| # taz.de -- Kommentar EU-Kommissionspräsidentin: Die SPD sollte Groko aufkünd… | |
| > Das Problem ist nicht von der Leyen, sondern das Prozedere der EU-Länder. | |
| > Die SPD sollte eingreifen, denn es geht um die Grundregeln der | |
| > Demokratie. | |
| Bild: Immer klein neben der CDU: die SPD | |
| Der Versuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der übrigen europäischen | |
| Regierungschefs, Ursula von der Leyen ins Amt der EU-Kommissionspräsidentin | |
| [1][Ursula von der Leyen ins Amt der EU-Kommissionspräsidentin] zu hieven, | |
| mag den Gepflogenheiten dessen entsprechen, wie in Brüssel Politik gemacht | |
| wird. Demokratischen Prinzipien und Versprechungen entspricht es nicht. | |
| Dabei geht es nicht um die Person von der Leyen, sondern um ein Procedere, | |
| das nur als ein Affront gegen demokratische Spielregeln in Europa wie auch | |
| in Berlin verstanden werden kann. | |
| Es ist nicht nur so, dass dem Europäischen Parlament eine Person vor die | |
| Nase gesetzt wird, von der zuvor nicht die Rede gewesen war. Die Wähler | |
| selbst, die durch ihre hohe Beteiligung unter Beweis gestellt haben, dass | |
| sie die Demokratie in Europa ernst nehmen, werden hier verschaukelt, war | |
| ihnen doch vorgespiegelt worden, sie hätten mit der Wahl eines | |
| Spitzenkandidaten Einfluss auf den künftigen EU-Kommissionspräsidenten | |
| vulgo Regierungschef. | |
| Haben sie aber nicht. Wichtiger ist es offenbar, rechtspopulistischen | |
| Regierungen von Polen bis Ungarn mit Ursula von der Leyen eine ihnen | |
| genehme Persönlichkeit anzubieten. | |
| Nicht besser dran sind die deutschen Sozialdemokraten. Die gebeutelten | |
| GenossInnen mögen bisher darauf vertraut haben, in einer Koalition mit der | |
| Union einen gewissen Einfluss auf das Staatsschiff zu besitzen und diesen | |
| dazu zu nutzen, Gutes zu tun. Mit Merkels Entscheidung für von der Leyen | |
| aber hat die Kanzlerin deutlich gemacht, was der Koalitionspartner für sie | |
| ist: ein Wurmfortsatz, zu vernachlässigen, wenn es ans Eingemachte geht. | |
| ## Wann, wenn nicht jetzt? | |
| Eine Kabinettsentscheidung zu der Frage, ob von der Leyen künftig EU-Chefin | |
| sein soll, wäre angebracht gewesen. Aber es hat eine solche nicht gegeben, | |
| lediglich eine kurzfristige Anfrage an die SPD. Dass deren Ablehnung dazu | |
| führte, dass sich Merkel bei der entscheidenden EU-Ratssitzung enthalten | |
| hat, ist eine nette Fußnote, mehr aber auch nicht. | |
| Doch anders als das Wahlvolk hat die SPD die Möglichkeit, das abgekartete | |
| Spiel um den Kommissionspräsidenten nicht nur ohnmächtig zu beobachten, | |
| sondern daraus Konsequenzen zu ziehen: durch die Aufkündigung der Großen | |
| Koalition mit der Union. So weit sind wir nämlich jetzt. Der bedauernswerte | |
| Zustand der Partei ist kein Argument gegen eine solche Entscheidung, | |
| sondern spricht im Gegenteil dafür. Wann, wenn nicht jetzt, kann die SPD | |
| das hintergangene Wahlvolk im Falle eines solchen Schritts hinter sich | |
| wissen? | |
| Es geht hier nicht um einen irren Verfassungsschutzpräsidenten, nicht um | |
| Etat-Streitigkeiten oder eine gescheiterte Pkw-Maut. Es geht um die | |
| Grundregeln der Demokratie. Die SPD, der so gerne ein staatstragender | |
| Habitus vorgeworfen wird, ist gefordert, sich ein Verdienst daran zu | |
| erwerben. | |
| 4 Jul 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Klaus Hillenbrand | |
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