen. Wir erliegen der | |
Schreckvorstellung, es bräuchte nur eine einzige weitere Frau im mittleren | |
Management und „Mann“ würde zum Schulhofschimpfwort Nummer eins. | |
Es ist nicht so, keine Sorge. Schließlich schreibe ich hier seit zwei | |
Jahren und es hat sich kaum etwas bewegt. | |
Wir können beruhigt sein. | |
23 Jul 2019 | |
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## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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