# taz.de -- Petition der Woche: Anlaufstelle für trans* Menschen | |
> Die Sexualambulanz in Göttingen ist eine wichtige Hilfseinrichtung für | |
> trans* Menschen in der Region. Viele befürchteten, sie würde geschlossen | |
> werden | |
Bild: Sitzen viel zu oft vor verschlossenen Türen: trans* Personen | |
„Leider können wir aktuell keine weiteren Patienten aufnehmen“, steht auf | |
der Website der Ambulanz für Sexualmedizin und Sexualtherapie. Die | |
Einrichtung der Universitätsmedizin Göttingen ist eine wichtige | |
Anlaufstelle für trans* Menschen in der Region. Dementsprechend hart trifft | |
sie der Aufnahmestopp. Von „Situationen, die schwer auszuhalten sind“, | |
spricht Stephanie Leitz, Projektmanagerin beim Verein Queeres Göttingen. | |
Der Verein berät unter anderem Menschen, die auf der Suche nach einem | |
Therapieplatz sind. „Wir hatten eine Person bei uns, die schon seit einem | |
Jahr sucht“, erzählt Beraterin Hannah Engelmann. „Davor war sie bei zwei | |
vollkommen inkompetenten Therapeuten, von denen einer meinte, | |
trans*-Identität sei eine Einbildung.“ Qualifizierte Angebote gebe es | |
wenige, Wartezeiten seien lang. „Die Sexualambulanz war eine gute Stelle, | |
an die wir die Leute weiterleiten konnten“, sagt Engelmann. | |
Zum Anfang des Jahres habe sich das geändert. Der Leiter der Sexualambulanz | |
wechselte auf eine Chefarztposition in Nordrhein-Westfalen. Seine ehemalige | |
Mitarbeiterin muss seitdem alleine für die Patient*innen sorgen, weil die | |
Universitätsmedizin Göttingen keinen neuen Leiter eingestellt hat. Da die | |
Mitarbeiterin nur befristet angestellt war, fürchtete der Verein Queeres | |
Göttingen, die Sexualambulanz solle geschlossen werden. Das Göttinger | |
Tageblatt berichtete vor einem Monat, eine Schließung sei „im Laufe des | |
Juni wahrscheinlich“. | |
Um das zu verhindern, starteten Leitz und Engelmann [1][eine Petition]. Die | |
Anlaufstelle „darf nicht kaputt gespart werden“, heißt es darin. Sie | |
vermuten, dass es eine Frage des Geldes ist, wie es mit der Sexualambulanz | |
weitergeht. Denn die Universitätsmedizin macht Verluste. „Man sagt zwar, | |
das soll nicht übers Personal ausgeglichen werden, in der Praxis passiert | |
es aber doch“, sagt Leitz. Der Sprecher der Universitätsmedizin versicherte | |
dagegen schon im Mai, es gebe keinen Beschluss, die Ambulanz zu schließen. | |
Es würden Gespräche geführt, „wie dieses Spezialangebot fortgeführt werden | |
kann“, sagte er dem Göttinger Tageblatt. | |
Jetzt steht fest: Die Sexualambulanz bleibt erhalten. Aus dem befristeten | |
Vertrag der Mitarbeiterin wird eine Festanstellung. Das teilte die | |
Universitätsmedizin der taz mit. Es gebe „aktuell konkrete Bemühungen“, d… | |
zweite Stelle in der Ambulanz wieder zu besetzen. Darauf hofft auch | |
Stephanie Leitz vom Verein Queeres Göttingen. „Es ist zu viel Arbeit für | |
eine Person“, sagt sie. Das sei nicht nur ein lokales Problem. | |
In ganz Deutschland mangele es an Therapieplätzen. Doch Krankenkassen | |
übernehmen etwa die Kosten für eine Körperangleichung nur dann, wenn die | |
Versicherten Therapien und Begutachtungen durchlaufen haben. Betroffene | |
sind also auf Einrichtungen wie die Göttinger Sexualambulanz angewiesen. | |
Spätestens wenn sie ihren Vornamen oder den Geschlechtseintrag ändern | |
lassen wollen, schreibt das Transsexuellengesetz mehrere Gutachten vor, | |
bevor ein Gericht die Änderung genehmigen darf. | |
Das Justizministerium überarbeitet derzeit das Gesetz. Einen Entwurf | |
kritisieren trans*-Verbände scharf. An dem ursprünglichen Verfahren würde | |
kaum etwas geändert. Die scheidende Ministerin Barley verteidigte die | |
Reform – mehr sei mit der Union nicht zu machen. | |
9 Jun 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/sexualambulanz-in-goettingen-er… | |
## AUTOREN | |
Michael Kees | |
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