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# taz.de -- Letzte Überlebende der Weißen Rose: Traute Lafrenz wird endlich g…
> Spätes Bundesverdienstkreuz: Lafrenz hielt die Verbindung zwischen der
> Münchner Gruppe und Hamburger Widerständlern.
Bild: Das Gedenken an die „Weiße Rose“ gehört fest zur bundesrepublikanis…
„Macht doch nicht so einen Rummel um mich“, sagte Traute Lafrenz beim
Besuch eines Bild-Reporters im letzten Jahr. „Ich bin doch nur eine
Zeitzeugin.“ Ihre Rolle als Mitglied der Weißen Rose spielt sie noch immer
gern herunter. Doch Lafrenz beteiligte sich 1942 aktiv an der Verteilung
von Flugblättern, auf denen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus
aufgerufen wurde.
Sie war als Verbindungsglied zwischen der Münchner und der Hamburger Weißen
Rose aktiv, baute Kontakt zwischen den getrennt agierenden Gruppen auf.
„Wir haben dieselben Sachen gelesen, dieselben Sachen gedacht“, sagt sie
über ihre engen Freunde Hans und Sophie Scholl.
Am vergangenen Freitag wurde Lafrenz 100 Jahre alt –– und bekam zu diesem
Anlass auf ihrer Ranch im US-Bundesstaat South Carolina von der
Generalkonsulin Heike Fuller das Bundesverdienstkreuz überreicht. 68 Jahre
lang hat es also gedauert, bis Deutschland auf die Idee kam, diese Frau mit
dem 1951 gestifteten Orden auszuzeichnen.
Lafrenz’ politisches Interesse war riskant: Nach ihrem Abitur in Hamburg
beginnt sie dort ein Medizinstudium, das sie ab 1942 in München fortsetzt.
Dort lernt sie zunächst die Geschwister Scholl und Christoph Probst kennen,
dann die anderen Mitglieder der Widerstandsgruppe. Die Nationalsozialisten
zerstörten die kurze, aber intensive Freundschaft. Am 22. Februar 1943
werden Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst zum Tode verurteilt
und noch am selben Tag hingerichtet. Sie wurden nur 24, 21 und 23 Jahre
alt. Die berühmten letzten Worte Hans Scholls vor der Ermordung: „Es lebe
die Freiheit!“
## Gerettet durch das Kriegsende
Auch Traute Lafrenz kommt kurz darauf vor Gericht: Der berüchtigte Richter
Roland Freisler, der ihre Freunde zum Tode verurteilt hatte, verurteilt die
junge Frau im April 1943 wegen „Mitwisserschaft“ zu einem Jahr Gefängnis.
Ihre tatsächliche Mitwirkung an den Aktivitäten der Gruppe konnte die
damalige Studentin erfolgreich verschleiern. Nur zwei Wochen nach der
Entlassung wird sie im Zuge der Ermittlungen gegen den Hamburger Kreis
erneut verhaftet und sitzt daraufhin in den Gefängnissen Hamburg, Cottbus,
Leipzig und Bayreuth in Untersuchungshaft.
Bevor es zu einem erneuten Prozess kommen kann, befreien US-amerikanische
Truppen Mitte April 1945 das Zuchthaus St. Georgen in Bayreuth. Traute
Lafrenz kommt frei, emigriert 1947 in die USA, schließt in San Francisco
ihr Medizinstudium ab. Zwischen 1972 und 1994 leitet sie eine
heilpädagogische Praxis für geistig behinderte Kinder in Chicago, seitdem
ist sie pensioniert. Mit ihrem 1995 verstorbenen Mann Vernon Page, den sie
1949 geheiratet hatte, hat sie vier Kinder. Diese wussten lange nichts über
die Vergangenheit ihrer Mutter.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die letzte Überlebende der Weißen Rose,
als der Spiegel sie im vergangenen Jahr besuchte. Das [1][Interview von
Claas Relotius] war in Teilen gefälscht. In Zeiten, in denen wir bald auf
die Zeugen der Zeitzeugen angewiesen sind, ist so etwas besonders
beschämend.
5 May 2019
## LINKS
[1] /Der-Fall-des-Journalisten-Relotius/!5560718
## AUTOREN
Frederik Schindler
## TAGS
Schwerpunkt Nationalsozialismus
NS-Widerstand
Bundesverdienstkreuz
Holocaust
Claas Relotius
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