Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Wir retten die Welt: Kritiklos in die Klimakrise
> Alle reden über das Klima. Aber die Umweltverbände werden nicht gefragt.
> Kein Wunder, wenn sie so zahm geworden sind.
Bild: Nur auf der Straße laut: BUND-Aktivisten im Mai in München
Die traditionellen Umweltverbände haben es gerade nicht leicht. Zwar ist
eins ihrer Kernthemen – die Klimakrise – nach Jahren des öffentlichen
Desinteresses auf der politischen Agenda endlich nach ganz oben gerutscht.
Doch BUND, Nabu, WWF und Co spielen dabei kaum eine Rolle.
In den Talkshows, die sich erstmals seit Jahren wieder mit der
Erdüberhitzung beschäftigen, wird die Umweltbewegung nicht durch die
Verbände vertreten. Sondern durch die Schülerinnen und Schüler, die seit
Monaten unter dem Motto Fridays for Future auf die Straße gehen, um für
mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Das ist auch vollkommen logisch – denn
es waren ja vor allem diese Proteste, die das Klima wieder zum Thema
gemacht haben.
Am Mittwochabend waren aber endlich mal wieder viele Augen auf den BUND
gerichtet: Der hatte in Berlin zu seinem traditionellen Sommerfest geladen
und durfte sich über prominenten Besuch freuen. Neben
Bundesumweltministerin Svenja Schulze von der SPD und der Thüringischen
Landesumweltministerin Anja Siegesmund war auch die CDU-Vorsitzende
Annegret Kramp-Karrenbauer gekommen. Die ist zwar nicht mehr ganz neu im
Amt, doch zu Umweltfragen war bisher noch nicht viel von ihr zu hören.
45 Minuten Podiumsdiskussion mit den drei Politikerinnen und BUND-Chef
Hubert Weiger hätten also eine Chance sein können, die CDU-Chefin zu klaren
Aussagen zu drängen: Warum ist in den letzten 20 Jahren beim Klimaschutz so
wenig passiert? Und wenn sich das jetzt ändern soll – warum blockiert das
Kanzleramt dann weiterhin das Klimaschutzgesetz und die CO2-Steuer?
Doch diese Chance ließ der Verband verstreichen. Keine einzige Frage bekam
AKK zu jenem Thema gestellt, über das derzeit das ganze Land diskutiert.
Und als sie es am Schluss von sich aus ansprach, wurde ihre sehr allgemeine
Aussage („Es wird in diesem Jahr gehandelt.“) nicht zum Anlass genommen,
nachzufragen, was das denn bedeutet. Reden durfte die CDU-Chefin
stattdessen über das „Grüne Band“ entlang der ehemaligen innerdeutschen
Grenze („soll die Menschen wieder verbinden“) und Kreislaufwirtschaft
(„sehr spannender Gedanke“).
Nun mag es aus Sicht der Verbände Gründe für die Zurückhaltung geben – ein
guter, persönlicher Draht zu SpitzenpolitikerInnen mag langfristig mehr
Wert sein als ein öffentlicher Schlagabtausch. Doch der völlige Verzicht
auf jede Kritik scheint als Strategie mehr als fraglich. Schließlich waren
es die Massenproteste mit ihren klaren, kritischen Botschaften und der
damit verbundene Stimmungsumschwung in der Öffentlichkeit, die für Bewegung
in der Klimafrage gesorgt haben – und nicht die freundlichen Gespräche
zwischen Verbänden und Politik.
6 Jun 2019
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Schwerpunkt Fridays For Future
Klima
umweltverbände
Merkel-Nachfolge
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimaproteste
Greta Thunberg
Schwerpunkt Fridays For Future
Europawahl
Energieversorgung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Profil der CDU-Vorsitzenden: Sie übt noch
Die CDU-Chefin hat in ihren ersten Monaten jede Menge Fehler gemacht. Das
soll, das muss besser werden – wenn es um AKK fürs Kanzleramt geht.
Gutachten des Sachverständigenrates: Superministerium für die Umwelt
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen fordert die Regierung auf,
Nachhaltigkeit endlich ernst zu nehmen. Also: mehr Geld und mehr Macht.
Klimaschutz und GroKo: Sag’s noch einmal, Union!
Wollen CDU/CSU den Klimaschutz so umsetzen, wie es im Koalitionsvertrag
steht? Dann sollen sie das klarstellen, fordert der Vizechef der
SPD-Fraktion.
Klimacamp am Kanzleramt: „Wir machen den Anfang“
Über Pfingsten wird in Mitte ein Klimacamp aufgebaut. Die AktivistInnen
wollen den zivilen Klimanotstand ausrufen, sagt Initiator Florian Betz.
Menschenrechtspreis für Greta Thunberg: Amnesty International ehrt FFF
Amnesty International hat Klimaaktivistin Greta Thunberg und die
Protestbewegung geehrt. Sie bekommen die höchste Auszeichnung.
Blockaden im Braunkohlerevier: Polizei warnt mit falschen Infos
Im Vorfeld der geplanten Blockaden verbreitet die Polizei unwahre Aussagen.
Streikende SchülerInnen sollen so von der Teilnahme abgehalten werden.
Kolumne Die eine Frage: Es geht nicht nur ums Klima
Die Grünen wollen nicht mehr nur am Ende Recht behalten – sie bekommen
neuerdings Recht. Sollen die Deutschen sich der Partei jetzt unterwerfen?
Kolumne Wir retten die Welt: Houston, du bist ein Problem
Houston in Texas ist die Ölhauptstadt der USA. Und damit auch „the biggest
problem in the world“ – zumindest, was den Klimaschutz angeht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.