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# taz.de -- Kommentar Szenario Grün-Rot-Rot: Bündnis 19/Die Grünen
> Die Große Koalition droht zu scheitern. Für die Grünen wären Neuwahlen
> attraktiv – doch sie bekennen sich nicht zur Möglichkeit Grün-Rot-Rot.
Bild: Könnten groß denken, tun es aber nicht: die Grünen, hier in Person von…
Rot-Rot-Grün blieb ein schöner Traum, weil er die falschen Vorzeichen
hatte. Der SPD fehlte schon vor Jahren auch inhaltlich die Stärke, um ein
progressives Bündnis anzuführen. Für ein solches gibt es nun laut aktuellen
Umfragen wieder eine knappe Mehrheit. Wer, wenn nicht die Grünen, sollte
das jetzt übernehmen? Aber die gucken lieber in die Luft, anstatt sich
endlich zu Grün-Rot-Rot zu bekennen.
Dabei ist die Lage günstig: Für die Grünen wären Neuwahlen viel attraktiver
als für die beiden anderen Volksparteien – ja, so muss man es jetzt sagen,
es sind drei geworden. Und natürlich wollen sich die Grünen in ihrem
Umfragehoch nicht einfach in eine Regierung Merkel einwechseln lassen, die
schon die SPD in einen Mahlstrom der Bedeutungslosigkeit zog.
[1][Die Grünen sitzen am Hebel], und der trägt die Aufschrift „Alles neu“.
Warum zögern sie, aus ihrem Kapital ein politisches Zukunftsprojekt zu
machen? Warum drücken sie sich noch immer vor einem eindeutigen Bekenntnis
zu einem Bündnis mit SPD und Linkspartei, warum weichen sie Fragen nach
Ambitionen auf das Kanzleramt aus?
Bescheidenheit ist ja ganz nett, aber Bescheidenheit gewinnt keine Wahlen.
Und auch das Warmhalten des Flirts vom vergangenen Frühling führt nie
irgendwohin, das sollten auch die Grünen wissen – und der absoluten
Mehrheit für Schwarz-Grün in den aktuellen Umfragen widerstehen, ebenso
einer [2][Jamaika-Koalition in Bremen]. Denn: Wollen sie nach ihrem Erfolg
bei der Klimawahl 2019 ernsthaft mit einer Union koalieren, für die noch
immer Flugtaxis das höchste der Gefühle sind, wenn es um nachhaltige
Zukunftspolitik geht?
## Besser regieren, als nicht mehr zu existieren
Die Linkspartei dagegen hat mit Katja Kipping eine Vorsitzende, die nicht
die ewige Wadenbeißer-Opposition, sondern progressives Regieren als Ziel
ausgibt und dabei nicht länger von Sahra Wagenknecht torpediert wird. Sie
könnte ergänzen, was den Grünen an sozialpolitischer Zielstrebigkeit fehlt.
Und die SPD dürfte inzwischen verstanden haben, dass sie ihr Profil und
dabei das Thema Klimawandel ernst zu nehmend integrieren muss.
Es liegt also nicht nur an den Grünen, den beiden anderen eindeutige
Bereitschaft zu signalisieren, sondern auch an den Sozialdemokraten, darauf
zu reagieren, ihre Angst vor Neuwahlen herunterzuschlucken – und die
Koalition platzen zu lassen. Für sie könnte ein grün-rot-rotes Bündnis die
Chance sein, gute Digital-, Außen- und Sicherheitspolitik zu machen, bis
sie ihren sozialen Kern irgendwann wieder ausgebuddelt haben, anstatt in
der Groko endgültig auszubrennen. Oder anders gesagt: Besser als
Juniorpartner der Grünen regieren als gar nicht mehr existieren.
4 Jun 2019
## LINKS
[1] /Endspurt-im-Europawahlkampf/!5596365
[2] /Sondierungsgespraeche-in-Bremen/!5597152
## AUTOREN
Johanna Roth
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