| # taz.de -- Deutsche Bank baut um: Auf Selbstfindungskurs | |
| > Die Deutsche Bank setzt wieder auf das Firmen- und | |
| > PrivatkundInnengeschäft. Gewerkschaft und AktionärInnen begrüßen das | |
| > Kürzen der Investmentsparte. | |
| Bild: Büro der Deutschen Bank in London: Weltweit baut der Dax-Konzern 18.000 … | |
| Berlin taz | Eine seltene Eintracht: ArbeitnehmerInnen- und | |
| KapitalvertreterInnen sehen den vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank | |
| eingeleiteten Kurswechsel positiv – trotz der Streichung von weltweit | |
| 18.000 Stellen. Die Gewerkschaft Verdi und Aktionäre begrüßen, dass sich | |
| die Bank auf das solide Geschäft mit Firmen- und Privatkunden besinnen und | |
| das Investmentbanking reduzieren will. | |
| Der Aufsichtsrat hat am Sonntagabend einen drastischen Umbau beschlossen. | |
| Konzernchef Christian Sewing soll den Kurs korrigieren, den die Bank vor 30 | |
| Jahren mit dem Kauf einer britischen Investmentbank eingeschlagen hat. | |
| Seitdem setzten die ManagerInnen aufs Investmentgeschäft – bei dem sie | |
| international führend werden wollten. Sie vernachlässigten dafür Firmen- | |
| und Privatkunden. Mit Aktienhandel und Spekulationsgeschäften können Banken | |
| schnell sehr viel Geld verdienen – oder verlieren. Das klassische | |
| Bankgeschäft wirft dagegen vergleichsweise wenig Gewinn ab, ist aber auch | |
| weniger riskant. | |
| Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 musste die Deutsche Bank herbe Schläge | |
| einstecken. Unter anderem Tausende von Rechtsstreitigkeiten, weil sich | |
| ManagerInnen mit Blick auf mögliche Gewinne systematisch über Gesetze | |
| hinwegsetzten. Die Misere hat zu einem Absturz der Aktie geführt. Das macht | |
| die Bank zu einem Übernahmekandidaten. Die anvisierte [1][Fusion mit der | |
| Commerzbank ist vor kurzem gescheitert]. | |
| Jetzt probieren es die ManagerInnen mit einer neuen Strategie. Das | |
| Investmentbanking soll um 40 Prozent schrumpfen. Dazu wird sich die Bank | |
| unter anderem aus dem weltweiten Aktienhandelsgeschäft zurückziehen. Die | |
| ManagerInnen begreifen jetzt – wie in alten Zeiten – Dienstleistungen für | |
| Unternehmen und Privatleute als ihr Kerngeschäft. Bis Ende 2022 soll der | |
| Umbau die Bank 7,4 Milliarden Euro kosten. Weltweit werden 18.000 der rund | |
| 91.500 Stellen abgebaut. Angaben dazu, wie viele der 41.600 Jobs in | |
| Deutschland gestrichen werden, will die Bank nicht machen. „Wir | |
| veröffentlichen keine geografischen Details“, sagte eine Sprecherin. | |
| ## Keine betriebsbedingten Kündigungen | |
| Die Gewerkschaft Verdi erwartet, dass vor allem in den Finanzzentren London | |
| und New York Jobs wegfallen. „Wir gehen davon aus, dass es in Deutschland | |
| keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird“, sagte Verdi-Sprecherin | |
| Daniela Milutin. Die Gewerkschaft kann nicht beziffern, wie viele Jobs | |
| hierzulande auf dem Spiel stehen. In der Vergangenheit sei der Stellenabbau | |
| bei der Bank „sozial abgefedert“ erfolgt. Das werde auch in Zukunft der | |
| Fall sein, sagte sie. Konzernchef Sewing habe den | |
| BeschäftigtenvertreterInnen signalisiert, dass er an der „guten | |
| Zusammenarbeit“ festhalten wolle. | |
| Verdi begrüßt das Schrumpfen der Investmentsparte. Es sei positiv, dass die | |
| Bank nun zu ihrem Kerngeschäft zurückkehre. „Das ist das, was wir immer | |
| gefordert haben“, sagte Milutin. Verdi-Chef Frank Bsirske sitzt seit Jahren | |
| für die Beschäftigten im Aufsichtsrat, die allerdings nur die Hälfte der | |
| Mitglieder stellen. Bei Abstimmungen ist die Stimme des umstrittenen | |
| [2][Aufsichtsratschefs Paul Achtleitner ausschlaggebend, der das | |
| Investmentbanking stets vorangetrieben hat]. | |
| ## Auswirkungen auf Aktienkurs unklar | |
| Auch KapitalvertreterInnen sehen den Umbau positiv. „Angesichts der | |
| veränderten Rahmenbedingungen war die Anpassung der Strategie überfällig“, | |
| sagte Alexandra Annecke, von Union Investment, der Fondsgesellschaft der | |
| deutschen Genossenschaftsbanken. Sie gehört zu den 20 größten | |
| Anteilseignern der Deutschen Bank. „Regulierung, Zinsumfeld und | |
| Wettbewerbsdruck, aber auch das lange Festhalten an der alten Strategie | |
| erfordern radikale Schritte“, erklärte die Fondsmanagerin. | |
| Fraglich ist, ob die Bank mit der Radikalkur ihren Aktienkurs nach oben | |
| drücken und [3][sich so vor Übernahmen schützen kann.] Zwar sei der jetzige | |
| Versuch, die Bank umzubauen, radikaler als frühere Bemühungen, so der | |
| Analyst Eoin Mullany von der Berenberg Bank. Aber die Deutsche Bank sei mit | |
| dem Investmentbanking noch immer in einem Geschäftsfeld im strukturellen | |
| Niedergang tätig und die Gewinnaussichten im deutschen | |
| PrivatkundInnengeschäft seien „hauchdünn“. Analyst Mullany: „Wir würden | |
| jeden Kursanstieg zum Verkauf der Aktie nutzen, weil es bei der Strategie | |
| erhebliche Umsetzungsrisiken gibt und beim Kapital wenig Spielraum für | |
| Fehler.“ | |
| 8 Jul 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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