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# taz.de -- Parlamentswahlen in Belgien: Die Kluft wird größer
> Im flämischen Landesteil verzeichnen die Rechtsextremen starke Zuwächse.
> Der Rest des Landes wiederum rückt weiter nach Links.
Bild: Die Belgier mussten am Sonntag gleich doppelt ran: Sie wählten für Euro…
Bei den Parlamentswahlen in Belgien zeichnet sich eine deutliche
Verschiebung der Kräfteverhältnisse ab. Im flämischen Landesteil wird die
nationalistische Nieuw-Vlaamse Alliantie (N-VA) erneut die stärkste Kraft.
Nachdem rund einem Drittel aller Wahllokale gezählt sind, kommt sie auf
rund 26 Prozent der Stimmen – etwa sechs Prozent weniger als 2014. Davon
profitiert der rechtsextreme Vlaams Belang, der von 5,9 auf voraussichtlich
gut 17 Prozent springt.
Der rechten Dominanz in Flandern steht ein Links-Ruck im Rest Belgien
gegenüber. Der Parti Socialiste liegt demnach sowohl in der frankofonen
Wallonie (etwa 27 Prozent) als auch in der Hauptstadtregion Brüssel (19
Prozent) vorne. Großer Wahlsieger in der Wallonie ist allerdings [1][die
grüne Partei Ecolo], die dort am frühen Abend bei 18 Prozent lag.
Anlässlich des starken Zuwachs der Vlaams Belang, ein Bündnispartner der
europäischen Populistenfraktion um Marine Le Pen vom Rassemblement National
(früher Front National) und Italiens rechtem Innenminister Matteo Salvini
spricht die renommierte Tageszeitung De Standaard von einem „neuen
schwarzen Sonntag“ und spielt damit auf den Durchbruch des Vlaams Blok im
Jahr 1991 an, der wegen Rassismus verbotenen
Vlaams-Belang-Vorgänger-Partei.
[2][Der bisherige Premier Charles Michel], dessen liberales Mouvement
Réformateur (MR) im frankofonen Landesteil hinter dem Parti Socialiste (PS)
auf dem zweiten Platz liegt, sagte, Belgien werde „vom wachsenden Einfluss
extremistischer Populisten nicht verschont“. Er hoffe, das Land werde
„nicht unregierbar“. N-VA Spitzenkandidat Jambon hatte kurz vor den Wahlen
gesagt, die entgegengesetzten Tendenzen im Land zu vereinen, sei „ein
Höllenjob“.
Der ehemalige Vlaams-Belang-Chef Filip Dewinter forderte, dass seine Partei
nun auch an Regierungsverhandlungen beteiligt wird: „Wenn das nicht
geschieht, sind wir in fünf Jahren noch viel stärker.“ Traditionsgemäß
koalieren die großen Parteien des Landes nicht mit dem Vlaams Belang. Daran
wird sich indes wohl auch nach dieser Wahl nichts ändern.
Allerdings zeichnet sich ab, dass Belgien erneut auf eine schwierige
Regierungsbildung zusteuern wird. Die Kluft zwischen dem
niederländischsprachigen, bürgerlich-konservativen Norden und der
frankofonen Wallonie wird zusehends tiefer. Damit werden Erinnerungen an
2010 wach: 541 Tage lang dauerte es nach den Wahlen, bis in Brüssel wieder
eine Regierung antrat – Weltrekord.
26 May 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Tobias Müller
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