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# taz.de -- Kolumne Europa-Express: Unter PS-Verrückten
> Auf Schienen zu reisen hat so manche Vorteile. Der Nachteil: Manchmal
> landet man an Orten, an denen man lieber nicht sein möchte.
Bild: In Białystok fährt man Motorrad auf dem Laufband
Der Weg vom litauischen Kaunas ins benachbarte Warschau ist zäh. Mein Zug
fährt unerträglich langsam und an jedem noch so kleinen Bahnhof verharren
wir mindestens zehn Minuten. Langsam – schnell – stehen – weiterfahren.
Dieser Rhythmus macht mich mit der Zeit unruhig.
Dann steigt auch noch eine laute und biertrinkende Männerhorde in meinen
Zug. Sie feiern den Junggesellenabschied des einen und haben sich in den
Kopf gesetzt, ausgerechnet mich anzusprechen und zum Mittrinken zu
animieren. Meine Kopfschmerzen werden stärker. Der Sonnenbrand, den ich mir
[1][gestern in Kaunas zugezogen habe], ist zwar besser geworden, dafür
fühle ich mich heute erkältet und wie überfahren.
Im polnischen Białystok muss ich schließlich auch noch umsteigen und zwei
Stunden auf meinen Zug nach Warschau warten. Der Zwischenhalt in dieser
mittelgroßen und mittelspannenden Stadt macht meinen Kopf nicht gerade
leichter. Das Wetter ist mir zu schwül und drückend – vor allem für diese
Jahreszeit.
Meine Zwangspause will ich trotzdem nutzen. Vom Marktplatz klingt Musik und
ich entdecke ein kleines Straßenfest vor einer Kirche. In der Nähe gibt es
ein ohrenbetäubendes Motordröhnen. Eine Gruppe von Menschen verdeckt mir
zunächst die Sicht, doch dann sehe ich, woher der Lärm und der Abgasgestank
kommt: Auf einem fest installierten Motorrad sitzt ein Mann in Lederkluft,
der Vollgas gibt.
Während der hintere Reifen auf einem Laufband durchdreht, hebt er den
vorderen in die Luft. Begeistert filmt ihn die Menge. Ich bin fassungslos.
Von anderen Kuriositäten, die es bei diesem Fest noch gegeben hat, will ich
gar nicht erst anfangen.
Mir wird es zu viel und ich suche lieber eine Wechselstube. Polen wird auf
meiner Reise nach Lissabon das einzige Land sein, in dem ich nicht mit Euro
zahlen kann. Sofort vermisse ich diesen Komfort. Als ich wieder am Bahnhof
ankomme, wartet glücklicherweise bereits der Zug nach Warschau auf mich.
Dann ganz schnell weg von hier.
1 May 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Jana Lapper
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Reisen
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