# taz.de -- Reparationszahlungen für Griechenland: Deutschlands Schuld | |
> Das griechisches Parlament fordert für die Schäden der Weltkriege | |
> Reparationszahlungen. Doch Deutschland betrachtet die Sache als | |
> abgeschlossen. | |
Bild: Tispras im Parlament: „ein historisch, ethisch und emotional beladenes … | |
ATHEN afp | Das griechische Parlament hat am Mittwochabend dafür gestimmt, | |
Reparationsforderungen an Deutschland wegen der beiden Weltkriege zu | |
stellen. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmte für eine Resolution, welche | |
die Regierung von Ministerpräsidenten Alexis Tsipras dazu verpflichtet, die | |
griechischen Entschädigungsforderungen „mit allen notwendigen | |
diplomatischen und rechtlichen Schritten“ durchzusetzen. Die | |
Bundesregierung bekräftigte jedoch, dass sie alle Ansprüche als bereits | |
[1][abgegolten betrachtet]. | |
Sowohl die Abgeordneten von Tsipras' Regierungspartei Syriza als auch die | |
der oppositionellen konservativen Nea Demokratia und der | |
sozialdemokratischen Bewegung der Veränderung (Kinal) stimmten dem | |
Resolutionsentwurf zu. „Das ist eine historische und moralische Aufgabe“, | |
sagte Tsipras im Parlament. Die Regierung werde Deutschland „eine mündliche | |
Mitteilung“ überbringen, um den Dialog hinsichtlich dieses Themas zu | |
beginnen. | |
Die Ansprüche erfolgreich geltend zu machen ist ein Wahlversprechen von | |
Tsipras aus dem Jahr 2015. Tsipras erklärte, er habe das Thema nicht mit | |
der [2][schweren Finanzkrise] der vergangenen Jahre und den Schulden des | |
Landes verquicken wollen. Jetzt aber, nach dem Ende der internationalen | |
Hilfsprogramme, sei der richtige Zeitpunkt. „Es ist ein historisch, ethisch | |
und emotional beladenes Thema“, sagte er. „Wir haben jetzt die Chance, | |
dieses Kapitel zu schließen.“ Wichtig sei ihm, mit Deutschland auf | |
Augenhöhe und freundschaftlich zusammenzukommen. In der Resolution heißt es | |
nun, seine Regierung solle dafür sorgen, dass „die Forderungen | |
Griechenlands aufgrund des Ersten und Zweiten Weltkrieges vollständig | |
erfüllt“ würden. | |
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Mittwochnachmittag, er könne | |
derzeit nicht beurteilen, wie die Debatte ende und welche Folgen sie haben | |
werde. Die Regierung wisse „um die große Schuld und das große Leid“, das | |
Deutschland zu Zeiten des Nationalsozialismus über Griechenland gebracht | |
habe. | |
## Deutschlands Schulden: mindestens 270 Milliarden Euro | |
Zur Frage von Reparationen habe sich aber an der Haltung der Regierung | |
nichts geändert. Sie betrachte das Thema als „juristisch wie politisch | |
abschließend geregelt“, sagte Seibert. | |
Ein Parlamentsausschuss in Athen hatte im vergangenen Jahr die Summe, die | |
Deutschland Griechenland schulden soll, mit mindestens 270 Milliarden Euro | |
beziffert. Sie soll Entschädigungen für Schäden und Plünderungen während | |
des Ersten Weltkrieges sowie für [3][Massaker] und einen Zwangskredit | |
während des Zweiten Weltkriegs abdecken. | |
Unter der Besatzung Hitler-Deutschlands von April 1941 bis September 1944 | |
wurden rund 300.000 griechische Staatsangehörige getötet. Die Nazis | |
verübten zahlreiche Massaker, etwa in Lyngiades, Distomo, Kalavryta, | |
Kandanos oder Viannos.Außerdem nahm die Besatzungsmacht 1942 bei der | |
griechischen Zentralbank einen Zwangskredit auf, der damals auf knapp 500 | |
Millionen Reichsmark beziffert wurde und heute mit Zinsen einige Milliarden | |
Euro wert wäre. | |
Deutschland hat die griechischen Forderungen stets abgewiesen. Zur | |
Begründung heißt es in Berlin unter anderem, der Zwangskredit falle unter | |
das Londoner Schuldenabkommen von 1953.Der Streit um die | |
Entschädigungsforderungen belastet das deutsch-griechische Verhältnis seit | |
Jahren. Hinzu kamen die Auflagen der internationalen Kreditgeber während | |
der griechischen Finanzkrise, hinter denen viele Griechen den Einfluss der | |
Regierung in Berlin vermuteten. | |
18 Apr 2019 | |
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