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# taz.de -- Rechtsextreme in Spanien: Feindbild Presse
> Die Partei Vox geht rüde mit kritischen Medien um. Diese werden
> ignoriert, beschimpft oder aus WhatsApp-Gruppen gelöscht.
Bild: Hetzen gegen „die linke Mediendiktatur“: Vox-Chef Santiago Abascal be…
Madrid taz | Die rechtsextreme spanische Vox hat einen neuen Feind
entdeckt: Die Presse. Die Partei, die nach ihrem überraschenden Einzug ins
andalusische Regionalparlament im vergangenen Dezember jetzt auch mit einem
zweistellige Ergebnis bei den spanischen Parlamentswahlen am kommenden
Sonntag rechnen darf, möchte von Journalisten nichts wissen. Vor allem, wer
kritisch über die ausländer- und frauenfeindliche Formation berichtet, wird
aus dem Verteiler gestrichen. Weder mails noch Anrufe werden beantwortet.
Alles begann mit einer Verwechslung in der Gruppe, die die Partei für
Journalisten im Messenger WhatsApp eingerichtet hatte. Dort hatte der
stellvertretende Vox-Pressechef Manuel Mariscal aus Versehen eine Nachricht
gepostet, die Aufschluss über die Kommunikationsstrategie gibt. Vox war
kurz zuvor nicht zu einer Fernsehdebatte zugelassen worden, da dort nur
Parteien teilnehmen, die bereits im Parlament sitzen.
„Wenn die Presse uns fragt, werden wir unseren Ärger kundtun, weil wir die
Debatte gewonnen hätten. Wir sollten kein Wort darüber verlieren, dass uns
das alles sehr gelegen kommt“, heißt es dort. Zwei Journalisten
veröffentlichten dies in ihren Medien, einem Radio und einer
online-Zeitung. Wenig später wurden sie aus der WhatsApp-Gruppe entfernt.
Das gleiche Schicksal ereilte kurz danach diejenigen, die über eben diese
Repressalie berichteten. Auf Nachfrage der größten spanischen Tageszeitung
El País bei Vos wurde mitgeteilt, die El País-Autoren seien „Manipulatoren�…
und El País ein „Medium, das Fakenews verbreitet“. Das gewerkschaftsnahe
online-Blatt El Plural wurde kurzerhand zur „extremen Linken“ erklärt.
## Kopie der Strategie Trumps
Auch die Lokalzeitung Diario de Mallorca, die aufdeckte, dass eine von Vox
verbreitete Nachricht über eine Aggression von „Feminazis“ – so nennt die
Partei die Feministinnen – gegen ein Mädchen, frei erfunden war, wurde
gesperrt.
Vox kopiert die Strategie des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump.
Die Partei, deren Gründer alle aus der konservativen Partido Popular (PP)
ausgestiegen sind, werden wie Trump vom rechten Kommunikationsspezialisten
Steve Bannon beraten.
Vox-Parteichef Santiago Abascal wettert auf seinen Wahlkampfveranstaltungen
gerne gegen die „linke Mediendiktatur“. Er schimpft auf La Sexta, einen
Privat-TV-Sender, der gerne die linksalternative Unidas Podemos zu Wort
kommen lässt und Vox scharf kritisiert. Jetzt verspricht er gar, im Falle
eines Wahlsieges den Sender zu schließen.
Doch längst legt sich Abascal, der so gut wie keine Interviews gibt, nicht
nur mit fortschrittlichen Medien an. Auch die konservative Tageszeitung ABC
wurde zum Feind erklärt. Sie hatte es gewagt, Kritik Abascals zu
kritisieren, der freien Waffenbesitz fordert. Als „Medium der feigen
Rechten“ beschimpft Vox das Blatt seither.
Auch das öffentliche Fernsehen in Katalonien, TV3, würde Abascal gerne
schließen. Der Sender müsse zum Schutz der spanischen Einheit aufgelöst
werden, argumentiert er. „Mit dem Geld, das wir nicht an TV3 zahlen, können
wir Geld eine Mauer bauen“, erklärt die Nummer zwei der Partei, Javier
Ortega Smith.
27 Apr 2019
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
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El País
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