# taz.de -- Australischer Fußballer outet sich: „Es fühlt sich klasse an“ | |
> Andy Brennan, australischer Zweitligafußballer, feiert sein Coming-out – | |
> als erster noch aktiver Profi in seinem Land. | |
Bild: Der Druck wurde zu groß: Andy Brennan (rechts) | |
„Es fühlt sich nicht an, als ob das eine große Sache wäre. Das sollte es | |
2019 auch nicht sein.“ Mit diesen Worten kommentierte der Australier Andy | |
Brennan seine Entscheidung, sich als erster noch aktiver Fußball-Profi in | |
seinem Land offen zu seiner Homosexualität zu bekennen. Der 25-jährige | |
Stürmer des Zweitligisten Green Gully SC aus Melbourne nutzte [1][einen | |
Beitrag für die Gewerkschaft Professional Footballers Australia] für sein | |
Coming-out: „Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass | |
ich diese Lüge nicht länger leben kann. Dass ich glücklich sein will, so | |
wie ich bin. Irgendwann muss man zur Kenntnis nehmen, dass man so ist. Und | |
man sein muss, wer man ist“, schrieb er und fügte hinzu: „Es fühlt sich | |
klasse an.“ | |
Außerdem hatte Brennan in einem Instagram-Post erklärt, warum er so lang | |
mit seinem Coming-Out gezögert hat: „Ich habe Jahre gebraucht, bis es sich | |
gut für mich angefühlt hat zu sagen: Ich bin schwul. Ich hatte Angst, es | |
würde meine Freundschaften, meine Teamkollegen und meine Familie | |
beeinträchtigen. Aber die Unterstützung der Menschen um mich herum war so | |
großartig und hat mir geholfen, diesen letzten Schritt zu gehen.“ In | |
Australien haben bereits der Schwimmer Ian Thorpe oder der Rugbyspieler Ian | |
Roberts offen über ihre Homosexualität gesprochen, aber erst nach ihrer | |
aktiven Karriere. | |
„Schwul zu sein im Sport und in der Kabine ist eine mentale Belastung | |
gewesen, nicht zu wissen, wie die Leute um einen herum reagieren werden. Es | |
war ein Druck, der mich aufgefressen hat“, stellte Brennan fest. | |
Er ist weltweit einer der wenigen Fußballprofis, die sich zum Coming-out | |
entschlossen haben, nachdem der Engländer Justin Fashanu 1990 voranging. | |
Der Bekannteste ist hierzulande der ehemalige deutsche Nationalspieler und | |
heutige Sportvorstand des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger, der nach dem | |
Ende seiner sportlichen Laufbahn 2014 erklärte, schwul zu sein. | |
## Homophobie und der befürchtete Imageschaden | |
In diesem Januar jährte sich der Tag von Hitzlspergers Coming-out zum | |
fünften Mal. [2][Gegenüber der ARD] ermutigte er andere Spieler, offen über | |
ihre Homosexualität zu sprechen. Von Seiten der Fans sei nicht viel zu | |
befürchten, die Thematik im Fußball kein Tabu mehr. Peter Fischer, | |
Präsident von Eintracht Frankfurt, rät Fußballprofis hingegen auch heute | |
noch von einem Coming-out ab. Die Zeit sei noch nicht reif dafür. | |
Erst jüngst hat das [3][Sächsische Sportgericht ein Verfahren eingestellt, | |
in dem es um Homophobie im Amateurfußball ging]. Die Frage eines Spielers | |
an einen anderen, ob er schwul sei und die anschließenden Beleidigungen als | |
„Schwuchtel“ und „Arschficker“ wurden von dem Gericht als „fußballty… | |
beschrieben und stellten „kein tatbestandsrelevantes, sportwidriges | |
Verhalten dar“. Homophobie als Normalität im Fußball – so deklariert von | |
einer judikativen Gewalt. | |
Das Phänomen ist im Fußball ein strukturelles, Meldungen über homophobe | |
Sprechchöre oder Angriffe von Hooligans sind keine Seltenheit. Und noch | |
immer hat sich in Deutschland kein aktiver Profifußballer zu seiner | |
Homosexualität bekannt. | |
Beim Frauenfußball ergibt sich ein anderes Bild: Viele Fuktionärinnen wie | |
auch Spielerinnen gehen offen mit ihrer Homosexualität um. Das bedeutet | |
nicht, dass der Frauenfußball frei von Homophobie ist, doch Figuren wie | |
Nadine Angerer, Steffi Jones oder Kim Kulig-Soyah können jungen | |
Fußballerinnen als Vorbild dienen. Ein Coming-out ist für Frauen im | |
Profifußball eben keine große Sache. | |
15 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://pfa.net.au/news/in-my-words-andy-brennan/ | |
[2] https://www.tagesschau.de/inland/homophobie-fussball-103.html | |
[3] /Kommentar-Homophobie-im-Fussball/!5591935 | |
## AUTOREN | |
Hanna Lohoff | |
Valeria Meta | |
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