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# taz.de -- Entgeltordnung für den BER: Laut wird teuer
> Am BER soll Lärm was kosten. Reine Menschenliebe steckt nicht dahinter:
> Die Flughafengesellschaft will dringend ein längeres Nachtflugverbot
> vermeiden
Bild: Maschine im Schlafanflug? Verboten oder zumindest ganz schön teuer
Fliegen macht Lärm, das ist eine so banale wie unangenehme Realität. Zwar
sind moderne Flugzeuge leiser als die Vorgängergenerationen, nur wird das
in der Luftverkehrs-Boomtown Berlin durch die stetig steigende Zahl an
Starts und Landungen locker wettgemacht. Aber jetzt kommt’s: Auch die Art
und Weise, wie die Pilotin die Maschine bedient, wie viel Schub sie etwa zu
welchem Zeitpunkt gibt, macht einen erheblichen Unterschied bei den
Lärmemissionen.
Die [1][Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB)] will solche
„lärmärmeren Flugverfahren“ im Rahmen der künftigen Entgeltordnung am BER
belohnen. Das kündigte FBB-Chef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag auf
einer Pressekonferenz an. Schon jetzt würden alle Flugzeuge nach Bauart in
sieben Lärmklassen eingeteilt, für laute müsse mehr gezahlt werden als für
leisere. „Jetzt gehen wir den nächsten Schritt und leisten Pionierarbeit“,
so Lütke Daldrup.
Mit neuen Messpunkten rings um den BER will die FBB den von jedem Flugzeug
emittierten Lärm individuell messen – an drei Stellen hintereinander pro
Start und Landung. Dann wird nach 11 Lärmklassen abgerechnet. Während für
die leisesten „Flugereignisse“ gerade mal 40 Euro fällig werden, schlagen
die lautesten mit 7.500 Euro heftig zu Buche. Wollen Airlines ihre Kosten
senken, müssen sie also erstens leise Maschinen anschaffen und zweitens ihr
Personal richtig schulen.
## „Wachstum ist kein Wert an sich“
Aus reiner Nächstenliebe geht die FBB diesen Schritt nicht – auch wenn ihr
Chef sagte, man wolle „verantwortlich mit dem Wachstum umgehen“, denn
Wachstum sei „kein Wert an sich“. Vielmehr versucht die FBB der Ausweitung
des für den Zeitraum von 0 bis 5 Uhr festgelegten Nachtflugverbots
vorzubauen, wie es Brandenburgs BürgerInnen schon [2][2012 in einem
erfolgreichen Volksbegehren gefordert] haben. Lütke Daldrup betonte noch
einmal, dass die „Tagesrandzeiten“ – 22 bis 0 Uhr und 5 bis 6 Uhr – wic…
für den wirtschaftlichen Betrieb des BER seien.
In diesen Zeiten werden weniger Starts und Landungen genehmigt, und nach
der neuen Entgeltordnung werden sie auch bis zu sechsmal teurer sein als
tagsüber. Verzichtbar seien sie nicht, so der Flughafenchef: Neben
Logistikflügen nutzten auch „touristische und ethnische Verkehre“ saisonal
die Randzeiten. Und: Gerade viele Interkontinentalflüge kämen zwischen 5
und 6 Uhr in Deutschland an. Ihnen die frühe Landung nicht zu ermöglichen,
wäre für den BER ein großer Wettbewerbsnachteil.
## Fertigstellung im Korridor
Zur Fertigstellung des Problemterminals T1, von der Start des BER abhängt,
gab sich Lütke Daldrup optimistisch. Man befinde sich in dem
„Fertigstellungskorridor“, den die FBB bei seinem Antritt im Dezember 2017
dem Aufsichtsrat mitgeteilt habe. „Aus unserer Sicht“ stehe der
Inbetriebnahme im Oktober 2020 nichts im Wege.
„Das Monster ist final gezähmt“, sagte Lütke Daldrup über die
Entrauchungssteuerung, die bereits vom TÜV abgenommen wurde. „Zu Beginn des
Sommers“ sollen nun die Prüfungen der von Bosch installierten
Brandmeldeanlage und der Notwarnsysteme erfolgen, bei den zeitlich
kritischen Verkabelungsarbeiten durch die Firma Caverion geschehe dasselbe,
allerdings erst einmal nur für die unter „Priorität 1“ zusammengefassten
Teile. Die sogenannte Wirk- und Prinzipprüfung (WPP) könne dann bis Herbst
durchgeführt werden.
Auf die Baufertigstellungsanzeige im Herbst folge im Frühjahr 2020 die
Nutzungsfreigabe und von April bis Oktober der Testbetrieb (Operational
Readiness and Airport Transfer, ORAT). Im Oktober könne dann eröffnet
werden.
31 May 2019
## LINKS
[1] https://www.berlin-airport.de/de/unternehmen/index.php
[2] /Brandenburger-Volksbegehren-erfolgreich/!5078031
## AUTOREN
Claudius Prößer
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Engelbert Lütke Daldrup
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Engelbert Lütke Daldrup
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