Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mangel an Lkw-Fahrerinnen: Mehr Frauen in die Brummis
> Nur 1,6 Prozent der Lkw-FahrerInnen sind weiblich. Das will ein Verband
> ändern – mit Stammtischen und einer „Trucker-Prinzessin“.
Bild: Viele Männer in den Kabinen: Nur 1,6 Prozent der Lkw-FahrerInnen sind Fr…
Berlin taz | Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung
(BGL) will mehr Frauen in Lkw-Fahrerkabinen bringen. Nur 1,6 Prozent der im
Güterverkehr angestellten FahrerInnen sind weiblich, teilte der Verband am
Dienstag mit. Auch angesichts des ohnehin großen Mangels an Lkw-Fahrern sei
das zu wenig, betonte Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Der BGL vertritt
als einer der größten deutschen Logistikverbände 7.000 Unternehmen aus
Straßengüterverkehr, Logistik und Entsorgung.
In den vergangenen Jahren habe sich in der Logistikbranche ein zunehmender
Fahrermangel angekündigt. Jedes Jahr gingen 30.000 FahrerInnen in Rente,
während sich lediglich 15.000 neu in Ausbildung befänden, sagte Engelhardt.
Im Dezember letzten Jahres schlug der BGL deshalb Alarm: Gemeinsam mit
einem Dutzend weiterer Handels- und Transportverbände warnte der BGL vor
einem „Versorgungskollaps“ und stellte einen [1][Fünf-Punkte-Plan] vor, um
mehr Nachwuchs zu gewinnen.
Geplant seien eine Reihe von Maßnahmen, unter anderem ein
„Frauenstammtisch“. Er soll, wie das Pendant für die Langstreckenfahrer,
regelmäßig stattfinden, um Fahrerinnen zu vernetzen und einen Austausch
untereinander zu ermöglichen. Eine „Botschafterin“ für
Berufskraftfahrerinnen soll zudem öffentlichkeitswirksam Frauen im Beruf
bestärken und konkrete Erfahrungen aus der Berufspraxis in Gremien wie den
geplanten „Arbeitskreis Frauen in der Logistik“ einbringen.
Man habe sich bewusst für eine Repräsentantin entschieden, die nicht den
Klischees einer Lkw-Fahrerin entspricht, heißt es auf der Pressekonferenz.
Die Wahl ist auf [2][Christina Scheib] gefallen, auch bekannt als
„Trucker-Prinzessin“ und Protagonistin der DMAX-Serie „Asphalt Cowboys“.
Die 33-jährige aus Bayern erfüllte sich vor einigen Jahren ihren
Berufswunsch, indem sie sich den Lkw-Führerschein selbst finanzierte.
## Freie Wochenenden, gemütlichere Kabinen
Geplant sei außerdem, durch eine Garantie auf freie Wochenenden mit der
Familie Frauen für den Fernfahrerinnenjob begeistern. Auch geräumigere
Fahrerkabinen mit eingebauten sanitären Anlagen sollen in Zukunft mehr
Sicherheit und Komfort an spärlich ausgestatteten Rastplätzen bringen.
Die Bemühungen des BGL um eine wachsende weibliche Repräsentation sind
relativ neu. Die bisher umgesetzten Maßnahmen zielen eher auf Vernetzung
und ein verbessertes Image des Berufsfeldes als auf konkrete Verbesserungen
der Arbeitsbedingungen speziell für Frauen.
Passenderweise ist Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Schirmherr des
Fünf-Punkte-Plans. Sein Ministerium hat mit einem Frauenanteil von 14
Prozent ein ähnliches Problem wie der BDL, dessen Vorstand komplett
männlich besetzt ist.
Vorstandssprecher Engelhardt betont an dieser Stelle, dass im 2018 neu
gegründeten Aufsichtsrat mit Henriette Knoppenhöfer auf Vorschlag des
Landesverbands Rheinhessen-Pfalz jetzt auch eine Frau sitzt – neben fünf
Männern.
Ob der Gleichstellungsvorstoß des Verbandes mehr ist als eine reine
Imagekampagne, bleibt fraglich. Solange Frauenförderung lediglich die
Defizite ausgleichen soll, die durch fehlende männliche Arbeitskraft
entsteht, ist sie nicht besonders viel wert. Schließlich geht es bei
Gleichstellung nicht um die fehlende „Attraktivität“ eines Berufsfeldes,
die durch mehr Frauen ausgeglichen werden kann, sondern um strukturelle
Diskriminierung.
14 May 2019
## LINKS
[1] https://www.bgl-ev.de/web/medien/presse/article_archiv.htm&news=3312&am…
[2] https://www.instagram.com/christina_scheib/?hl=de
## AUTOREN
Julia Springmann
## TAGS
Lkw
Gleichberechtigung
Fachkräftemangel
Schwerpunkt Coronavirus
Ausbildung
Feminismus
Lkw-Abbiegeassistenten
Autobahn
## ARTIKEL ZUM THEMA
Lkw-Fahrerin über ihren Beruf: „Der Konkurrenzdruck ist riesig“
Lkw-Fahrerin Vivien Blumenthal liebt ihre Arbeit. Mit der taz sprach sie
über Italien, Corona, männliche Kollegen und ihren fünfjährigen Sohn.
Regierung reformiert Berufsausbildung: Brot vom Bachelor Professional
Das Kabinett hat ein neues Berufsbildungsgesetz verabschiedet. Die
berufliche Bildung soll dadurch aufgewertet werden.
Shitstorm für männlichen Vorstand: Der ADAC ist ein Altherrenverein
In der neuen Chefetage des Automobilclubs sitzen nur ältere, weiße Männer.
Diversität sieht anders aus, finden viele Twitternutzer*innen.
Verkehrssenatorin über Abbiegeassistent: Nur für einzelne Kreuzungen möglich
Ein generelles Verbot für Lkws ohne Abbiegewarnsystem lässt sich in den
Kommunen zurzeit nicht realisieren, sagt Berlins parteilose
Verkehrssenatorin Regine Günther.
Eine Fernfahrerin unter Männern: Prinzessin auf der Autobahn
Die Truckerwelt besteht aus Männern. Es gibt nur wenige Frauen, die
40-Tonner lenken. Jasmin Wucherer ist eine davon. Wir waren mit ihr auf
Achse.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.