| # taz.de -- Fußballtrainerin über Macht: „Die Spieler respektieren mich“ | |
| > Patrizia Panico ist die erste Trainerin eines männlichen | |
| > Juniorenauswahlteams in Italien. Sie erklärt, warum Frauen für den | |
| > Männerbereich wichtig sind. | |
| Bild: „Kampfgeist hat mit dem Geschlecht nichts zu tun“, sagt Patrizia Pani… | |
| taz: Frau Panico, Sie trainieren als erste Frau eine männliche italienische | |
| Juniorenauswahl, die U15. Wie kam es dazu? | |
| Patrizia Panico: Ich war schon beim U16-Nationalteam Assistenztrainerin von | |
| Chefcoach Daniele Zoratto [früherer Spieler unter Arrigo Sacchi, Anm. d. | |
| Red.] tätig. Auf der Bank habe ich zum ersten Mal gesessen, als ich ihn bei | |
| einem Freundschaftsspiel gegen Deutschland vertreten musste. | |
| Später habe ich mit dem Koordinator aller italienischen | |
| Jugendnationalmannschaften, Maurizio Viscidi, über meine Zukunft | |
| gesprochen, und wir haben beschlossen, dass ich Trainerin der U15 werde. | |
| Wir haben das als die normale Weiterentwicklung meines Werdegangs gesehen. | |
| Alle Ihre Assistenten sind Männer. Wie fühlt es sich als einzige Frau an? | |
| Daran habe ich mich bereits gewöhnt. Mir ist es nur wichtig, dass sich | |
| unter den Stab-Mitgliedern die richtige Synergie ergibt, um erfolgreich | |
| zusammenarbeiten zu können. Als Spielerin habe ich entweder unter | |
| gemischten oder männlichen Stäben gearbeitet, niemals unter einem ganz | |
| weiblichen. | |
| Meiner Meinung nach haben Frauen und Männer verschiedene Perspektiven, | |
| doch unvereinbar sind sie nicht. Gespräch und Meinungsaustausch halte ich | |
| für möglich und sehr produktiv. Im Übrigen: Wenn man mit intelligenten | |
| Menschen zu tun hat, versteht man sich schnell und gut. | |
| Wie ist Ihr Verhältnis zu den Spielern? | |
| Aus meiner Sicht ist das sehr gut. Die Spieler respektieren mich. Mir | |
| gefällt es, sie spüren zu lassen, dass ich für sie da bin und ihnen helfen | |
| kann, ihren Traum zu verwirklichen. | |
| Und wie reagieren die gegnerischen Kollegen? | |
| Sagen wir so: Ich hatte den Eindruck, dass viele es nicht ertragen können, | |
| gegen eine Frau zu verlieren … | |
| Hatten Sie irgendein Autoritätsproblem? | |
| Niemals. Ich brauche nicht einmal lauter zu sprechen, damit die Spieler mir | |
| zuhören. Sie erkennen die Autorität des Trainers, unabhängig davon, ob es | |
| ein Mann oder eine Frau ist. Außerdem kommen die U15-Spieler aus Profiklubs | |
| und wissen, welche Regeln man in einer Gruppe beachten muss. | |
| Sind Sie besonders streng? | |
| Nein, überhaupt nicht. Ich habe Macht, ohne autoritär zu sein. Das brauche | |
| ich nicht. | |
| Denken Sie, dass es für die jungen Spieler von Bedeutung ist, eine Frau vor | |
| sich zu haben? | |
| Ich halte es für eine Bereicherung. In der Schule sind die meisten ihrer | |
| Lehrer Frauen. Doch die Schule wird normalerweise als Pflicht betrachtet, | |
| Fußball hingegen als eine Leidenschaft. Die Tatsache, dass sie durch die | |
| Trainerin mit einer Frau ihre Leidenschaft teilen können, finde ich aus | |
| pädagogischer Sicht wesentlich. Sie lernen, dass man mit Frauen auch über | |
| Fußball sprechen kann. | |
| Werden die Frauen im Fußball endlich ernster genommen? | |
| Ich glaube, da müssen noch viele Vorurteile abgebaut werden. Im Vergleich | |
| zu anderen Gesellschaftsbereichen ist der Fußball beträchtlich in | |
| Rückstand. Es gibt zwar Firmen, die von Frauen geleitet werden, aber keine | |
| einzige Frau, die in der italienischen Serie A, B oder C tätig ist. Ich | |
| beziehe mich nicht nur auf die Trainer, sondern auch auf die Ärzte, die | |
| Physiotherapeuten und die technischen Assistenten. Meines Erachtens schaden | |
| sich die Vereine selbst, wenn sie Frauen ausschließen. | |
| Stört es Sie, wenn eine Mannschaft als „weiblich“ bezeichnet wird? | |
| Das finde ich vor allem banal. Kampfgeist hat mit dem Geschlecht nichts zu | |
| tun. Leider sind solche Ausdrücke in der Sprache verwurzelt, man sollte sie | |
| bewusst meiden. Beispielweise sage ich nie meinen Spielern „Eier zeigen!“. | |
| Ich fordere sie auf, mit Persönlichkeit zu spielen. | |
| Nennen Sie Ihre Spieler „Mister“? | |
| Ja! Niemand will mir das glauben, wenn ich es erzähle. Ich bin mir bewusst, | |
| dass es komisch klingt, aber die Spieler sind daran gewöhnt und ich störe | |
| mich nicht daran. Eine Bemerkung ist mir zum Abschluss noch wichtig. | |
| Bitte. | |
| Ich gratuliere meiner [1][Kollegin Inka Grings], die den Trainerjob beim SV | |
| Straelen aufgenommen hat. Ich erinnere mich noch genau an sie, weil wir mit | |
| unseren Nationalteams oft gegeneinander gespielt haben. Als Spielerin hatte | |
| sie große Qualitäten, aber vor allem eine starke Persönlichkeit. Deswegen | |
| bin ich mir sicher, dass sie eine hervorragende Arbeit machen wird. Diese | |
| Chance hat sie sich völlig verdient und ich wünsche ihr alles Beste. | |
| 12 May 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Valeria Meta | |
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