# taz.de -- Tödlicher Schuss auf Walter Lübcke: Eine Spende mit Problempotenz… | |
> Eine Wahlkampfspende des mutmaßlichen Mörders Stephan E. könnte die AfD | |
> in Erklärungsnot bringen. Die Partei gibt sich wenig auskunftsfreudig. | |
Bild: Eingang zum Wohnhaus des Tatverdächtigen Stephan E | |
Hamburg taz | Der mutmaßliche Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten | |
Walter Lübcke war offenbar ein Unterstützer der AfD. Nach Unterlagen, die | |
der taz vorliegen, beglückte Stephan E. die Partei wohl vor drei Jahren mit | |
einer Wahlkampfspende. | |
Es geht um 150 Euro, die der Neonazi augenscheinlich an die Bundespartei | |
überwiesen hat. „WAHLKAMPFSPENDE 2016 GOTT SEGNE EUCH“, heißt es im | |
Verwendungszweck. Laut den Erkenntnissen der Autonomen Antifa Freiburg soll | |
das Geld für den besonders radikalen AfD-Landesverband Thüringen um den | |
Landtagsfraktions- und Landesvorsitzenden Björn Höcke bestimmt gewesen | |
sein. | |
„Eine solche Geldspende mitten in der Hochphase der rassistischen | |
Stimmungsmache der Thüringer AfD unter Björn Höcke unterstreicht ein | |
weiteres Mal, dass Neonazis sich von der AfD politisch und parlamentarisch | |
vertreten fühlen“, kommentierte die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina | |
König-Preuss von der Linkspartei den Vorgang. | |
Die Thüringer AfD will allerdings von einer solchen Zuwendung aus der | |
Neonaziszene nichts wissen. Der Landesverband könne „ausschließen, dass es | |
eine Spende des Herrn E. an die AfD Thüringen gegeben hat“, erklärte | |
Pressesprecher Torben Braga. Ferner versicherte er, „dass keine Beziehung | |
zu dieser Person“ bestehen würde und die AfD „jede Form von Gewalt aufs | |
Schärfste verurteilen“ würde. | |
## Zugeknöpfte Reaktion | |
Das Dementi der Thüringer AfD steht jedoch nicht im Widerspruch zu den | |
Informationen der taz. Denn danach soll Stephan E. nicht direkt an die | |
Landespartei, sondern an den Bundesverband gespendet haben. Doch der gibt | |
sich zugeknöpft. Auf schriftliche Nachfrage der taz zu der anrüchigen | |
Spende antwortete Pressereferent Michael Pfalzgraf kurzangebunden: „Die AfD | |
darf zu Spenden und Spendern aus datenschutz- und | |
persönlichkeitsrechtlichen Gründen keine Auskünfte geben.“ | |
Der Fall von Stephan E. erinnert an den eines anderen, mittlerweile | |
berüchtigten Rechtsaußenspenders. Erst vor wenigen Wochen hatte ein | |
[1][Geldgeschenk des australischen Attentäters Brenton Tarrant] die | |
Identitäre Bewegung (IB) in Österreich in große Verlegenheit gebracht. | |
Gut ein Jahr bevor der Rechtsextremist im neuseeländischen Christchurch zum | |
Massenmörder wurde, überwies er 1.500 Euro. IB-Führungskader Martin Sellner | |
bedankte sich damals mit herzlichen Worten schriftlich für die | |
„unglaubliche Spende“. Aus diesem Grund durchsuchte die österreichische | |
Polizei nach dem Christchurch-Massaker Sellners Wohnung. Ein Verfahren | |
wegen des Verdachts der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung | |
wurde eingeleitet. | |
18 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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